Essen. Rot-Weiss Essen startet in die dritte Liga. In Teil zwei unseres Interviews spricht Christoph Dabrowski über Verträge, Ambitionen und Emotionen.

Drittligist Rot-Weiss Essen steht in den Startlöchern. Zum ersten Heimspiel des neuen Jahres kommt am Samstag der Hallesche FC (14 Uhr) an die Hafenstraße. Im Teil zwei des Interviews mit RWE-Trainer Christoph Dabrowski blicken wir auf den Stand der Dinge und auch ein bisschen in die Zukunft.

Hier geht es zu Teil eins des Interviews mit RWE-Trainer Dabrowski.

Sie betonen immer, dass das Mannschaftsgerüst steht und sich stabilisiert hat. Aber jeder hat nach wie vor die Chance, Sie von seinen Leistungen zu überzeugen?

Die Tür ist immer offen. Wenn Sie mal auf die Statistik schauen, sind wir eine der Mannschaften mit den meist eingesetzten Spielern.

Rot-Weiss Essen: Dabrowski lobt Leihspieler Wollschläger

Und bei Ihrem Rotwein-Abend damals hatten Sie ja plötzlich eine Eingebung gehabt und Rios-Alonso in der Abwehr präsentiert. Der hatte sich in der Regionalliga auch in die Mannschaft gespielt.

Rios Alonso hat sich in der Vorbereitung im Sommer einfach nicht so angeboten, dass ich direkt auf ihn gesetzt habe. Aber er ist ein absoluter Wettkampftyp. Wenn das Licht angeht, ist er voll da, er scheint so ein Typ zu sein. Grundsätzlich sieht man ja, dass Spieler in der Lage sind, wiederzukommen. Kevin Holzweiler war nach seiner Verletzung auch hinten dran, weil er keine Konstanz im Training reinbekommen hat. Er hat nach zuletzt aber wieder Kurzeinsätze bekommen und war ein belebendes Element.

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:

Woran hat das gelegen?

Wahrscheinlich hatte der eine oder andere Anpassungsprobleme. Dann haben wir uns noch mit vier Spielern verstärkt - und ich denke schon, dass diese die anderen noch besser gemacht haben.

Und in der Halle in Gummersbach hat man gesehen, dass Luca Wollschläger technisch schon was drauf hat.

Er hat das gut gemacht, ja klar. Er will, er ist ehrgeizig. Aber die Konkurrenz ist groß. Simon Engelmann hat es nach dem auch für ihn persönlich holprigen Start auch hinbekommen, seine Torgefahr auszustrahlen. Ron Berlinski hat nach einer etwas schwierigen Zwischenphase unserem Spiel seinen Stempel aufgedrückt. Da musst du erst mal an den Jungs vorbeikommen.

Rot-Weiss Essen: Trainer Dabrowski fühlt sich wohl

Mit dem Stand nach der Vorbereitung sind sie zufrieden?

Wir haben intensiv trainiert, körperlich und taktisch gut gearbeitet. Bei so einer langen Vorbereitung muss aber auch Spaß dabei sein. Als die Minusgrade waren haben wir drinnen ein paar Einheiten gemacht, waren dann aber auch mal an der Tischtennisplatte, an der Dart-Scheibe, Fußballtennis...

Wie ist denn ihre persönliche Bilanz? Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?

Ich fühle mich sehr wohl hier, habe richtig Spaß, in diesem emotionalen Umfeld zu arbeiten.

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Wobei Sie während des Spiels doch eher wie ein ruhiger Fels in der Brandung wirken.

Ich weiß nicht, wie das wahrgenommen wird. Ich sehe mich als leidenschaftlich und emotional an der Seitenlinie, bin einer, der seiner Mannschaft das Gefühl gibt, dass da Leben drin ist. Aber nicht 90 Minuten. Ich bin kein HB-Männchen. Ich bin aktiv, aber für mich ist ein Stück Souveränität auch immer wichtig. Ich muss nicht 90 Minuten emotional etwas reinschreien. Das Wichtigste ist, dass der Impuls zwischen Mannschaft und Trainer da ist. Da muss aber jeder Trainer seinen eigenen Weg finden.

Aufstieg in die zweite Bundesliga? Dabrowski konzentriert sich auf Liga drei

Das Portal „Liga3-online“ schreibt: „Der Riese hält, was er verspricht, Der Rot-Weiss Essen hat sich seinen Platz in der 3. Liga erobert.“ Und weiter: „Die Rückrunde soll eine Vorarbeit sein für das nächste Spieljahr. In dem, was pfeifen sie Spatzen schon von den Dächern, wird der Attacke-Modus verschärft werden. Essen will einen Zweitligisten stellen, besser früher als später.“ Wie sehen Sie das?

Eins nach dem anderen. 14 Jahre Regionalliga, nun das erste Jahr 3. Liga. Wir haben gesehen, wie kompliziert das sein kann - allein, erstmal aufzusteigen. Dann haben wir gesehen, was sich in der neuen Liga verändert. Wir sind froh, dass wir uns nach anfänglichen Schwierigkeiten so stabilisiert haben. Das hat weiterhin Priorität, und das wird schwer genug, wir haben noch 21 Spiele. Sechs Punkte nach unten, das hört sich erstmal gut an, aber wir müssen uns nach wie vor alles hart erarbeiten. Ich kann mich an kein entspanntes Spiel erinnern.

Zurück im Team: Rot-Weiss Essens Thomas Eisfeld.
Zurück im Team: Rot-Weiss Essens Thomas Eisfeld. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Aber Rot-Weiss hat schon noch was vor?

Es ist doch klar, dass so ein Traditionsverein mit dieser Geschichte dynamisch bleiben will, und in dieser Dynamik auch nächste Schritte im Kopf und als Ziel hat. Der Verein ist ehrgeizig, die Vereinsführung ist ehrgeizig, die Spieler und der Trainer sind es auch.

Könnte es nicht gesünder sein, im nächsten Jahr auch noch mal zu konsolidieren, organisch zu wachsen, und erst im übernächsten Jahr Anlauf zu nehmen?

Man kann einen Aufstieg nicht planen, auch RWE nicht. Selbst wenn du einen Top-Kader hast, auch das ist keine Garantie. Man sieht, wie eng alles beisammen ist und wie schnell es gehen kann. Warum sollen wir alle verrückt machen mit irgendwelchen Themen, die in der Zukunft liegen? Aber klar, dass der Ehrgeiz und die Ambition da sind. Deshalb bin ich hier. Ich will auch vorwärtskommen, am liebsten mit RWE.

Auslaufende Verträge bei RWE: „Unterhalten uns sehr lange“

18 Verträge laufen aus im Sommer. Da ist viel Arbeit auch für den Sportlichen Leiter.

Das sind die Themen, die uns täglich begleiten und über die wir uns schon sehr lange unterhalten.

Wird es einen Umbruch geben?

Wir haben ein stabiles Gerüst mit Spielern, die auch Perspektive haben. Da ist es klar, dass man das Gros der Mannschaft zusammenhalten möchte.

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Glauben Sie, dass es unten so eng bleiben wird oder dass doch welche abfallen?

Bis in das Enddrittel der Saison glaube ich, dass es nach oben eng wird zwischen sieben, acht, neun Mannschaften und unten genauso. Da musst du zusehen, dass du auf der Sonnenseite bist.

Gegen Halle gilt RWE durchaus als Favorit?

Wir haben uns die Spiele gegen Zwickau (1:1) und Meppen (0:0/ Anm. d. R) noch mal angeguckt und thematisieret. Da brauchen wir bessere Lösungen mit Ball, dann sind wir auch in der Lage, uns zielstrebiger Torchancen herauszuspielen. Das war gegen Meppen zu wenig. Gegen Zwickau war es ähnlich. Ich werde der Mannschaft dafür Lösungen an die Hand geben und ihr Mut zusprechen. Es macht ja auch Spaß, die Tormusik zu hören. Aber dafür muss eben auch das Netz zappeln.

Dabrowski über die U19: Abstieg wäre „nicht optimal“

Die Fans freuen sich immer wieder, wenn sie mal ein Eigengewächse sehen. Bei der U19 sieht es nach Abstieg aus. Wie sehr trifft es den Cheftrainer, dass da nicht so viel nachwachsen könnte?

Ein Abstieg wäre sicher nicht optimal.

Haben sie die Talente, die ausgeliehen sind noch im Blick?

Wir beobachten sie natürlich weiter. Timur Kesim spielt eine gute Rolle in Wattenscheid, Fabian Rüth hatte leider eine Schulterverletzung, wird aber in der Rückrunde wieder spielen. Nico Haiduk ist auch verletzt, dazu kommt noch Nils Kaiser. Wir werden auch den Weg von Sascha Voelcke verfolgen, der mit seiner Schnelligkeit und seinem linken Fuß schon Waffen hat. Er muss jetzt spielen in Bocholt, dann ist er definitiv eine Alternative im Sommer. Wir sehen bei ihm schon Potenzial.

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