Essen. Nach dem 2:3-Desaster gegen Abstiegskandidat Wiedenbrück klang es bei Rot-Weiss Essen in Moll aus vielen Ecken. Ihre ganze Hoffnung setzen die enttäuschten Fans in den neuen Sportvorstand Harttgen. Die Kritik an Trainer Wrobel ist so unzulänglich wie die Leistung der Spieler. Ein Kommentar.
So schnell geht das an der Hafenstraße. Nach dem überzeugenden Auftritt und einem bravourös erkämpften 2:2 gegen Viktoria Köln war die Stimmung prima und die Hoffnung blühte. Ein Woche später sind die Jubelarien verhallt und zu hören sind Zorn und Klagelieder. Nein, klingt es da plötzlich wieder in Moll aus vielen Ecken, die Mannschaft sei in Wirklichkeit doch nur ein Trümmerhaufen, man habe es schon immer gewusst: alles Versager, alles charakterlose Dilettanten. Und wer hat’s letztlich zu verantworten? Natürlich der Trainer, dieser inkompetente Geselle. Zum Glück gebe es jetzt aber den neuen Sportvorstand. Der soll am besten sofort mal Antworten liefern und es mittelfristig richten. Na denn...
Harttgen könnte den Erfolg wahrscheinlicher machen - aber er kann nicht zaubern
Ihre ganze Hoffnung setzen diese enttäuschten Anhänger in Uwe Harttgen. Mit dessen Qualität werde RWE hoffentlich bald der 4.Liga entfliehen. Die Kritik an Wrobel ist aber so unzulänglich wie die Leistung der Rot-Weißen gegen Wiedenbrück und allzu oberflächlich. Die Rückrunde sollte besser werden - und kann es ja auch noch. Gleichwohl müsse man aus dem Saisonverlauf Konsequenzen ziehen. Eine Binsenweisheit. Ob es die richtigen sein werden, wird sich zeigen. Uwe Harttgen könnte den Erfolg wahrscheinlicher machen, doch zaubern kann auch er nicht.
Rot-Weiss hat Tradition, viele treue Fans und vor allem einen hohen Anspruch, der schon mal den Blick für die Realität verstellt. Eigentlich,so das Selbstverständnis an manchem Fan-Stammtisch, müsste RWE in der 3.Liga spielen. Mindestens! Dass der Verein 2010 durch die Insolvenz weit unten anfangen hat und bis jetzt keinen Großsponsor hat, vergessen viele. RWE kann sich nicht nach Herzenslust auf dem Transfermarkt bedienen. Außerdem investiert man gleichzeitig in die Strukturen, was sich mittelfristig lohnen soll. Dazu gehört der neue Sportvorstand. Es ist ein Weg, der Geduld erfordert.
Wrobel musste gegen Wiedenbrück auf acht Spieler verzichten. Er hätte gerne einen Offensiven in der Winterpause verpflichtet. Aber nur weil die Atmosphäre an der Hafenstraße so toll ist, heuert heute niemand dort an. Der Ruf des Geldes zählt da mehr als der Gesang der Fans, die ja mitunter auch ganz schön unbequem werden können.
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