Essen. Ja, das späte 1:1 beim SC Verl war bitter – aber gerecht. Rot-Weiss Essen tritt auf der Stelle. Ein Kommentar: Wo sich RWE jetzt steigern muss.
Es wäre ja ein Leichtes, Rot-Weiss Essen nach dem letzten Hinrunden-Spieltag fehlende Cleverness vorzuwerfen. Den vermeidbaren 1:1-Ausgleichstreffer kassierte der Drittligist beim SC Verl in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Das ist bitter, keine Frage. Schaut man sich aber die gesamte Hinrunde an, lässt sich feststellen: Der Aufsteiger ist erwachsener, cleverer geworden.
Pleiten, Pech und Pannen zum Saisonstart; es dauerte, bis RWE die neue Liga verstanden und angenommen hat. Da wird jede Kleinigkeit bestraft, da geht ohne die Grundtugenden nichts. Das 2:1 gegen Erzgebirge Aue, der erste Saisonsieg am siebten Spieltag, war vor allem Ergebnis eines leidenschaftlichen Auftritts.
Rot-Weiss Essen ist in der dritten Liga angekommen – aber vorne zu harmlos
Es folgte eine Aufholjagd im Herbst, die Essener hatten sich gefunden, stürmten aus dem Keller. Die Ungeschlagen-Serie, die mit dem 3:0 in Freiburg am elften Spieltag begann, hält noch immer an. Seit neun Partien in Folge ist RWE unbesiegt. Eine starke Bilanz.
Lesen Sie hier: Rot-Weiss Essen: Der Spielbericht zum 1:1 gegen Verl.
24 Punkte hat Rot-Weiss Essen zur Hälfte der Runde. „Damit können wir im Moment gut leben“, findet Christoph Dabrowski. Der 44-Jährige hat angesichts des Katastrophenstarts recht. Dabrowski sagt auch: „Unser Ziel wird sein, in der Rückrunde an diese Punktzahl heranzukommen, wenn nicht sogar diese Punktzahl zu erhöhen.“
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Dabei muss der Trainer ein Problem lösen: Die Offensive ist harmlos. Nur zwei Tore erzielte Rot-Weiss in den vergangenen vier Spielen, die alle unentschieden ausgingen. RWE tritt auf der Stelle und sucht die Torgefahr.
Rot-Weiss Essen: Felix Götze fehlt der Mannschaft
Gegen Meppen, Halle und Verl, alles Teams aus der unteren Tabellenhälfte, war das Offensivspiel zäh. Gut, gegen Halle regnete es 90 Minuten Bindfäden, da lässt sich nur schwer kombinieren. In Paderborn, wo die Verl-Partie ausgetragen wurde, war es aber trocken – und trotzdem sahen die Fans nur wenig Kreatives.
Zudem fehlte die Ballsicherheit – und die Abstimmung zwischen den Spielern sollte besser werden. Sturmspitze Ron Berlinski rackerte, rannte, lief die Sportclub-Abwehr früh an, bekam allerdings kaum Unterstützung aus dem Mittelfeld.
Fakt ist: Zweieinhalb schön herausgespielte Angriffe trug RWE gegen Verl vor, mehr nicht. Das ist zu wenig und gleichzeitig ein Beleg dafür, wie wichtig Felix Götze für das Team ist. Er hebt die Mannschaft auf das nächste Level, ist aber gerade verletzt (Muskelfaserriss). Man kann nur hoffen, dass der 24-Jährige schnell zurückkehrt.
Bei der SV Elversberg wird Götze noch fehlen; ausgerechnet Elversberg, da schießen sofort Bilder vom Drittliga-Auftakt in den Kopf: Sonnenschein, volle Hafenstraße, 1:5-Niederlage. Das hat kein Essener vergessen. Im Saarland kann die Mannschaft am Freitag untermauern, dass sie reifer geworden ist – und auch Chancen kreieren kann.