Bocholt. Rot-Weiss Essen steht im Niederrheinpokal-Finale. RWE duselte sich im Elfmeterschießen beim 1. FC Bocholt weiter. Golz und Young retten RWE.

Mit zwei blauen Augen ist Drittligist Rot-Weiss Essen ins Niederrhein-Pokalfinale eingezogen. Nach einer in der Verlängerung indiskutablen Leistung rettete sich der Favorit ins Elfmeterschießen, in dem Kapitän Felix Bastians den ersten in die Wolken jagte. Am Ende zeigten die Bocholter Nerven. So war es Isi Young, der mit dem letzten Elfmeter die Blamage verhinderte. Im Finale wartet nun der ewige Revierschlager gegen Rot-Weiß Oberhausen.

Rot-Weiss Essen trifft im Niederrheinpokal auf bekannte Gesichter

Wie erwartet waren beim Anpfiff in der restlos ausverkauften Gigaset-Arena auf beiden Seiten viele Essener auf dem Feld: Die Ex-Rot-Weissen Kevin Grund und Marcel Platzek, die aktuelle RWE-Leihgabe Sascha Voelcke und der einstige „Bulle vom Uhlenkrug“, Malek Fakhro ließen sich das Pokal-Highlight nicht entgehen, auf der Bank wartete Gino Windmüller auf seinen Einsatz.

Ruhig und bedächtig ging der Favorit die Partie an, wollte sich trotz des Ackers nach vorne durchkombinieren. Der 1. FC Bocholt zeigte sich laufstark, hatte aber auch gehörigen Respekt vor dem Drittligisten, bei dem diesmal Ron Berlinski und Luca Wollschläger als Doppelspitze auf Torchancen lauerten.

Und die mitgereisten RWE-Fans mussten nicht lange warten: Berlinski ging Grund im Mittelfeld hart an, eroberte den Ball, lief sich am rechten Strafraumeck frei und gegen seinen feinen Außenrist-Schuss ins lange Eck war nichts zu machen: 1:0 nach sechs Minuten – die Stürmer sendeten ein Lebenszeichen.

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Die Angriffe des Regionalliga-Aufsteigers waren in der Folgezeit zu hausbacken, Platzek bei Felix Bastians in sorgsamer Obhut. So versuchte es der Ex-RWE-Torjäger mit einem Schrägschuss von außen (26.), da keimte so etwas wie Gefahr vor dem Essener Tor auf.

Zuvor hätte es fast schon 2:0 gestanden, doch bei dem herrlichen Pass von Thorben Müsel in die Gasse auf Berlinski, netzte dieser zwar ein, soll aber dabei im Abseits gestanden haben – eine knappe Entscheidung. Die Essener Nummer neun blieb die auffälligste Erscheinung: Als er sich gegen drei Bocholter durchsetzte und flankte, war Wollschläger in der Mitte trotz respektabler Länge einen halben Kopf zu klein (31.).

Bocholt kämpft sich in die Partie

Sieben Minuten später die beste Aktion des 1. FC: Grund im zentralen Mittelfeld passte auf Voelcke, der leitete weiter auf Marko Stovajonic, der im letzten Moment vom zurückgeeilten Berlinski beim Abschluss entscheidend gestört wurde – eine starke Laufleistung. Auf der Gegenseite die erneute Chance zum beruhigenden 2:0: Müsel spielte herrlich in den freien Raum auf Clemens Fandrich, dem die Kugel aber zu weit vom Fuß sprang (41.). Die Führung zur Pause war hochverdient.

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Nach dem Wechsel wurde es ein bisschen mehr Pokalfight, weil die Bocholter nun mutiger ihre Chance suchten und die Essener Abwehr ein ums andere Mal unter Druck setzten. Der Ex-Oberhausener Florian Abel versuchte es aus 25 Metern – endlich konnte Torhüter Golz mal beherzt zupacken. In der 50. Minute kam der FC dem Ausgleich nahe: Fakhro profitierte von einem Abwehrfehler, zog aus spitzem Winkel einfach mal ab – aber drüber.

Auf der Gegenseite bediente Berlinski Ennali an der Strafraumkante, dessen raffinierter Effetschuss an den Pfosten klatschte (53.). Das Spiel verschwand leider im Bocholter Abendhimmel – das Flutlicht war den Namen nicht wert.

Bocholt kommt kurz vor dem Spielende zurück

Zumindest konnte man erkennen, dass Berlinski bester Essener blieb: Nach Doppelpass mit Isi Young zog der bullige Mittelstürmer nur knapp am langen Pfosten vorbei (65.). Jetzt ging es rauf und runter: Beim Getümmel im Essener Strafraum wurde der Schuss von Kapitän Tim Winking knapp vor der Linie von einem roten Stutzen aufgehalten (70.).

Geschlagene Außenseiter: Der 1. FC Bocholt lieferte gegen Rot-Weiss Essen einen tollen Kampf.
Geschlagene Außenseiter: Der 1. FC Bocholt lieferte gegen Rot-Weiss Essen einen tollen Kampf. © ffs | Thorsten Tillmann

In der Schlussphase schwanden den Gastgebern die Kräfte – und RWE-Trainer Christoph Dabrowski gab seinem Goalgetter doch noch ein wenig Matchpraxis: Simon Engelmann kam für Schwer-Malocher Berlinski, Warmlaufen für das Samstagspiel. Und dann verlängerte sich seine Spielzeit: Der eingewechselte Andre Bugla kam an der Strafraumgrenze an den Ball und schweißte ihn ins Lattenkreuz: 1:1 – Verlängerung, später Elfmeterschießen. Und viel Dusel.

1. FC Bocholt – Rot-Weiss Essen 5:6 n.E. (1:1, 0:1)

Bocholt: Wickl, Beckert, Winking, Hanraths, Voelcke (75. Bugla), Abel (81. Simoes Ribbeiro), Lorch, Stojanovic, Grund (88. Windmüller), Fakhro (75. Fejzullahu), Platzek (100. Mvibudulu).

RWE: Golz, Plechaty (67. Sponsel), Herzenbruch, Rios Alonso, Bastians, Tarnat, Fandrich, Müsel (46. Young), Kefkir (46. Ennali), Berlinski (81. Engelmann), Wollschläger (67. Holzweiler).

Tore: 0:1 Berlinski (6.), 1:1 Bugla (86.). Elfmeterschießen: 2:1 Fejzullahu, Bastians schießt drüber, 3:1 Bugla, 3:2 Ennali, 4:2 Beckert, 4:3 Herzenbruch, 5:3 Hanraths, 5:4 Engelmann, Golz hält gegen Windmüller, 5:5 Alonso, Mvibudulu schießt an die Latte, 5:6 Young.

Zuschauer: 3276

Niederrheinpokal: 1. FC Bocholt gegen Rot-Weiss Essen zum Nachlesen im Live-Ticker

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