Köln. . Es gab eine Zeit, da bedeuteten vier Tore zumeist Schlechtes für RWE. Alles Geschichte. Essen hat die Rollen getauscht und ist plötzlich selbst einer der Großen. Die Mannschaft von Trainer Waldemar Wrobel schlug am Samstag die Zweitvertretung des 1. FC Köln souverän mit 4:1 und kann weiter oben angreifen. “Wer da nicht zufrieden ist, gehört eingesperrt.“
Dirk Lottner hielt ja schon immer große Stücke auf das Team von Waldemar Wrobel. Als RevierSport vor der Saison die Trainer nach den Favoriten auf die Regionalliga-Meisterschaft befragte, legte sich der Trainer der Kölner U21 fest: Rot-Weiss Essen. Ziemlich genau zwei Monate vor Toreschluss musste er seine Wertschätzung erneuern. "Essen ist sicherlich keine von den Mannschaften, gegen die wir unsere Punkte holen müssen." Die Tabelle redet dem Coach der abstiegsbedrohten Geißböcke das Wort. Doch mit wie viel Selbstverständnis der 41-Jährige die Essener zu den Größen dieser Liga rechnete, die deutliche 1:4-Niederlage schon beinahe als unvermeidliches Naturereignis hinnahm, das durfte seinem Gegenüber durchaus schmeicheln.
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Dabei war Waldemar Wrobel nicht sonderlich berauscht von dem Vortrag seiner Mannschaft. Die Hausherren konnten zwar nur zweimal aufs Tor schießen, was die Essener vor 1.400 Zuschauern im verboten kalten Franz-Kremer-Stadion auf den sandigen Rasen legten, das sah gleichwohl nicht ganz so leichtfüßig und inspiriert aus wie noch beim 4:0 gegen Leverkusen II vor gut einer Woche. Zufrieden sei er zwar durchaus, "doch es ist auch noch viel Luft nach oben", bekrittelte Wrobel. "Wir müssen nach vorne noch zwingender werden. Und auch über die Flügel haben wir zu viel zugelassen."
"Das Gute ist der Feind des Besseren"
Das eigene Angriffsbemühen dagegen brachte zwar nicht so eine Vielzahl an Möglichkeiten hervor, war nicht von so unbedingter Spielfreude gekennzeichnet wie beim letzten Mal. Doch wer darüber nach vier Toren auch nur ein zweites Wort verliert, ist verwöhnt. Die durch Nationalmannschafts-Abstellungen und Verletzungen geschwächten Kölner hielten allerdings auch deutlich beherzter dagegen als zuletzt der Bayer-Nachwuchs. Deshalb attestierte Lottner seinen Schützlingen auch "kein schlechtes Spiel". Am Ende liege es im Fußball aber auch oft "an der Birne."
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Das vermag auch RWE nicht zu leugnen. Dass Kerim Avcis inzwischen obligatorischer Distanztreffer zum 1:0 (27.) diesmal viel mehr abgefälscht als wuchtig war und dennoch den Weg ins Tor fand, ist sicher ein Indiz dafür. Umso gekonnter fädelte der derzeit prägende Mann im Zentrum das 2:0 durch Konstantin Sawin ein (42), das Köln bereits früh den Stecker zog. Während der Trainer frei nach dem Motto "Das Gute ist der Feind des Besseren" verfuhr, stellte der Vorsitzende Dr. Michael Welling klar: "Wir schweben ja aktuell. Mit Ausnahme des Wasserballspiels haben wir in den letzten vier Spielen vier Tore erzielt. Wer da nicht zufrieden ist, gehört eingesperrt."
Zum Abschluss der Pressekonferenz komplimentierte Lottner die Gäste mit den besten Wünschen hinaus und meinte: "Ihr habt ja jetzt wirklich die Chance, oben noch mal anzugreifen." Rot-Weiss Essen schickt nicht mehr nur an, sich mit den Großen der Regionalliga zu messen. Sie gehören inzwischen selbst dazu.