Essen. Am Samstag hat Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße die hochgewettete, aber zuletzt abgestürzte Kölner Viktoria zu Gast. „Sie wollen gegen uns bestimmt beweisen, was sie wirklich drauf haben“, sagt RWE-Trainer Waldemar Wrobel.

Mit 4:1 haben die Rot-Weißen vor Wochenfrist beim SC Wiedenbrück gewonnen, vor dem Anpfiff immerhin die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde. Und mit diesem Auswärtssieg sind die Essener auf Rang drei der Regionalliga-Tabelle geklettert. Sieht doch gut aus, möchte man meinen. Doch wer an der Hafenstraße etwas genauer hinhört, wird in Fan-Kreisen auch eine gewisse Unzufriedenheit und sogar Kritisches vernehmen. „Ich bleibe dabei, wir spielen eine gute Saison“, betont dagegen RWE-Trainer Waldemar Wrobel.

Man kann den Fußballlehrer verstehen. RWE ist voll im selbst entworfenen Plan, nach dem man zum Saisonende auf Rang fünf oder sechs einlaufen will. Auf jeden Fall besser abschneiden als in der vergangenen Spielzeit, hieß und heißt es kurz und bündig an der Hafenstraße. Die Mannschaft solle einen weiteren Schritt in der Entwicklung machen. Und natürlich soll dieser Fortschritt sich auch in der Tabelle spiegeln. Also besser als Rang acht müsste das sein. Die Kalkulation wird aufgehen.

Das Budget der Essener ist immer noch limitiert

Doch im zweiten Jahr nach Abschluss des Insolvenzverfahrens wird der eine oder andere Freund des Traditionsklubs bereits schon wieder ungeduldig. Nach der Bescheidenheit, die eine Insolvenz gebietet, blitzen sie nun wieder auf, die hohen Ansprüche und überhöhten Erwartungen. Nach den klaren Erfolgen gegen Bergisch-Gladbach, Leverkusen II und 1. FC Köln II wurde bereits geträumt: „Gewinnen wir alle Nachholspiele, sind wir ganz vorn dabei.“ Und ach, wenn man doch nicht so viele Punkte unnötig liegen gelassen hätte... Was folgte war ein 0:1 gegen den Zweiten Fortuna Köln, ein schmähliches 0:0 im Derby gegen den FC Kray, ein mageres 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf II, ja und nach einem Zwischenhoch (1:0 gegen Schalke) ein bitteres und indiskutables 0:5 gegen den Abstiegskandidaten VfB Hüls.

„Jeder der mal Fußball gespielt hat, weiß, dass es solche Spiele in der Saison gibt“, sagt Wrobel, ohne die desolate Vorstellung in Hüls beschönigen zu wollen. Die aufflammende Kritik kontert er: „Man darf aber nicht vergessen, wo wir herkommen und welche Möglichkeiten wir haben“, predigt Wrobel. „Und was wir daraus machen, ist so schlecht nicht.“

Noch immer ist das Budget der Essener limitiert. Austoben kann sich RWE auf dem Spielermarkt jedenfalls nicht. Anders als die Viktoria aus Köln, die am Samstag (14 Uhr, Hafenstraße, live in unserem Ticker) nach Essen kommt. Mit dem Geld des Millionärs Franz-Josef Wernze haben die Kölner einen Kader zusammengekauft. Noch im Winter kam in Albert Streit ein weiterer ehemaliger Bundesliga-Profi in das Aufgebot, dessen Spieler mehr als 700 Erst- und Zweitliga-Spiele absolviert haben. „Wir haben hier Spieler, die locker eine gute Rolle in der 2.Liga spielen könnten. Die Möglichkeiten sind großartig“, schwärmte Streit damals.

Viktoria-Durchmarsch gestoppt

Heute ist Streit nach einer Tätlichkeit in der Halbzeitpause gegen einen Bochumer Spieler zum Zusehen verurteilt und Sinnbild für die aktuelle Situation der Kölner. Nichts ist es geworden mit den Möglichkeiten, der Durchmarsch in die 3. Liga, von den Experten einhellig prognostiziert, ist gestoppt. Nach der deftigen 2:5-Heimniederlage gegen Siegen dümpelt die Viktoria auf Rang fünf. Enttäuschend für einen Liga-Favoriten. „Sie wollen gegen uns bestimmt beweisen, was sie wirklich drauf haben“, ahnt Wrobel. Aber diesen Beweis wollen auch seine Jungs am Samstag antreten.