Essen. . Der Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen empfängt an diesem Dienstag den Erstligisten Werder Bremen (20.15 Uhr, live in Sport 1). Für die Essener, die noch kein Liga-Spiel bestritten haben, ist es ein Härtetest. RWE-Trainer Wrobel spricht über die Aufgabe und die Perspektiven des Viertligisten.
Nach dem Wasserschaden im Stadion, der den Saisonauftakt gegen Viktoria Köln platzen ließ, befinden sich sich die Rot-Weißen gewissermaßen noch immer in der Vorbereitung auf die Regionalliga. An diesem Dienstag kommt der Erstligist Werder Bremen zu einem Freundschaftsspiel an die Hafenstraße (20.15 Uhr, live in Sport 1 und in unserem Ticker). Vor dieser Partie sprach Redakteur Rolf Hantel mit RWE-Trainer Waldemar Wrobel.
Welche Stellenwert hat das Spiel gegen Werder Bremen für Sie.
Waldemar Wrobel: Es ist ein weiterer Härtetest und eine gute Standortbestimmung für das Spiel am Samstag gegen Leverkusen II. Bremen ist ein Gegner, der uns aufzeigen kann, wo die Unterschiede sind zwischen Regionalliga und Bundesliga. Für uns ist es wichtig zu sehen, woran wir noch arbeiten müssen und was wir bereits gut machen. Mit dem, was uns in der Regionalliga erwartet, hat es aber wenig zu tun.
Ist es ein Vor- oder Nachteil, dass ihre Mannschaft verspätet in die Saison startet?
Wrobel: Grundsätzlich ist es egal, weil wir eh gegen alle Mannschaften spielen müssen. Ein Vorteil ist es sicher nicht, da die anderen schon einen Rhythmus haben.
Die Erwartungshaltung ist inzwischen eine andere
Als Cheftrainer bei den Rot-Weißen gehen sie in die vierte Saison. Bisher ging es seit dem Zwangsabstieg 2010 kontinuierlich bergauf. Jetzt peilen Sie einen Platz unter den Top-Drei an. Ist mit der Zeit auch der Druck gestiegen?
Wrobel: Natürlich ist die Erwartungshaltung inzwischen eine andere. Direkt nach der Insolvenz ging es in der NRW-Liga zunächst nur darum, den Verein am Leben zu halten. Es gab keinen Druck, keine Ansprüche. Damals sagten manche Leute, wenn Du in den kommenden fünf Jahren den Aufstieg in die Regionalliga packst, ist das ein Erfolg. Jetzt kommen die gleichen Leute und wollen mehr.
Hat sich dadurch an Ihrer Arbeitsweise etwas geändert?
Wrobel: Wir, damit meine ich das gesamte Funktionsteam, haben immer schon alles reingeworfen. In der Verwaltung, der Vor- und Nachbereitung der Spiele haben wir versucht, so professionell wie möglich zu arbeiten. Die Einstellung zum Job hat sich sicher nicht geändert.
Was hat sich für Sie persönlich in den drei Jahren geändert?
Wrobel: Unsere Möglichkeiten sind besser geworden. Wir sind auch im Funktionsteam inzwischen breiter aufgestellt. Der Aufwand ist trotzdem gestiegen. Die Termine und Verpflichtungen außerhalb des Fußballplatzes haben zugenommen, weil die gesamte Außendarstellung besser geworden ist.
Deshalb haben Sie auch einen Antrag gestellt, sich beruflich für zwei Jahre beurlauben zu lassen.
Wrobel: Ja, genau. Und mittlerweile ist der Antrag genehmigt, so dass ich mich nur noch auf RWE konzentrieren kann. Meine Dienststelle und das Ministerium haben meinen Antrag sehr wohlwollend bearbeitet.
Gerade in der Vorsaison, als es nicht so lief, blitzte hin und wieder Kritik an ihrer Person auf. Wie gehen Sie damit um?
Wrobel: Der Fußball lebt von den Emotionen der Fans. Dass man, wenn es mal schlecht läuft, etwas auf die Mütze bekommt, ist legitim. Ich habe da ‘ne Menge erlebt und auch Tränen gesehen. Aber auch wir vom Trainerteam hinterfragen uns ständig. Wir analysieren die Spiele und Leistungen der Jungs mehrmals. Und ich finde es unfair, wenn einem dann manche Leute das Gefühl vermitteln: Was macht ihr da eigentlich? Es ist nicht okay, wenn so unreflektiert geurteilt wird und anhand einer Momentaufnahme gleich die gesamte positive Entwicklung in Frage gestellt wird.
Auch Sie haben Ihre Ansprüche und Erwartungen nach oben geschraubt. Sofern sich nicht ein Team als Überflieger entpuppt, bedeutet das Ziel Platz drei, dass RWE im Titelkampf mitmischt.
Wrobel: Ob wir das können, hängt natürlich ganz entscheidend von der Qualität der Konkurrenten ab. Unser Management mit Michael Welling und Damian Jamro macht einen sehr, sehr guten Job. Und deren Kernaussage bringt es auf den Punkt: Das Wirtschaftliche bestimmt den sportlichen Erfolg. Kein Spieler muss hier Geld mitbringen, aber Gehälter, die einige Vereine in der Regionalliga zahlen, sind für uns noch nicht realisierbar.
Gleichwohl sie Sie mit dem, was Sie auf dem Transfermarkt bekommen haben, zufrieden.
Wrobel: Absolut. Es sind Spieler zu uns gekommen, die woanders mehr Geld verdienen könnten. Das spricht für den Charakter der Jungs. Sie wollen sich hier der Herausforderung stellen, sie spüren aber auch die Begeisterung im Umfeld. Benjamin Wingerter ist aus Lotte gekommen. Er wohnt nur gefühlte fünf Minuten vom Stadion entfernt und braucht jetzt nicht mehr stundenlang mit dem Auto zu fahren. Und er kann nun vor 8000 anstatt vor gefühlten 800 Zuschauern spielen.
Platz drei ist ein durchaus ehrgeiziges Ziel.
Wrobel: Wir sind nicht arrogant und nicht überheblich, sondern wir haben mit Augenmaß und nach Analyse der Gesamtsituation dieses Ziel formuliert. Wir wollen glaubwürdig sein, niemanden enttäuschen oder belügen. Klar, die Realität sieht manchmal anders aus. Grundsätzlich bleibt es dabei: Wir wollen uns im Vergleich zur Vorsaison verbessern.
Die Außendarstellung von RWE ist besser geworden
Dennoch kann es ja nicht immer nur aufwärts gehen.
Wrobel: So ist es. Ich kenne keine Epoche, keinen Verein, bei dem es immer stetig bergauf gegangen ist. Aber wir haben eine gute Mannschaft und sind in der Lage, jeden Gegner in dieser Liga zu schlagen. Wir dürfen jedoch Viktoria Köln, Lotte, Fortuna Köln und die U-Mannschaften wie Schalke II und Mönchengladbach II nicht vergessen. Deshalb wäre es unseriös zu behaupten, es ginge bei uns nur um den Aufstieg. Ich will nicht von unseren Ambitionen ablenken, aber wenn ich beispielsweise die Zugänge bei Viktoria Köln sehe, sind wir sicher kein Favorit.
Sollte RWE am 13. August Viktoria Köln besiegen, würde das die Rollenverteilung ändern?
Wrobel: Ich weiß nicht, was Andere daraus machen. Es wäre ein guter Start - ohne Aussagekraft. Wir wären nicht automatisch Titelfavorit und bei einer Niederlage auch nicht raus aus dem Aufstiegsrennen. Es folgen ja noch über 30 Spiele. Ein Sieg allein ist kein Indikator für die ganze Saison. Das wäre zu einfach.
Was hat sich für Sie persönlich in den drei Jahren geändert?
Wrobel: Unsere Möglichkeiten sind besser geworden. Wir sind auch im Funktionsteam inzwischen breiter aufgestellt. Der Aufwand ist trotzdem gestiegen. Die Termine und Verpflichtungen außerhalb des Fußballplatzes haben zugenommen, weil die gesamte Außendarstellung besser geworden ist.
Deshalb haben Sie auch einen Antrag gestellt, sich beruflich für zwei Jahre beurlauben zu lassen.
Wrobel: Ja, genau. Und mittlerweile ist der Antrag genehmigt, so dass ich mich nur noch auf RWE konzentrieren kann. Meine Dienststelle und das Ministerium haben meinen Antrag sehr wohlwollend bearbeitet.
Gerade in der Vorsaison, als es nicht so lief, blitzte hin und wieder Kritik an ihrer Person auf. Wie gehen Sie damit um?
Wrobel: Der Fußball lebt von den Emotionen der Fans. Dass man, wenn es mal schlecht läuft, etwas auf die Mütze bekommt, ist legitim. Ich habe da ‘ne Menge erlebt und auch Tränen gesehen. Aber auch wir vom Trainerteam hinterfragen uns ständig. Wir analysieren die Spiele und Leistungen der Jungs mehrmals. Und ich finde es unfair, wenn einem dann manche Leute das Gefühl vermitteln: Was macht ihr da eigentlich? Es ist nicht okay, wenn so unreflektiert geurteilt wird und anhand einer Momentaufnahme gleich die gesamte positive Entwicklung in Frage gestellt wird.