Essen. Drei Punkte auf dem Konto und keinen Gegentreffer kassiert. Man kann zufrieden sein in Essen. Doch der Favorit tut sich beim 2:0-Heimsieg gegen eine gute Lauterer Mannschaft schwer. Stachnik und Wunderlich treffen.

Die letzte Warnung erreichte Rot-Weiß am Freitagabend: Preußen Münster, neben RWE der Titelfavorit in der Regionalliga West, verpatzte seine Heimpremiere und verlor überraschend mit 1:2 gegen den FSV Mainz 05 II. Keine 24 Stunden später waren sie an der Hafenstraße sichtlich erleichtert. Der Gastgeber hatte mit dem 2:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern II, immerhin Vizemeister des Vorjahres, die ersten drei Punkte eingefahren. „Das ist das Wichtigste heute”, waren sich die Essener einig. Und eine weitere Erkenntnis: „Wir haben uns schwer getan und noch viel Arbeit vor uns.”

So ist das in Essen. Spätestens wenn der Ball in die neue Spielzeit rollt, ist die alte verdrängt. Die bitteren Enttäuschungen der Vorsaison, der tiefe Frust über das Mittelmaß – alles wie weggeblasen. Es herrscht Optimismus und die Hoffnung. Und während der Nachbar und Zweitligist RWO zu seiner Heimpremiere knapp 6000 Gäste begrüßen durfte, waren es an der Hafenstraße stolze 8500.

Auch Prominenz aus Politik und Wirtschaft war erschienen. Gäste, die sich in den letzten Jahren nur selten – wenn überhaupt – blicken ließen. Aber zwei Stunden zuvor hatte OB Wolfgang Reiniger ja den symbolischen Anstoß für den Stadion-Bau vollzogen (siehe Artikel unten). Da bot sich die Chance zur Visite. Und die Zuschauer wurde nicht enttäuscht, denn es entwickelte sich eine gute, stimmungsvolle Viertliga-Partie.

Riesige Transparente rollten die Fans auf den Tribünen aus: „Achtung Baustelle – hier entsteht ein Aufsteiger”, stand auf dem einen. Und „Mythos Hafenstraße – der Schreck vom Niederrhein” gleich daneben. Auch die RWE-Fußballer machten mit. In weißen T-Shirts liefen sie vor Beginn auf, ein großer Buchstabe auf jedem Hemd. Und die richtige Ordnung nutzte auch diesem Vorspiel: „Gemeinsam stark sein”, war da zu lesen.

RWE musste sich in der Tat schon im ersten Spiel als Team beweisen, denn so reibungslos, wie es sich manche vielleicht erhofft hatten, lief es nicht. Ganz im Gegenteil: Der FCK stand kompakt und mischte mit. Und die Gäste hatten die große Chance zur Führung. Der wuselige Ricky Pinheiro tauchte im Essener Strafraum auf, Torwart Robin Himmelmann griff zu ungestüm ein und brachte den Lauterer zu Fall. Elfmeter! Mario Klinger, gebürtiger Essener und ehemaliger Rot-Weißer, schoss knapp daneben. „Ich wollte ihn unbedingt machen”, klagte Klinger später, dessen Eltern das Missgeschick von der Tribüne aus verfolgten.

Danach kam RWE. Sebastian Stachnik scheiterte per Kopf an Torwart Trapp (21.). Dann traf der Ex-Lauterer allein vor dem Tor den Ball nicht richtig (30.). Aber zwei Minuten später platzierte erzielte er aus der Drehung das 1:0. Und die Gastgeber drückten weiter aufs Tempo. Es war ihre beste Phase. Mike Wunderlich vollendete eine prächtige Kombination von Mainka über Mölders zum 2:0 (36.), indem er cool den Keeper austanzte.

Aber Lautern blieb im Spiel. Bührer hatte kurz vor dem 2:0 auf der Linie retten müssen. Und nach der Pause verloren die Hausherren zeitweise sogar die Kontrolle. Mölders hatte zwar das 3:0 auf dem Fuß (56.), der Gegner aber traf innerhalb von Sekunden durch Zellner und Correira nur die Latte und den Posten (78.).

Es hätte noch eng werden können. „Spielerisch ist da noch Luft nach oben”, fand Teamchef Thomas Strunz. „Es war schwer, aber wir haben es überstanden und müssen auch daraus lernen.” Doch bis Mittwoch haben die Spieler nun erst einmal frei.

Stimmen zum Spiel

Alois Schwartz (FCK-Trainer): Es war ein gutes, temporeiches Spiel. Wir sind in den ersten 25 Minuten gut in die Partie gekommen und haben den Gegner zu Fehlern gezwungen. Dann haben wir RWE aber selbst aufgebaut. Bei den Gegentoren waren wir nicht präsent und haben die Ordnung verloren. Aber vor einer solchen Kulisse war es für meine neu formierte Mannschaft mit vielen Spielern aus der eigen U 19 auch nicht immer so leicht. In der zweiten Hälfte hatten wir einige gute Möglichkeiten. Unterm Strich hätten wir einen Punkt verdient gehabt.

Thomas Strunz (RWE-Teamchef): Für uns sind die drei Punkte entscheidend. Wir haben uns am Anfang schwer getan gegen einen aggressiven Gegner. Mit langen Bällen haben wir uns aber nach und nach befreit. Ich hätte mir einige kritische Szenen in der Defensive lieber erspart. Aber wir haben sie auch mit etwas Glück überstanden. Hätte Sascha Mölders das 3:0 gemacht, wäre es sicherlich eine geruhsamere zweite Halbzeit geworden. Nach dem 2:0 haben wird uns auch etwas zu weit zurückgezogen.

RWE-Torwart Robin Himmelmann (zu seiner Aktion, die zum Strafstoß führte): Ich komme wohl ein wenig zu spät. Und der Kaiserslauterner Stürmer fällt auch etwas theatralisch. Man kann da Elfmeter geben, muss man aber nicht.

RWE-Stürmer Sebastian Stachnik: Natürlich freue ich mich, dass ich gleich im ersten Spiel für meinen neuen Verein getroffen habe. Das ist schon ein gewisse Erleichterung. Aber wer die Tore bei uns macht, ist letztlich irrelevant. Und für uns zählen heute nur die drei Punkte.

RWE-Spieler Sergej Neubauer: Wir haben nach hohem läuferischen Aufwand verdient mit 2:0 geführt, danach aber das Ergebnis eher verwaltet. Aber ein 2:0 ist auch schnell aufgeholt. Da haben wir sicherlich noch einige Arbeit vor uns.

Rot-Weiß - 1. FC Kaiserslautern II 2:0 (2:0)

Rot-Weiß: Himmelmann – Holsing, Broniszewski, Zinke, Bührer – Neubauer, Herzig – Wunderlich, Mainka (80. Lemke) – Stachnik (75. Kurth), Mölders.

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne). Zuschauer: 8560.

Tore: 1:0 Stachnik (32.), 2:0 Wunderlich (36.). Besonderes Vorkommnis: Klinger (FCK II) verschießt Foulelfmeter (17.).