Essen. Die Fans von Rot-Weiss Essen haben sich bei der 0:4-Schlappe im Regionalliga-Spiel gegen Fortuna Köln geduldig gezeigt. Lautstark wurde die RWE-Mannschaft über 90 Minuten unterstützt. Zwar forderten die Fans zwischenzeitlich “Freibier für alle“, nach Abpfiff aber machten sie ihrer Mannschaft Mut für die kommenden Wochen.
Es war schon komisch, was sich am Mittwochabend im Rahmen der 0:4-Heimpleite von Rot-Weiss Essen gegen Fortuna Köln an der Hafenstraße abgespielt hatte. Lautstark unterstütze der Essener Anhang die RWE-Mannschaft über 90 Minuten. Ob beim Stand von 0:1, 0:2 oder 0:3 - Die Fans schmetterten RWE-Lieder. Im letzten Drittel des Spiels - nach dem 0:4 - wurde es dann skurril. Mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus schallten Hits wie "Deutsche Meister wird nur der RWE" durch das Stadion. Wenig später wurde es nochmal richtig laut. Allerdings nicht mit der Intention, die Mannschaft in einem schon verlorenen Spiel weiter zu unterstützen, sondern viel mehr, um den eigenen Frust mit Galgenhumor zu überspielen. "Freibier für alle" forderte der Anhang. Wer will es ihnen verdenken. Einige Zuschauer der VIP-Tribüne hatten sich das Motto der stehenden Zuschauer zu Herzen genommen und waren nach der Halbzeitpause nicht mehr auf die Ränge zurückgekehrt. Stattdessen stand Frustsaufen in der Loge auf dem Programm.
"Wir werden nicht zerbrechen"
Als Mannschaft und Trainer nach dem Spiel mit hängenden Köpfen zur Westtribüne schlichen, machten die Fans der Mannschaft aber nochmal Mut für die kommenden Wochen. Unüberhörbar schallte "Der Schreck vom Niederrhein" durch das Stadion, wenig später "Marmor, Stein und Eisen bricht." Die Spieler erreichte die klare Botschaft der Fans, die einen wirklich außergewöhnlichen Support an den Tag legten. "Wir müssen das 'Wir-Gefühl' wiederfinden.", forderte Kapitän Markus Heppke: "Wenn man sich jetzt aber aufgibt, dann hat man schon verloren und braucht gar nicht mehr antreten. Wir werden weitermachen. Wie die Fans auch schon gesungen haben: 'Wir werden nicht zerbrechen'."
RWETrainer Waldemar Wrobel, der sich nach dem Spiel dem Dialog mit den Fans stellte, nutzte die Mixed Zone als Forum, um sich bei beim Anhang für die Unterstützung zu bedanken. "Die Fans haben hier heute eine Riesen-Geschichte abgezogen. Das war sensationell. Dafür habe ich mich bedankt." Man müsse sich aber "bei den Leuten hier fast schon entschuldigen", ergänzte der 43-Jährige nach einem aus Essener Sicht gebrauchten Abend.
"Wir konnten nur klatschen"
"Zwischen der Leistung der Fans und unserer auf dem Platz lagen Welten", erkannte Mittelfeldroutinier Benjamin Wingerter, der nach Abpfiff mit leiser Stimme die Fragen der Journalisten beantwortete. "Wir konnten nur klatschen. Da kommt man sich schon ein bisschen dumm vor, weil das das einzige ist, was man gerade zurückgeben kann", erklärte der 30-Jährige mit desillusioniertem Blick. Heppke fragte sich nach dem Spiel gar, "wer hier eigentlich 4:0 verloren" hatte.