Essen. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen ist auf den Boden der Tatsachen abgestürzt. Nach der bitteren 0:4-Heimniederlage gegen den Tabellenzweiten Fortuna Köln müssen die Essener erkennen, dass sie in dieser Saison mit den Großen der Liga offenbar nicht mithalten können.
Die Rot-Weißen sind abgestürzt und liegen auf dem Boden der Realität. „Wir können mit den Großen mithalten. Das muss die Botschaft sein“, hatte RWE-Trainer Waldemar Wrobel vor dem Duell mit dem Tabellenzweiten Fortuna Köln verkündet. Doch seine Spieler konnten nicht ansatzweise diese Entschlossenheit umsetzen. Sie unterlagen einem Team, das ausgesprochen homogen auftrat, in den Zweikämpfen klar überlegen war und in Kristoffer Andersen einen überragenden Regisseur besaß. „Steht auf, wenn ihr Essener seid“, sangen die diesmal ungemein geduldigen RWE-Fans trotz des klaren Rückstandes. Doch viele nahmen es wörtlich und verschwanden. Der enttäuschte Anhang flüchtet Minuten vor dem Ende.
Dass die Rot-Weißen im eigenen Stadion mit 0:2 zur Pause hinten liegen, darunter haben die Essener in den Spielen gegen Uerdingen und Wattenscheid bereits gelitten. Doch ein 0:3, mein Gott, das ist so bitter und desillusionierend für eine ambitionierte Mannschaft. Erst recht, die Art und Weise, wie dieser Rückstand zustande gekommen ist. Es war eine Lektion.
Nach einem Ballverlust im Mittelfeld durfte es Fortuna gleich zweimal versuchen, weil der Gastgeber den Ball nicht konsequent klären konnte. Beim zweiten Mal lupfte Kraus den Ball diagonal auf Tobias Steffen, der humorlos einnetzte. Beim 2:0 hatte Andersen alle Zeit der Welt, das Ziel anzuvisieren. Der bundesligaerfahrene Mittelfeldmann zielte und zirkelte die Kugel wunderschön ins lange Eck. Und beim 3:0 wurde RWE klassisch seziert. Ein klasse Kombination über Außen vollendet der ehemalige ETB-Spieler Ozan Yilmaz, der ebenfalls bärenstark aufspielte. Er stand völlig frei vor dem Tor, brauchte nur noch den Fuß hinzuhalten. Was für eine Demütigung.
Und zum Unvermögen kam auch noch Pech hinzu. Max Dombrowka setzte einen Kopfball an die Latte (34.), Platzek scheiterte kurz vor der Pause an Torwart Poggenborg. In Hälfte zwei traf Holger Lemke den Innenpfosten (55.), scheiterte aber auch zweimal kläglich. Auch die Offensive blieb blass.
Auf der anderen Seite glückte alles. Wieder wehrte RWE zu kurz ab, Markus Pazurek kam unbedrängt zum Abschluss und hämmerte den Ball optimal getroffen ins Netz: 0:4. Der Rest war Schweigen, obwohl die RWE-Fans unverdrossen Stimmung machten. „Man muss sich fast bei ihnen entschuldigen für unsere Leistung“, sagte Wrobel. Und Benjamin Wingerter wies auf die riesige Kluft hin zwischen der eigenen Leistung und der des vorbildlichen Anhangs.
Im Tal der Tränen
Der ließ sich diesmal nicht beirren, vielleicht aus der Erkenntnis heraus, dass man im Tal der Tränen feststeckt. Nichts deutet auf die besagte Qualität hin, nichts auf eine Trendwende, die sich RWE nach dem passablen 1:1 beim FC Schalke II erhofft hatte. Als Kollektiv waren die Rot-Weißen früher erfolgreich. Doch das Kollektiv, ergänzt mit potenziellen Verstärkungen, es funktioniert nicht mehr.
Kölns Trainer Uwe Koschniat hatte seine erfolgsverwöhnten Jungs nach dem 5:0-Sieg über den 1.FC Köln II vor der hitzigen Atmosphäre an der Hafenstraße gewarnt: „Mit dem allerersten Zweikampf, wenn es so richtig rappelt, ist das gar nichts mehr wert!“ Doch es rappelte nicht. Zumindest nicht beim Gastgeber. „Wir haben überhaupt nicht in die Zweikämpfe gefunden“, fand Wrobel.
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RWE-Chef Michael Welling war schon zur Pause emotional angeknockt ob der Vorstellung seiner Mannschaft. Er bezeichnete die den Auftritt als für RWE unwürdig. Dass die Fans zwischenzeitlich Freibier für alle forderten, wer will es ihnen verdenken. Man sollte es sich vielleicht mal überlegen. Der Kater danach dürfte sicher nicht größer sein als gestern Abend.
Rot-Weiss - Fortuna Köln 0:4 (0:3)
RWE: Kunz – Langlitz, Nakowitsch, Rodenberg, Dombrowka – Wingerter, Heppke – Lemke, Pires-Rodrigues, Grund (46. Arenz/ 64.Knappmann ) – Platzek (46.Koep).
Fortuna Köln: Poggenborg – Sievers, Flottmann, Laux, Pazurek - Zinke - Yilmaz (73.Brill), Andersen (67. Kialka), Hörnig, Steffen - Kraus (77.Batarilo)i.
Schiedsrichter: Stefan Glasmacher.
Zuschauer: 7170.
Tore: 0:1 Steffen (10.), 0:2 Andersen (20.). 0:3 Yilmaz (44.), 0:4 Pazurek (52.)