Essen. Rot-Weiss Essen empfängt am Samstag den SV Wehen Wiesbaden. Gäste-Geschäftsführer Nico Schäfer hat zu Rot-Weiss eine besondere Beziehung.
Der Name verspricht zwar nicht die große Fußball-Welt, doch die Ansprüche des Drittligisten SV Wehen Wiesbaden sind durchaus ambitioniert: „Wir möchten bis 2026 ein etablierter Zweitligist sein“, sagte Geschäftsführer Nico Schäfer im vergangenen Jahr, als er nach den mittelfristigen Zielen gefragt wurde. Damals hatte der Klub vier Spieltage vor dem Ende der Saison die Aufstiegschance bereits verspielt, wurde Achter. Doch 2026 in der 2. Liga, ja das wäre ideal – in dem Jahr feiert der Ursprungsklub, der SV Wehen 1926 Taunusstein, 100. Geburtstag.
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Aber wenn es vorher klappen sollte, würde sich niemand beschweren. In der laufenden Spielzeit ist der Klub wieder oben dabei, ist Tabellenvierter punktgleich mit dem Dritten Dynamo Dresden. Und weil der Zweitplatzierte SC Freiburg II nicht aufsteigen darf, sieht es gar nicht schlecht aus für die Hessen, die am Samstag (14 Uhr) vor der Herausforderung Hafenstraße stehen. Hausherr Rot-Weiss Essen gilt bekanntlich als ziemlich unangenehmer Gastgeber, seit elf Partien ist er zu Hause ungeschlagen.
Nico Schäfer war schon lange nicht mehr in Essen. 20 Jahre hatte er dort gelebt und zwölf Jahre das Abenteuer RWE gelebt – als Finanzvorstand. Er ist mit den Rot-Weissen in die 2. Bundesliga aufgestiegen und wieder abgestürzt, und er hatte 2001 maßgeblich mitgeholfen, den finanziellen Kollaps abzuwenden. So etwas vergisst man nicht. Schäfer kommt gern mal wieder zurück in die alte Heimat, der Hauptwohnsitz ist aber Berlin. „Davon kann ich nicht lassen.“ Ganz sicher wird er am Samstag mit denen, die er noch näher kennt, ein bisschen über alte Zeiten plaudern, aber am liebsten würde er die drei Punkte mitnehmen. So ist das Geschäft, gleichwohl ist dieses Gastspiel emotional ein besonderes für ihn.
Auch bei Union Berlin hat Schäfer schon gearbeitet, zwei Traditionsklubs mit großer Wucht und Emotion. Wie beschaulich muss es dagegen in Wiesbaden sein? Immerhin, der Klub ist 2007 erstmals in die 2. Bundesliga aufgestiegen, hielt sich zwei Jahre, dann ging’s wieder runter. Zehn Jahre 3. Liga folgten, die Rot-Weissen wissen nur zu gut, was es heißt, in einer Liga festzustecken.
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2016 wechselte Schäfer von Union Berlin nach Wehen Wiesbaden, 2019 kehrte der Klub in die 2. Liga zurück und stieg direkt wieder ab. Nun also der dritte Anlauf. Der Vertrag mit Trainer Markus Kauczinski wurde um zwei Jahre verlängert, eine neue Stadiontribüne wurde auch schon gebaut. Sie sind zuversichtlich und ehrgeizig in der hessischen Landeshauptstadt.
Nico Schäfer: „Es wird ein enges Rennen bleiben“
Der Tabellenachte der Vorsaison startete sehr gut ins Jahr mit vier Siegen und einem Unentschieden, auch Spitzenreiter SV Elversberg musste dran glauben (1:0). Aber so wild und unberechenbar ist die 3. Liga, es folgten dann auch vier Niederlagen. Das Polster war aufgebraucht. „Wir können damit leben und haben nicht den Anspruch durchzumarschieren. Es wird ein enges Rennen bleiben.“
Mit dem 3:0 vor einer Woche gegen Waldhof Mannheim hat sich Wehen Wiesbaden aber zurückgemeldet. „Und da hatten wir nur zwölf Feldspieler zur Verfügung“, verweist Schäfer auf die Personalprobleme. Das Team agierte defensiver als sonst, es trafen dann auch zwei Verteidiger. „Wir haben zwar einen kleinen Kader, aber der ist gut besetzt“, findet der 54-Jährige.
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Nun ist man zu Gast beim Aufsteiger RWE: „Ohne Mentalität und Kampf geht es nicht an der Hafenstraße“, weiß Schäfer. Das gilt auch für den Gast. Wichtig: Kapitän Johannes Wurtz und Torjäger Ivan Prtaijn, der beim 3:1-Sieg im Hinspiel einen Doppelpack geschnürt hatte, haben ihre Gelb-Sperren abgesessen und sind mit an Bord.
Rot-Weiss Essen: Schäfer glaubt an RWE-Klassenerhalt
Der Job allein bringt es schon mit sich, dass Nico Schäfer den Weg der Konkurrenz und damit auch den seines ehemaligen Klubs verfolgt. Und er sieht viel Positives: „Anfangs wurde es schon mal unruhig, aber Rot-Weiss hat sich stabilisiert und etabliert. Sie haben ganz klar die Qualität, die Liga zu halten, wenn alle an einem Strang ziehen. Ich denke, RWE hat schon zu diesem Zeitpunkt eine Menge geschafft.“
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