Saarbrücken. Rot-Weiss Essen hat beim 1. FC Saarbrücken eine deutliche 0:3-Niederlage kassiert. Christoph Dabrowski hatte mit seiner Startelf überrascht.
Nein, es war kein guter Tag für Rot-Weiss Essen. Mutig und selbstbewusst waren sie ins Saarland gereist nach der zuletzt starken Leistung gegen Osnabrück. Doch wenig lief zusammen bei Rot-Weissen, bei denen diesmal Innenverteidiger Felix Bastians Mittelstürmer spielte. Er fiel nicht auf, dafür fehlte er in der Abwehr. Essen unterlag mit 0:3 (0:2), das sagt alles.
Der berauschende Auftritt gegen den VfL Osnabrück in Hälfte zwei, steckt noch immer in den Köpfen. Tolle Atmosphäre an der Hafenstraße, tolles Spiel und mit dem 1:1 immerhin einen Punkt ergattert gegen einen Aufstiegskandidaten. Doch die Englische Woche sollte für Rot-Weiss Essen natürlich nicht mit einem Kater enden. Allerdings war die Aufgabe beim 1.FC Saarbrücken im Ludwigspark alles andere als eben mal locker zu lösen.
Die Saarbrücker haben sich nach erheblichen sportlichen Problemen mit zuletzt zwei Siegen beim SV Wehen Wiesbaden (2:0) und gegen SpVgg. Bayreuth (5:0) wieder in den Kreis der Aufstiegsanwärter zurückgespielt. Die Gastgeber waren vor dem Anpfiff nur drei Punkte vom Relegationsplatz entfernt.
Dabrowski stellt Bastians in den Sturm
RWE-Trainer Christoph Dabrowski hatte schon angedeutet, dass er einen elanvollen und angriffslustigen Gegner erwarte, der die Englische Woche perfekt mit neun Punkten abrunden wollte. Doch die personelle Ausrichtung der Startelf war alles andere als defensiv: Felix Götze, der Torschütze beim 1:0-Hinspielsieg der Essener, ersetzte im Mittelfeld Torben Müsel, und für Ron Berlinski in der Sturmzentrale begann der Flügelflitzer Lawrence Ennali, der gegen Osnabrück für viel Alarm in der gegnerischen Hälfte sorgte und das Tor zum 1:1-Ausgleich erzielte.
So weit, so halbwegs erwartbar. Für die Riesenüberraschung sorgte Dabrowski aber mit seiner Positionierung. Götze spielte in der Innenverteidigung für Felix Bastians - oder später vor der Dreierkette. Bastians wiederum, man glaubt es kaum, tauchte im Sturmzentrum auf. Bastians wollte das schon immer mal, er ist auch mit sechs Treffern (davon drei Elfmeter) der erfolgreichste Schütze im Kader. Aber mutig, mutig die Entscheidung vom RWE-Trainer, den funktionierenden Deckungsverbund zu sprengen und neu auszurichten.
Bereits in der dritten Minute passierte es: Saarbrücken führte eine Ecke kurz aus, was RWE etwas verschlief. Die Hereingabe wird verlängert, ein Pressschlag landet bei Marvin Cuni, der am langen Pfosten aus kurzer Entfernung das 1:0 erzielt.
Noch unmittelbar zuvor hatte RWE noch einen vielversprechenden Konter über Isaiah Young vergeben, weil Ennali ins Abseits gelaufen war.
Rother muss raus, Gnaase nutzt die Unordnung
Die Rot-Weissen antworten mit Offensivdrang. Nach einer scharfen Flanke von Wiegel konnte Oguzhan Kefkir vier Meter vor dem FC-Tor den Ball nicht sauber kontrollieren, seinen Abschluss aus kürzester Distanz parierte Keeper Daniel Batz aber klasse (10.). Es sollte die größte Chance in Hälfte eins gewesen sein.
Es war ein flottes, ausgeglichenes Spiel, gleichwohl wirkte die Essener Deckung nicht immer sicher und geordnet, längst nicht so griffig, wie man es gewohnt ist. Als Saarbrücken links zu viel Freiraum hatte, kam die Flanke, doch nach dem Kopfball von Zeitz reagierte Jakob Golz ebenso stark (22.).
Dann der Doppelschlag: Björn Rother humpelte nach einem Zweikampf verletzt vom Platz. Das sah nicht gut aus. Eine Minute später fiel das 0:2 (36.). Dave Gnaase nahm den Ball im Mittelfeld auf, genoss die Freizügigkeit des Gegners ein paar Meter und setzte dann die Kugel aus 20 Metern so präzise ins Eck, dass sie vom Innenpfosten ins Netz rollte. Golz war ohne Chance.
Zur zweiten Halbzeit kam Ron Berlinski für Young und ordnete sich auf der rechten Seite ein. An der Gefährlichkeit der Essener Offensive änderte das nichts, obwohl sie sich bemühten, wurde es selten brenzlig für Saarbrücken.
Bastians-Experiment geht schief
Aber wie anfällig die Abwehr an diesem Tag war, zeigte sich beim 0:3 (58.). Der Scharfschütze Gnaase kam völlig frei zentral vor dem Essener Strafraum an den Ball, konnte sich auch noch seelenruhig das Visier justieren, um dann die Kugel sicher zu versenken. Und RWE: viele Mittelfeldspieler, aber niemand der dazwischenfunkte.
Als sich Torben Müsel bei seinem Dribbling den Ball auch noch von Keeper Batz vom Fuß fischen ließ (78.), statt entschlossen einzuschieben, war es bezeichnend.
Und Felix Bastians als Mittelstürmer? Er kam zu keiner bemerkenswerten Szene. Ergo: Experiment missglückt, Spiel verloren.
1.FC Saarbrücken – Rot-Weiss Essen 3:0 (2:0)
RWE: Golz – Wiegel, Rios Alonso, Herzenbruch, Ennali – Rother (35. Tarnat), Eisfeld (74. Müsel) – Ennali (74. Holzweiler), Götze (83. Fandrich), Kefkir – Young (46. Berlinski).
Schiedsrichter: Schwengers.
Zuschauer: 10.410.
Tore: 1:0 (3.) Cuni, 2:0, 3:0 beide Gnaase (36., 58.).
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