Essen. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen hat an diesem Freitag bei Bayer 04 Leverkusen II (19.30 Uhr, Haberland-Stadion) die Chance, wieder einige gerade zu rücken. Denn das Fahrwasser ist wieder rauer geworden an der Hafenstraße nach der miserablen Leistung gegen den FC Wiedenbrück.

Das Fahrwasser ist wieder rauer geworden an der Hafenstraße nach der miserablen Leistung gegen den FC Wiedenbrück (2:3). Die gute und auch erfolgreiche Phase zum Ende des Jahres 2013 mit drei Siegen in Folge, das zuvor erkämpfte 2:2 in letzter Sekunde gegen den Titelaspiranten Viktoria Köln – mit einem Schlag haben es sich die Rot-Weißen bei den manchen Fans schon wieder verdorben.

Vorübergehend keine Argumente

Diese Anhänger hatten zuletzt kaum Argumente oder zumindest wenig Grund, sich zu Wort zu melden. Nun aber sind sie wieder da. Es heißt, das RWE-Forum habe nach der Wiedenbrück-Pleite rund viermal mehr Einträge gehabt als zuvor. Es liegt nun an den Rot-Weißen und Trainer Waldemar Wrobel, diesen Trend zu stoppen.

Am besten gleich an diesem Freitag gegen Bayer Leverkusen II (19.30 Uhr, Haberland-Stadion) können sie beweisen, dass es nur ein Ausrutscher war, dass man nun nach vielem Auf und Ab sehr wohl eine gewisse Konstanz im Laufe der Saison hat. Doch die Ausgangslage ist eher mies. Bis zu zehn Spieler fallen möglicherweise aus, darunter so wichtige Leute wie Verteidiger Vincent Wagner, Torjäger Marcel Platzek und vielleicht auch Kevin Grund.

Für Leverkusens Trainer Ralf Minge ist es sozusagen ein Abschiedsspiel. Er wird sportlicher Geschäftsführer beim Zweitligisten Dynamo Dresden. Man könnte es auch als Beförderung begreifen. Den Kollege Waldemar Wrobel auf der Essener Bank würden einige Anhänger (wie viele es sind, vermag niemand genau zu sagen) in die Wüste schicken. Sie sind unzufrieden mit dem Erreichten, aber darin sind sich ja alle Rot-Weißen sowieso einig. Nur bei der Ursachenforschung gibt es erheblich Differenzen. Da sprechen die Kritiker dem Essener Trainer die Klasse ab. Die Entwicklung des Teams stagniere, sportlich sei kein Fortschritt zu erkennen, so zwei Kontra-Argumente. Der Aufstieg geht ihnen einfach nicht schnell genug.

„Das gehört zum Fußball“, sagt Waldemar Wrobel und ist um Gelassenheit bemüht. Zu dieser Saison hat er sich komplett vom Polizeidienst beurlauben lassen, um sich ganz auf die Arbeit bei RWE konzentrieren zu können. Immerhin kann er zurzeit wohl durchaus von der fundierten Berufsausbildung profitieren. Bei der Polizei werden ständig Stress-Situationen und unvorhersehbare Extrem-Momente trainiert. Und eine hohe Akzeptanz und Kritikfähigkeit habe man ihm dort ebenfalls attestiert, sagt Wrobel. Also, die Leute reden und meckern gegen ihn. Trainer Wrobel akzeptiert es und setzt sich so gut wie möglich auch damit auseinander, sofern es sachlich bleibt.

Leverkusen ist gewarnt

Bayer Leverkusen II hat sich für die Regionalliga-Rückrunde noch einmal verstärkt und Markus Hayer verpflichtet. Der 28-jährige Angreifer war vereinslos, spielte zuletzt beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken.

Bayers Team-Manager Dirk Dreher warnt vor dem heutigen Gast: „Essen wird sich bei uns sicher rehabilitieren wollen. Wir sind aber gut beraten, auf uns zu schauen. Ein positiver Start wäre natürlich sehr wichtig.“

Der Kommissar, um im Bild zu bleiben, muss mit Akribie nach dem sportlichen Übel fahnden. Was nicht leicht ist, denn solche Probleme sind meist ziemlich komplex. Gegen Wiedenbrück beispielsweise haben drei individuelle Fehler die Gegentore eingeleitet. Etwa eine halbe Stunde lang schien die Mannschaft richtig eingestellt, hatte Zug zum Tor, war griffig in den Zweikämpfe. Und führte mit 2:0. Scheinbar sicher. Wahrscheinlich zu sicher, denn die Essener ließ en plötzlich nach und verloren jeglichen Zugriff.

Individuelle Fehler

Auch Spieler wie Markus Heppke, Kevin Grund, Alexander Langlitz oder Benjamin Wingerter konnten den Schlendrian nicht stoppen. Dabei war gerade Wingerter auch für solche Fälle engagiert worden. Der Mittelfeldmann war in der Vorsaison Stammspieler beim überragenden Meister SF Lotte. So eine Kraft nimmt man gerne. Doch die Klasse konnte er bislang bei RWE nicht einbringen. Unbegreiflich. Auch er ist bisher eine Enttäuschung, konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Allerdings wäre RWE wohl froh, wenn Wingerter gegen Leverkusen spielen könnte. Aber er ist gelbgesperrt.