Essen. Nach dem 0:4-Heimdebakel gegen den Tabellenzweiten Fortuna Köln muss Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen am Samstag beim Tabellennachbarn SC Verl beweisen, das er es besser kann (16 Uhr, Poststraße). Sozusagen um sich bei den eigenen Fans für den jüngsten Auftritt sportlich zu entschuldigen.
Es war wie immer nach solchen Spielen, bei denen man im eigenen Stadion mit 0:4 untergegangen ist. Betroffenheit, Enttäuschung, Frust beim Verlierer. Und ein Versuch, das Debakel zu erklären, was so kurz nach Schlusspfiff immer noch ein bisschen schwerer fällt. Immerhin: Schönreden war zwecklos.
„Wir haben keine Zweikämpfe angenommen“, brachte es RWE-Trainer Waldemar Wrobel auf den Punkt. „Wenn wir es nicht schaffen, über 90 Minuten robust Fußball zu spielen, wenn wir es nicht schaffen, dieses körperbetonte Spiel auf den Rasen zu bringen, ist das der Knackpunkt.“ Körperlos nennt es der Coach, ohne Bereitschaft zum Zweikampf. Der Sieger Fortuna Köln zeigte genau diese Tugenden. Die Kölner gewannen ihre Zweikämpfe, was vor allem in der Luft auffällig war. Sie präsentierten sich als Einheit, kompakt, entschlossen, zielstrebig. Hinzu kam die individuelle Klasse etwa von Kristoffer Andersen (27), der schon für den MSV Duisburg und Osnabrück in der 2. Liga gespielt hat. Er war abgezockt im Zweikampf und führte Regie. Andersen erzielte das 2:0 (20.), Andersen leitete den Konter zum 3:0 (44.) durch Yilmaz ein.
Hochverdienter Erfolg der Fortuna
„Wir haben uns beeindrucken lassen und machen auf der anderen Seite aus den Chancen, die wir hatten, zu wenig“, analysierte Wrobel weiter. Köln zeigte eine beeindruckende Effektivität, machte aus sechs Chancen vier Tore. „Wir hatten nicht viel weniger Chancen, haben aber kein Tore gemacht.“ Heppkes Freistoß beim Stand von 0:1 zischte an Freund und Feind vorbei ins Toraus (17.), Dombrowkas Kopfball nach einer Ecke prallte an die Latte (34.). Zwei Möglichkeiten jeweils nach Standardsituationen. Zu jenem Zeitpunkt hatte der Gast schon mit 2:0 geführt.
In Hälfte zwei hatte Lemke noch drei Einschussmöglichkeiten, einmal traf er Aluminium, zweimal vergab er kläglich. Der Fortunen-Erfolg war hochverdient.
Fazit von Trainer Wrobel: „Die Tabelle lügt nach elf Spieltagen nicht. Momentan haben wir nicht die Qualität, tabellarisch oben anzuklopfen.“ Und Wrobel fügt an: „Momentan nicht.“ Aber ob es in dieser Saison noch klappen wird, sich zumindest in die oberen Gefilde zu pirschen, ist angesichts der jüngsten Leistung fraglich.
Was nun, Rot-Weiss? Am Samstag reist RWE zum Frustabbau nach Verl (16 Uhr, Poststraße). Der SC hat einen Punkt mehr und ein Spiel weniger auf dem Konto hat. Ein weitere Chance für die Essener, die Kurve zu kriegen und sich auf sportliche Weise bei den Fans für das 0:4 zu entschuldigen. Denn die Stimmung im Fan-Lager ist weiterhin mies, das kann auch die respektable Leistung des Anhangs gegen Köln nicht kaschieren.
Kevin Grund und Marcel Platzek plagen sich mit einem grippalen Infekt und sind fraglich. Vincent Wagner ist dagegen wieder fit. Lucas Arenz fällt mit einem Bänderriss (Sprunggelenk) länger aus.