Duisburg. Nach seinem Eigentor kurz vor Ende der Spielzeit rettete Mustafa Kourouma mit seinem Kopfballtor den verdienten Dreier beim Derby in Duisburg.
Als Vinko Sapina seine Ehrenrunde mit der Mannschaft hinter sich hatte und sich den Medienvertretern stellte, ballte er nochmal beide Fäuste und schrie seine Freude heraus. Kein Wunder, dass der Kapitän von Rot-Weiss Essen nach dem 2:1-Derbysieg in Duisburg besonders erleichtert war. Denn die 88. Minute möchte er am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen.
Der Duisburger Robin Müller setzte auf rechts fast schon in letzter Verzweiflung eine Flanke an, Sapina rutschte zum Klärungsversuch hinein und lenkte die Kugel unhaltbar ins kurze Eck: 1:1 - eine Szene zum im Boden versinken. „Ja, ich bin sehr erleichtert, hätten wir durch ein normales Tor den Ausgleich kassiert, okay. Aber dann kam Musti, einfach geisteskrank“, lachte er seine Freude heraus. Mustafa Kourouma hatte in allerletzter Minute auf Flanke von Felix Götze seinen Schädel reingehalten - und MSV-Keeper Vincent Müller krabbelte vergeblich dem Ball hinterher.
Rot-Weiss Essen setzt nach irrer Schlussphase durch
So waren es doch noch nervenaufreibende letzte Derbyminuten eines Spiels, das lange Zeit nur einen würdigen Sieger hatte, zu dominant waren die Essener gegen mutlose Gastgeber aufgetreten. „Dass wir diese Phase ungenutzt ließen, müssen wir uns ankreiden. Aber Isi läuft schon nach zwei Minuten aufs Tor zu. Wäre da das 1:0 gefallen, hätten wir auch schnell das zweite oder dritte gemacht“, glaubt der Kapitän. Aber, so Sapina, man habe immer stabil gestanden und am Ende nur „so ein Dullitor“ bekommen.
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Ausgenommen eine kurze Phase nach der Halbzeit, als der MSV sein Herz in die Hand nahm und wild anstürmte. „Da haben wir so ein bisschen gepennt“, gibt der Mittelfeldherrscher zu. Der Tempomacher war sehr zufrieden mit der Phase nach der 1:0-Führung, „da haben wir den Ball oft und lange gehalten, was ich mir gewünscht hatte, damit haben wir sie auch müde gemacht. Dann hat man keinen Bock mehr, ich kenne das selber.“
Mit 21 Punkten hat RWE das Hinrundenziel schon erreicht
Die Aussichten, so der Kapitän, seien mit dem dritten Dreier in Folge durchaus verlockend: „Fakt ist, nach Hälfte der Spielzeit 21 Punkte zu haben, das ist ja eigentlich das Grundziel - das haben wir jetzt schon erreicht. Wir werden jetzt in den restlichen sechs Spielen nicht chillen, sondern nehmen den Schwung der drei Siege mit. Wer jetzt hier kein Selbstvertrauen hat, dem gebe ich persönlich einen Nackenklatscher.“
Und dennoch sei der Sieg in Dortmund noch höher zu bewerten: „Das war mein erstes Spiel als Kapitän, und nach der 0:9-Serie war da so eine Spannung in uns, das war einfach eine Riesenerleichterung.“
Und in beiden Spielen durfte sich der „Capitano“ hinterher beim Reservisten Mustafa Kourouma bedanken, der in Dortmund und Duisburg das erste und das letzte Tor erzielte. In der Schauinsland-Reisen-Arena im letzten Augenblick, direkt vor der Gästekurve, da ließ sich der Innenverteidiger einen besonderen Jubel einfallen. Was ein bisschen wie Watschelgang aussah, erklärte der überglückliche Torschütze hinterher wie folgt: „Das war der ,Griddy-Jubel’, „den habe ich aus der NFL von Justin Jefferson abgeschaut. Der macht den immer, auch ein paar Fußballer machen diesen Jubel mittlerweile, ich finde ihn cool.“
Kouroumas Dank galt RWE-Torhüter Jakob Golz
Zumindest originell - und beruhigend, dass Kourouma nach seiner Zurücksetzung auf die Bank nach dem BVB-Sieg sich nicht in seine Schmollecke zurückzog, sondern weiter an sich arbeitet: „Ich habe in Dortmund gezeigt, dass ich Dritte Liga schaffe. Klar war es ein Rückschlag, wieder auf die Bank zu müssen, aber der Trainer hat mir signalisiert, dass ich wieder viele Schritte nach vorne gemacht habe.“
Einen wollte der Siegtorschütze bei allem persönlichen Jubel doch nicht vergessen: „Jakob Golz ist der beste Torwart der Liga.“ Und Essens Nummer 16 ist auf dem Weg, ein wichtiger Bestandteil dieser Drittliga-Truppe zu werden.
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