Essen. Die Stimmung an der Hafenstraße ist im Keller. Und das nach nur drei Spielen in der Rückrunde. Die Fans sind bitter enttäuscht, ja manche sogar richtig sauer über den schwachen Start. Der RWE-Sportchef zeigt Verständnis für die Emotionen, sagt aber auch: „Wir müssen rational handeln.“

Die Möglichkeit, die Saison auf Platz drei abzuschließen, war ihnen avisiert worden, doch davon sind die Rot-Weißen meilenweit entfernt. Zehn Punkte sind es bis dorthin. Nur neun sind es in die andere Richtung - bis zum ersten Abstiegsplatz.

„Ich kann jeden Fan verstehen, der enttäuscht ist und das äußert. Das ist völlig in Ordnung“, sagte RWE-Sportchef Uwe Harttgen dem „Reviersport“. „Dennoch lassen wir uns nicht von der Emotion oder kurzfristigen Dingen leiten. Wir müssen rational handeln.“ Und dazu gehört die Analyse des Leverkusen-Spiels. Als verfahren oder hoffnungslos stuft Harttgen die Lage nicht ein. Die Reaktion der Mannschaft in Halbzeit zwei gebe sogar Anlass zur Hoffnung. „Wenn wir so eine Leistung über 90 Minuten hinbekommen, wäre das schon mal ein guter Schritt.“

Am Dienstag in Siegen

Am kommenden Dienstag tragen die Rot-Weißen das Nachholspiel bei Sportfreunde Siegen aus (190.30 Uhr, Leimbachstadion). Es ist für sie die letzte Partie der Hinrunde.

Benedikt Koep ist nach der Gelb-Roten Karte in Leverkusen gesperrt. Benjamin Wingerter ist wieder dabei ebenso wie Kevin Grund. Hoffnung besteht auch bei Marcel Platzek.

Doch zunächst einmal steht der Eindruck von Hälfte eins. Und der war miserabel. RWE war viel zu passiv, ja geradezu ängstlich. Bloß keine Fehler machen. Das Gegenteil war der Fall. „Wir wollten früh attackieren, wir wussten auch, dass Leverkusen stark beim Spiel über die Flügel ist“, sagt Wrobel. Doch genau dort ließ sich seine Mannschaft überrumpeln. Auch, weil die beiden Außenverteidiger Alexander Langlitz und Roberto Guirino alles andere als in Bestform agierten. Die quirligen Jungspunde Julian Brandt (17), der sein Pflichtspiel-Debüt in der U23 gab, und Khaled Narey (19) bescherten der RWE-Defensive viele Probleme.

Die Ordnung stimmte nicht

Beim 1:0 stimmte aber die Ordnung weder im Mittelfeld noch in der Viererkette. Mit einem simplen Pass auf Brandt hebelte Bayer die gegnerische Defensive aus. Und bei der Hereingabe auf Torschütze Alexander Bieler war RWE im Zentrum ebenfalls unorganisiert.

Die Essener hatten Glück, dass sie zur Pause nur mit 0:1 zurücklagen. Und kamen dann doch noch zurück mit Hilfe eines indirekten Freistoßes im Strafraum, den Kevin Pires-Rodrigues verwandelte. Plötzlich lief es besser und flüssiger. Leverkusen geriet unter Druck. Und einen Handelfmeter hätte es geben müssen, als Mirko Casper - von Benedikt Koep bedrängt - fiel und den Ball unter dem Körper mit den Arm wegfischte. Schiedsrichter Philipp Hüwe ließ weiterspielen. Und wurde noch zum Objekt der Kritik aus Essener Sicht.

Auch interessant

Erst schickte er RWE-Trainer Waldemar Wrobel auf die Tribüne. Die Frage, was er gemacht habe, vermag Wrobel nicht hundertprozentig zu beantworten. „Der Schiri hat nichts gesagt, aber ich soll zu heftig und laut gestikuliert haben.“

Die Aufregung zum Ende hielt an. Als Benedikt Koep an der Außenlinie Hirsch attackierte, sah der RWE-Stürmer Gelb-Rot. Hart, aber vertretbar. Wäre Hirsch schon bei Koeps erstem Versuch gefallen, hätte es Gelb für den bereits verwarnte Essener geben müssen. Der Leverkusener aber strauchelte, lief weiter - bis zum zweiten Tackling.

So dezimiert, hätte RWE zunächst einmal die Reihen schließen müssen. Dass beim 1:2 der lange Innenverteidiger Jerome Propheter allein in den Zweikampf mit Brandt musste, beweist aber nur, dass sich RWE auch in dieser Szene wenig clever anstellte. Wie so oft an diesem Abend.