Essen. Mit der zweiten Heimniederlage in Folge, dem 1:3 gegen Unterhaching, verabschieden sich die Essener vorerst ins Mittelfeld der Dritten Liga.

Die ehemalige „Festung Hafenstraße“ zeigt deutliche Risse: Mit dem 1:3 (1:2) gegen die SpVgg Unterhaching bezog die Mannschaft von Trainer Christoph Dabrowski nicht nur die zweite Heimniederlage in Folge, damit verabschiedete sich Rot-Weiss Essen auch für die nächste Zeit aus der Spitzengruppe der Dritten Liga und muss sich im Mittelfeld umsehen. Und nichts wurde es aus der erhofften Revanche für die 0:4-Packung im Hinspiel in Unterhaching. Der Spielverlauf war auch alles andere als dafür geeignet.

+++ Berlinski-Blackout und Obuz-Geistesblitz: Die RWE-Noten +++

Die Aufstellung der Gastgeber bot keine Überraschungen, abgesehen von der Tatsache, dass Ron Berlinski im Sturmzentrum wieder den Vorzug gegenüber Leo Vonic erhielt. Der wiedergenesene Kapitän Vinko Sapina nahm erst mal auf der Ersatzbank Platz, Felix Götze war mit seiner genähten Platzwunde an der Augenbraue noch kein Thema.

Rot-Weiss Essen: Rot für Berlinski nach 21 Minuten

Das Spiel brauchte eine gewisse Anlaufzeit, bevor es in den Strafräumen rund ging. Thomas Eisfeld passte raus auf Marvin Obuz, bei dessen Flanke Berlinski zu spät im Zentrum ankam. Auf der Gegenseite erste Aufregung, als Rios Alonso an der Mittellinie den Ball verlor, Simon Skarlatidis es mit einem Weitschuss versuchte, der aber übers Tor des zurück eilenden Jakob Golz ging.

Marvin Obuz (Nr. 11) erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für RWE.
Marvin Obuz (Nr. 11) erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für RWE. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Doch dann wurde es turbulent: Bei einer weiten Flanke in den Strafraum ging Berlinski bei seinem Abwehrversuch zu ungestüm vor und traf den Hachinger Raphael Schifferl mit der Fußspitze in Kopfhöhe. Schiedsrichter Timon Schulz zögerte keinen Augenblick, zeigte auf den Punkt und dem RWE-Stürmer glatt Rot. Eine vertretbare Entscheidung. Patrick Hobsch ließ sich die Chance aus elf Metern nicht entgehen: 0:1 (21.).

In Unterzahl wurden die Essener stärker

Und dann passierte das Phänomenale, das man im Fußball immer wieder erstaunt registriert: Die Mannschaft in Unterzahl hat plötzlich ihre beste Phase, während die Führenden unerklärlicherweise sich im Zurücklaufen übten. Plötzlich wackelte die Gästeabwehr, Dennis Waidner leistete sich einen katastrophalen Rückpass, den Eisfeld erlief und gleich auf Cedric Harenbrock passte. Der stand plötzlich blank vor Torhüter Rene Vollath, doch sein Heber ging nur auf das Tornetz (32.).

Viel Alarm kam jetzt über die rechte Seite, wo Marvin Obuz regelrecht aufblühte. Und so fiel der Ausgleich nicht vom Himmel: 20 Meter vor dem Tor kam Torben Müsel an den Ball, gefühlvoller Pass in den Strafraum auf Obuz, der sich irgendwie an seinem Gegenspieler Ortel vorbei wurschtelte und ins lange Eck traf: 1:1 (39.). Jetzt war RWE on fire, unermüdlich angefeuert aus der Westkurve. Aus 16 Metern kam Müsel zum Abschluss, doch sein Knaller landete an der Latte, der Nachschuss von Young wurde so gerade noch von einem Hachinger zur Ecke gelenkt (41.).

Der Schock in der Nachspielzeit der ersten Hälfte

Und dann doch noch der Schock in der Nachspielzeit der ersten Hälfte: Mustafa Kourouma agierte unglücklich bei seinem Abwehrversuch, Aaron Keller kam zum Schuss und traf, noch leicht abgefälscht, ins lange Eck: 1:2. Seine anschließende Jubelpose vor der RWE-Kurve hätte er sich klemmen können, die Stimmung war auch schon so aufgeheizt genug.

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Nach dem Wechsel kamen die Essener neu motiviert aus den Kabinen: Ecke Eisfeld und in der Mitte wurde die Direktabnahme von Kourouma soeben zur Ecke geblockt (48.). Auch in der Folgezeit war den Platzherren die Unterzahl nicht anzumerken, mit erhöhtem Einsatz wurde das Manko wettgemacht.

RWE-Abwehrspieler zu unentschlossen beim 1:3

Aber hinten wurde nicht entschlossen genug gegen den Ball gearbeitet. Und nach einer Stunde die fällige Konsequenz: Kourouma und Wiegel fehlte die Entschlossenheit im Zweikampf - und Rios Alonso kam beim Schuss von Maurice Krattenmacher auch zu spät: 1:3 (61.), die nächste Heimniederlage war so gut wie besiegelt.

Der Zwei-Tore-Rückstand war natürlich ein Stimmungskiller, auch wenn die Westkurve ihren Support nicht einstellte, die Köpfe gingen bei einigen RWE-Spielern schon nach unten. Es lief nicht mehr viel zusammen im Angriff, die folgenden insgesamt fünf Auswechselungen auf Essener Seite trugen auch nicht zum Spielfluss bei. In der Schlussphase musste RWE-Keeper Golz sogar noch das 1:4 verhindern. Am Ende stand eine bittere Heimniederlage.

RWE: Golz, Brumme (76. Voelcke), Kourouma, Rios Alonso, Wiegel, Müsel (67. Vonic), Eisfeld (67. Sapina), Harenbrock (76. Kaiser), Obuz, Berlinski, Young (67. Doumbouya).
Tore: 0:1 Hobsch (23./FE), 1:1 Obuz (39.), 1:2 Keller (45.+2), 1:3 Krattenmacher (61.)
Zuschauer: 16.287
Bes. Vork: Rot für Berlinski (21./ grobes Foulspiel)

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