Dresden. Dynamo Dresdens Fans hatten sich auf Jakob Golz eingeschossen. Rot-Weiss Essens Torwart antwortete mit starken Paraden. Wie schafft er das?

Meiko Sponsel guckt nach links, guckt nach rechts, guckt zu Jakob Golz. Der Torwart rennt los zum Ball. Sponsel will das Spielgerät wegschießen, als plötzlich Dennis Borkowski anrauscht. Der Dresdner erahnt das Missverständnis zwischen den beiden Essenern und schiebt ins leere Tor ein. Er jubelt, da liegt Golz benommen auf dem Rasen. Er stieß mit Stefan Kutschke zusammen – deshalb nimmt Schiedsrichter Martin Speckner den Treffer zurück.

Es wäre das 2:0 für Dynamo gewesen, es war einer von vielen Aufregern, über die nach der Partie zwischen der SGD und Rot-Weiss Essen gesprochen wurde. „Ich komme raus und ziehe weg, weil Meiko den Ball nimmt“, schildert Golz, wie er die Minute 28 erlebt hat. „Aus meiner Perspektive läuft Kutschke in mich rein und trifft mich – womit, weiß ich nicht.“ Ein paar Sekunden habe er nichts mitbekommen, musste behandelt werden. „Ich habe auch nicht gesehen, was danach passiert ist. Ich musste erst wieder zu mir kommen“, erinnert sich der 24-Jährige.

Rot-Weiss Essen: Torwart Jakob Golz - „Ich will der Mannschaft helfen“

Glück hatte er, Glück hatte Rot-Weiss Essen: Den Treffer kann man geben. 30.699 Zuschauer waren im Rudolf-Harbig-Stadion. Und alle hatten es nach dieser Szene auf Jakob Golz abgesehen, die knapp 2500 Essener mal ausgenommen. War Golz am Ball, spielten die SGD-Fans ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert. Seine Antwort: zahlreiche Paraden.

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Doch wie schafft Golz das? Wie steckt man das weg, wenn man von Zehntausenden ausgebuht wird? „Mir ist es total egal, ob mich jemand beleidigt oder sonst irgendwas macht. Das interessiert mich nicht“, antwortet er. „Ich versuche einfach, mein Spiel weiterzumachen und der Mannschaft zu helfen.“ Essen verlor letztlich 1:2 (1:1), ohne Golz wäre die Niederlage höher ausgefallen. Wieder einmal war er der beste Spieler bei RWE.

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Über die zwei Gegentore ärgerte er sich. Ahmet Arslan besorgte mit einem wunderschönen Fallrückzieher das 1:0 (13.), José-Enrique Rios Alonso und Meiko Sponsel waren zu weit weg vom Dresdner. Beim 2:1 (66.) störte Andreas Wiegel Dennis Borkowski beim Kopfball nicht energisch genug. Da konnte auch Golz wenig machen. „Unterm Strich muss man sagen, dass wir verdient keine Punkte mitgenommen haben. Dresden hat es besser gemacht“, sagt der Schlussmann, der vor ziemlich genau einem Jahr die Nummer eins bei RWE wurde.

Vor einem Jahr wurde Jakob Golz Rot-Weiss Essens Nummer eins

Daniel Davari hatte in der Regionalliga gepatzt. Golz bekam daraufhin Anfang April das Vertrauen von Christian Neidhart und rutschte in die Startelf. Dort blieb er. Trainer Neidhart war ein paar Wochen später Geschichte, Rot-Weiss Essen schaffte den Aufstieg und nicht jeder traute Golz die dritte Liga zu. Manch einer fühlte sich bestätigt, als er zu Saisonbeginn in Dortmund beim 0:1 spielentscheidend patzte. Aber er nahm die neue Liga so schnell an wie kein zweiter Essener und reagierte, wie er eben reagiert: mit bärenstarken Auftritten, glänzenden Reflexen.

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:

Gewissermaßen schließt sich an diesem Sonntag der Kreis: Waldhof Mannheim kommt an die Hafenstraße – mit Christian Neidhart. Golz freut sich auf das Wiedersehen. „Er war der Trainer in dem Jahr, in dem wir aufgestiegen sind. Insofern hatte er eine besondere Position inne. Er ist das erste Mal wieder an der Hafenstraße. Das ist sicherlich auch für ihn etwas Besonderes“, glaubt er.

RWE-Wiedersehen mit Christian Neidhart

Am liebsten würde er seinen ehemaligen Coach ohne Punkte nach Mannheim zurückschicken, das ist ja klar. Schon in der Hinrunde siegte RWE gegen den Waldhof (2:1), der im Aufstiegsrennen mitmischt und jeden Zähler braucht. Das gilt auch für Rot-Weiss im Abstiegskampf, und Golz meint: „Wir können in jedem Spiel punkten.“ Das liegt nicht zuletzt an ihm.

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