Essen. Rot-Weiss Essen verliert, der Sturm macht Sorgen – aber Simon Engelmann ist zurück. Er verrät, wie es sich anfühlt, der Hoffnungsträger zu sein.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit skandierten erste Fans zaghaft den Namen ihres Helden. Der Chor wurde immer lauter, immer mehr stiegen ein, bis gefühlt alles, was einen rot-weissen Schal um den Hals trug, seinen Namen rief.

RWE lag da gerade 1:2 gegen den SV Wehen Wiesbaden hinten, stemmte sich mit aller Macht gegen die drohende Heimniederlage. Die Essener schlugen die Bälle in den Strafraum, die Flanken kamen scharf in die Mitte – doch dort fehlte ein Abnehmer, einer wie Simon Engelmann.

Der Stürmer rannte in der 65. Minute zur Bank, er hatte sich genug warm gemacht und kam für Isaiah Young ins Spiel. „Ich hatte schon Gänsehaut, es ist ein gutes Gefühl“, erinnert sich Engelmann. Selten war es an diesem Samstagnachmittag so laut wie bei seiner Einwechslung. „Aber“, schob er nach, „ich hätte am liebsten ein Tor geschossen und gewonnen.“

Rot-Weiss Essen: „Sie waren sehr effizient“

Das hat nicht geklappt, dabei hatte der 34-Jährige die große Chance auf das 2:2. Sein Kopfball rauschte Zentimeter am Tor vorbei. „Mit ein bisschen Glück geht er rein, es hatte sich eigentlich ganz gut angefühlt“, sagt Engelmann. Stattdessen erzielte Wiesbaden wenig später das entscheidende dritte Tor und der Aufstiegsheld musste versuchen, diese Niederlage zu erklären. Das sei „schwierig“.

So viel besser sei der Gast nicht gewesen, glaubt Engelmann. „Sie waren aber deutlich clevererer als wir und sehr effizient.“ Wehen nutzte die individuellen Fehler der Rot-Weissen aus. Abgezockt, im Stile einer Spitzenmannschaft eben, und der SVWW ist nun mal eine.

Mit der 1:3-Niederlage endete die Heimserie von RWE. Elf Spiele hielt die Festung Hafenstraße, die Hessen stürmten sie als wäre nichts dabei. Engelmann ist das egal. „Ich halte nicht viel von Serien.“ Was ihn beunruhigen sollte, ist der Trend: Rot-Weiss hat nur einen Punkt aus den vergangenen vier Spielen geholt. Der Schnitt in diesem Kalenderjahr liegt bei knapp 0,9 Punkten.

Rot-Weiss Essen: Engelmann spricht über den Druck

Engelmann kann dafür freilich nichts. Nach dem Jahreswechsel zog er sich eine erste Mandelentzündung zu. Gerade als sie auskuriert war und er wieder auflaufen konnte, zwang ihn eine zweite zum Zuschauen. Sein Comeback gab er gegen Wiesbaden – und dort ruhten gleich mal alle Hoffnungen auf ihm. Die Offensive stockt seit Wochen. „Engel“, der den Aufstieg in die dritte Liga entscheidend mitgeregelt hatte, war für viele plötzlich der Mann, der in der Schlussphase alle Offensivsorgen allein lösen sollte. Ein ganz schön großer Druck, nicht wahr? „Mich beflügelt das eher.“

Lesen Sie hier: 1:3 gegen Wiesbaden – die Noten zum RWE-Auftritt.

Wann er wieder eine Option für die erste Elf ist, könne er nicht sicher sagen. „Bei 100 Prozent bin ich nicht, eher bei 60 oder 70. Ein paar Körner brauche ich noch.“ Da kommt die Englische Woche wohl zur Unzeit für ihn.

An diesem Dienstag steht das Niederrheinpokal-Halbfinale beim 1. FC Bocholt an (19 Uhr). Da kann sich RWE neues Selbstvertrauen holen, das ist allerdings leichter gesagt als getan. Für den Regionalligisten ist es das Spiel des Jahres. Das könnte ungemütlich werden. Engelmann fordert: „Wir müssen so langsam wieder die PS auf die Straße bringen.“ In der dritten Liga gelte das einmal mehr.

Rot-Weiss Essen: Drei Punkte gegen Freiburg sind für Engelmann Pflicht

Konkurrenten punkten – Bayreuth in Dresden (2:1), Dortmund II in München (4:1). Es wird muckelig warm im Keller, und die Rot-Weissen haben drei weitere „Kracherspiele“, wie es Engelmann umschreibt, vor sich: Freiburg II, Dynamo, Mannheim. Die spielen alle oben mit. „Wir brauchen uns vor keiner Mannschaft verstecken“, betont der RWE-Stürmer, „Samstag müssen wir gegen Freiburg einen Dreier holen, ganz einfach.“

Sagt sich so leicht, einfach wird das nicht, denn die SCF-Talente mischen die dritte Liga auf: Acht Siege in elf Spielen, noch so eine Serie. Wobei, Freiburg – da war doch was; im Breisgau gelang Rot-Weiss Essen im Vorjahresherbst der erste Auswärtsdreier. Engelmann traf beim 3:0, zudem legte er ein Tor auf.

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