Essen. Paris Brunner ist das wohl vielversprechendste Talent im deutschen Nachwuchsfußball. Rot-Weiss Essen und der VfL Bochum könnten profitieren.
Paris Brunner (17) hat in den vergangenen Wochen eine emotionale Achterbahnfahrt erlebt. Erst hatte sein Verein Borussia Dortmund den Teenager aufgrund eines nicht näher erklärten Disziplinarverstoßes intern suspendiert, dann machte ein sensationeller Auftritt des Offensivspielers bei der U17-WM in Indonesien den Ärger vergessen. Brunner erzielte fünf Tore, führte Deutschland zum Weltmeister-Titel und wurde zum besten Turnierspieler gekürt. Viel mehr geht nicht.
+++ Paris Brunner: Talent, Depp - und nun große BVB-Hoffnung +++
Mit großer Freude wurde diese positive Wendung auch bei einem seiner Jugendvereine vernommen. Von 2017 bis 2019 spielte der deutsch-kongolesische Fußballer in der Nachwuchsabteilung von Rot-Weiss Essen. Nach nur zwei Spielzeiten in der U12 und U13 bei RWE zog er weiter zum VfL Bochum, ehe Brunner 2020 vom BVB verpflichtet wurde. „Natürlich verfolgen wir seine Entwicklung aufmerksam“, sagt RWE-Vorstand Marcus Uhlig auf Nachfrage dieser Redaktion. „Das tun wir aber nicht erst, seitdem er durch seine spektakuläre U17-WM in aller Munde ist. Wir haben ihn mit ausgebildet. Wenn am Ende eines Ausbildungsprozesses ein Spieler Profi wird, macht einen das immer froh und stolz. Stolz über die vorhandene Qualität unserer Ausbildung und froh für den Jungen, der sicher seinen Weg gehen wird.“
Rot-Weiss Essen: Knapp 10.000 Euro für ersten Einsatz mit Profivertrag
Bei Freude und Stolz muss es für die Essener nicht bleiben. Die beiden Brunner-Spielzeiten könnten sich für RWE kurz- und langfristig auszahlen. Sobald Brunner einen Profivertrag in Dortmund unterschreibt und sein erstes Bundesligaspiel absolviert, kassiert der Drittligist eine Prämie in Höhe von 9600 Euro aus dem Topf der DFL-Ausbildungshonorierung. Dies rechnet sich aus seinen beiden Spielzeiten in der U12 (4200 Euro) und der U13 (5400 Euro) zusammen. Mit einem etwas geringeren Betrag würde der VfL Bochum für eine Brunner-Saison in der U14 entschädigt werden.
Auf dieses Geld werden die Essener wohl nicht lange warten müssen. Brunner stand schon beim letzten BVB-Heimspiel gegen RB Leipzig (2:3) im Kader der Borussia. Der junge Stürmer ist noch mit einem Fördervertrag bis 2025 an die Schwarz-Gelben gebunden. Sky und Sport Bild hatten zuletzt berichtet, dass der BVB ihn zeitnah mit einem Profivertrag langfristig binden möchte.
Rot-Weiss Essen und VfL Bochum könnten von Millionen-Wechsel enorm profitieren
Richtig klingeln würde die Essener Kasse aber erst, wenn Brunner den Weg einschlägt, den ihm viele Experten zutrauen: nämlich in die internationale Spitze. Sollte das BVB-Talent zu einem späteren Zeitpunkt gegen eine Ablöse ins Ausland wechseln, bekäme RWE aus dem FIFA-Solidaritätstopf 0,5 Prozent der Gesamt-Transfersumme. Ab einer Ablöse in Höhe von 20 Millionen Euro würde somit ein sechsstelliger Betrag auf das Konto der Essener fließen. Der VfL Bochum, für den Brunner nur eine Saison in der U14 spielte, bekäme 0,25 Prozent der Abslösesumme. „Sollten wir finanziell von seinem weiteren Werdegang profitieren, dann ist das natürlich ein weiterer positiver Nebeneffekt“, sagt RWE-Boss Uhlig. „Sowohl das System der DFL-Ausbildungshonorierung als auch der FIFA-Solidaritätszahlungen bei Transfers gegen Ablöse sind sinnvolle Institutionen, um alle an der Ausbildung eines Profi-Fußballers beteiligten Vereine entsprechend nachträglich wertschätzend zu belohnen.“
Mesut Özil brachte RWE viel Geld ein
Paris Brunner wäre nicht der erste ehemalige Jugenspieler, der den Essenern nachträglich viel Geld einbringen würde. Die internationalen Wechsel von Rio-Weltmeister Mesut Özil hatten RWE in Summe eine Ausbildungsentschädigung in Höhe von rund 700.000 Euro beschert. Bei jedem verbandsübergreifenden Wechsel wurde erneut ein Teil der Ablöse als Solidaritätsbeitrag fällig. In Essen würde sich niemand beklagen, wenn sich auch Paris Brunner in Zukunft sehr wechselfreudig zeigen sollte.