Essen. Trainer Waldemar Wrobel hat nach der 0:4-Klatsche von Rot-Weiss Essen gegen Fortuna Köln am Mittwochabend die fehlende Präsenz in den Zweikämpfen und die schlechte Chancenauswertung als Ursache für die Niederlage ausgemacht. Markus Heppke sprach von einer „Klatsche“.

"Das war katastrophal und darf so nicht passieren": RWE-Kapitän Markus Heppke fand nach dem ernüchternden 0:4 gegen Fortuna Köln klare Worte. Trainer Waldemar Wrobel entschuldigte sich beim Essener Anhang - Coach und Kapitän wussten gleichermaßen, dass an den Fans sicher nicht gelegen hatte. Die Stimmen zum Spiel.

Waldemar Wrobel, Trainer von Rot-Weiss Essen: Ich kann es relativ einfach machen: Wir haben keine Zweikämpfe angenommen. Wenn wir es nicht schaffen, über 90 Minuten robust Fußball zu spielen; wenn wir es nicht schaffen, dieses körperbetonte Spiel – wie wir es spielen wollten, wie es Fortuna gespielt hat – auf den Platz zu bringen, ist das der Knackpunkt. Da brauchen wir nicht drumherum reden. Wir haben uns beeindrucken lassen und machen auf der anderen Seite aus den Chancen, die wir hatten, zu wenige Tore. Die Chancenausbeute von Fortuna lag, glaube ich, bei 85, 90 Prozent – sechs Torschüsse, vier Tore. Wir hatten nicht viel weniger Chancen, haben aber kein Tor gemacht. Nichtsdestotrotz muss man sich bei den Leuten hier fast schon entschuldigen. Wir haben einfach keine Robustheit in den Zweikämpfen gehabt, machen keine Tore. Dann verlierst du hier auch verdient 0:4. 20 Minuten nach dem Spiel habe ich kein Allheilmittel. Wenn wir es hätten, dann würden wir es ja verändern. Klar ist die Enttäuschung groß. Zumal wir heute auch eine riesige Unterstützung vom Publikum hatten. Die haben uns über 90 Minuten unterstützt - auch beim Stand von 0:3 und 0:4. Es ist so, dass wir momentan nicht dieses Quentchen Glück haben, aber das ist keine Entschuldigung. Wir haben einfach nicht gut gespielt. Die Tabelle lügt nach zehn Spieltagen nicht. Momentan haben wir nicht die Qualität, tabellarisch oben anzuklopfen. Momentan nicht.

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Wrobel zur Frage, was er nach dem Spiel bei den Fans gemacht hat: Ich habe mich nach dem Spiel dem Dialog mit den Fans gestellt. Die Fans haben hier heute eine Riesen-Geschichte abgezogen. Das war sensationell. Dafür habe ich mich zum einen bedankt und zum anderen habe ich mich den Fragen gestellt.

Wrobel zur Frage, ob der Mannschaft ein Leader fehlt: Ich habe einen Markus Heppke gesehen, der eine sehr gute Zweikampfbilanz hatte. Davon ein bisschen mehr und wir hätten das Problem nicht. Wenn man sich die Tore anschaut, haben wir sehr viel begleitet. Da waren wir nicht griffig.

Wrobel zu den Auswechslungen von Marcel Platzeck und Kevin Grund: Platzeck und Grund hatten körperliche Probleme, Kreislaufbeschwerden und sind deshalb beide zeitgleich ausgewechselt worden.

Markus Heppke, Kapitän von Rot-Weiss Essen: Unterm Strich darf man sich hier so nicht verkaufen. Das war katastrophal und darf so nicht passieren. Man kann verlieren. Man wird auch weiterhin verlieren. Aber man darf in Zukunft nicht so verlieren. Bei vier Toren spreche ich von einer Klatsche. Wir haben alles versucht, auch in der zweiten Halbzeit. Natürlich hat das heute alles nicht so funktioniert. Wir wollten durch den Kampf ins Spiel finden. Nach dem Spiel habe ich mich (wegen der Reaktion der Fans, Anm. d. Red.) gefragt, wer hier eigentlich 4:0 verloren hat. Klar ist man nach einem 0:4 nicht zufrieden. Das kann man auch nicht. Aber es ist jetzt schwierig, wieder in die Spur zu finden. Wir müssen das 'Wir-Gefühl' wiederfinden. Wenn man sich jetzt aber aufgibt, dann hat man schon verloren und braucht gar nicht mehr antreten. Wir werden weitermachen. Wie die Fans auch schon gesungen haben: 'Wir werden nicht zerbrechen'.

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Benjamin Wingerter, Spieler von Rot-Weiss Essen: Wir müssen uns heute in erster Linie bei den Fans bedanken. Zwischen der Leistung der Fans und unserer auf dem Platz lagen Welten. Daher nochmals vielen Dank an die Fans, die uns heute super unterstützt haben. Zu unserer Leistung: Sicherlich wollten wir heute kompakt stehen, lange die Null halten und so ähnlich wie gegen Schalke durch Konter gefährlich werden. Ich hatte das Gefühl, die ersten drei Bälle, die auf unser Tor kamen, waren direkt drin. Der Trainer hatte uns auf den Gegner eingestellt. Man kennt die Kölner bereits aus dem vergangen Jahr und weiß, wie die spielen. Man weiß, dass sie dreckig spielen und – genau das, was wir heute auch machen wollten – lange Bälle nach vorne spielen, auf den zweiten Ball gehen, jeden Ball attackieren, den Ball gewinnen und den entscheidenden Pass nach vorne spielen. Das was wir uns vorgenommen haben, haben die Kölner gemacht, wobei wir eigentlich wussten, was sie vorhatten. Wenn die Kölner merken, dass die Abwehr- oder Mittelfeldspieler unter Druck stehen, hauen sie den Ball lang nach vorne und gehen hinterher. Das ist einfacher, aber effektiver Fußball. Wir sind noch nicht in der Liga angekommen, dümpeln im Mittelfeld herum und spielen nicht das, was wir spielen wollen.

Uwe Koschinat, Trainer von Fortuna Köln: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir haben die taktischen Vorgaben umgesetzt. Ich habe der Mannschaft heute Morgen in der Gegeneranalyse mit auf den Weg gegeben, dass man dieses Spiel heute eben nicht nur unter sportlich-taktischen Gesichtspunkten sehen darf, sonder, dass die Psyche eben auch eine ganz entscheidende Rolle spielt. Rot-Weiss Essen ist auch in die Saison mit sehr ehrgeizigen Zielen gegangen, aber in den letzten Wochen gab es doch einige Unruhen. Deswegen war es heute unser Ziel, den Gegner hier in seinem eigenen Stadion – wie schon im vergangen Jahr - sehr früh zu attackieren und so für eine Verunsicherung zu sorgen. Wir wollten beim Gegner keine Sicherheit aufkommen lassen oder das Stadion zu einem Faktor werden zu lassen. Das ist uns sehr gut gelungen. Natürlich kam hinzu, dass wir in den entscheidenden Situationen eiskalt zugeschlagen haben. Vor dem 1:0 hatten wir schon zwei sehr gute Möglichkeiten; im dritten Versuch hat es dann funktioniert. Am Ende ich das auch ein verdienter Sieg. Das 4:0 sollte man am Ende aber nicht zu hoch hängen, weil man dann auch gemerkt hat, wie sehr verkrampft die Essener dann waren, während uns sehr viel gelungen ist. Mit drei Punkten nach Hause zu fahren vor dem Spitzenspiel gegen Lotte ist natürlich eine sehr angenehme Geschichte.