Essen. RWE-Trainer Christoph Dabrowski äußert sich im Interview über die höchst abwechselungsreiche Hinrunde und die Pläne für den Wiederbeginn.

Am Samstag startet Rot-Weiss Essen daheim gegen Hallescher FC wieder in den Liga-Alltag. Vor der Partie sprachen wir mit Trainer Christoph Dabrowski über die ungewöhnlich lange Winterpause und die bisherige Hinserie.

Wie hat denn der RWE-Trainer in der Winterpause den Akku wieder aufgeladen?

Dabrowski: Die ersten drei Wochen hab ich natürlich auch genutzt, um mich zu erholen. Ich war die ersten acht Tage weg, bei einem sehr guten Freund von mir in Südfrankreich, saß bei 18 bis 20 Grad in der Sonne, direkt am Meer, wunderbar. Und sonst war ich zu Hause, unspektakulär.

Es war ja auch eine lange Zeit diesmal, die Winterpause.

Diese lange Pause war stellenweise schon zäh, muss ich sagen. Aber das gilt ja nicht nur für uns, sondern auch für die anderen Vereine, für Spieler, Trainer. Du arbeitest ja nicht auf ein kurzfristiges Ziel am Wochenende hin, sondern über einen längeren Zeitraum an der körperlichen Fitness und im taktischen Bereich. Zwischendurch nur Freundschaftsspiele zu bestreiten, das braucht eigentlich kein Mensch (lacht).

Mehr News zu Rot-Weiss Essen

Tatsächlich?

Ja, es ist schon interessant Testspiele wie gegen Eindhoven zu bestreiten, aber wir lieben ja den Wettkampf - da geht es ans Eingemachte. Da ist dann diese Spannung, dieser Druck drin.

Aber man sagt doch immer, da sammelt man wichtige Erkenntnisse und experimentiert.

So viel experimentiert haben wir ja nicht. Wir haben klare Abläufe in unserem System, was dazu geführt hat, dass wir Stabilität und Kontinuität reingebracht haben. Es ging jetzt darum, gegen Gegner auf hohen Niveau Spielpraxis zu sammeln und wieder in den Rhythmus zu kommen. Da wurden wir maximal gefordert, auch in der läuferischen Komponente.

Rot-Weiss Essen: In den Testspielen gab es zu viele Gegentore

Es ist aufgefallen, dass es in den Testspielen wieder viele Gegentore gab.

Ja, definitiv zu viele, wenn ich mir allein die drei Gegentore gegen Gornik Zabrze anschaue, beim ersten Tor war es Slapstick. Das sind so Situationen, wo wir mehr Aufmerksamkeit brauchen. Das ist dann zu einfach. In den Pflichtspielen müssen wir wieder die Dinge zeigen, die uns bislang in der Liga stark gemacht haben: mannschaftliche Geschlossenheit, gemeinsames Verteidigen.

Zurückblickend: Zum Saisonbeginn war es ja ähnlich. Einfache Tore, unnötige Tore. Wie ist man damit umgegangen? Die ersten sechs Spiele ohne Sieg - haben Sie da schon den Druck hier gespürt?

Druck und Erwartung spürst du immer, gerade in der Dritten, Zweiten oder Ersten Liga.

Lesen Sie die Kritiken?

Nein, ich spreche darüber hin und wieder mal mit Niclas (Pressesprecher, d.Red.), der mir dann vom Stimmungsbild im Umfeld berichtet. Es war aber eigentlich keine Überraschung, dass bei einem Traditionsverein, der so emotional ist, Dinge hinterfragt werden.

Aber Sie wirkten in der Zeit ziemlich gelassen, war zumindest der äußere Eindruck.

Fokussiert, würde ich sagen. Richtig gelassen bist du als Trainer nie, du bist ein ständiger Problemlöser. Du brauchst dann auch das Glück, dass gewisse Konstellationen funktionieren. Wir sind dran geblieben, waren in der Kabine immer geschlossen, sind nicht durchgedreht oder in Aktionismus verfallen und haben versucht, konstruktiv Lösungen zu finden.

RWE: Der Sieg gegen Aue war wichtig

Was hat denn den Umschwung gebracht?

Es war schon wichtig, gegen Aue auch mal ein Spiel zu gewinnen (lacht), auch in der leidenschaftlichen Art und Weise, das Spiel war ja kein Leckerbissen für die Zuschauer. Dann kam das Spiel in Osnabrück, was du nicht hättest verlieren müssen, aber daran sieht man, dass das Pendel schnell in die eine oder andere Richtung ausschlägt. Gegen Saarbrücken hat man dann wieder gesehen, dass wir gegen jede Mannschaft performen können. Umso ärgerlicher, dass wir dann zu Hause nicht das eine oder andere Spiel mehr auf unsere Seite ziehen konnten. Der Herausforderung, dass wir gegen Gegner mit einer defensiven Herangehensweise mehr Lösungen finden, müssen wir uns nun stellen.

Gewogen, aber für zu leicht befunden: Testspieler Tobias Warschewski (weiß) wurde nicht verpflichtet.
Gewogen, aber für zu leicht befunden: Testspieler Tobias Warschewski (weiß) wurde nicht verpflichtet. © firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Würden Sie sagen, dass Ihnen das defensive Verhalten und das Umschaltmoment besser liegt als möglicherweise wie gegen Aue oder Zwickau, das Spiel zu machen?

Es ist auf jeden Fall herausfordernder, spielerische Lösungen zu finden, gerade im Zermürbungskampf der Dritten Liga, wo viele Teams Mann gegen Mann verteidigen. Da geht’s dann darum, sich freizulaufen oder Situationen individuell aufzulösen. Bisher haben wir uns leichter damit getan, über eine geschlossene Mannschaftsleistung zu kommen. Bei der Effektivität vor dem Tor, Chancen auch in Scorerpunkte umzusetzen, haben wir noch Luft nach oben.

Zuletzt war hier Stürmer Warschewski auf dem Markt, hat hier auch mittrainiert, aber letztendlich haben Sie sich gegen ihn entschieden.

Ein Spieler muss ja auch erst mal besser sein als die, die da sind, und das haben wir jetzt im ersten Moment nicht bei ihm gesehen.

Verstärkungen müssen für Rot-Weiss Essen über den Sommer hinaus Sinn machen

Im Winter habt ihr mehr oder weniger die Füße still gehalten, andere Vereine haben schon einige an Land gezogen. War nichts Gutes auf dem Markt, oder sind Sie so sicher, dass Sie sagen, der Kader reicht für die Ansprüche?

Wir haben Ende August unsere Qualität durch einige Neuzugänge noch einmal erhöht - und das hat dann auch Früchte getragen. Deshalb sehen wir uns grundsätzlich in unserer Kaderstruktur gut aufgestellt, die Mannschaft hat schon unter Beweis gestellt, dass sie funktioniert. Wenn wir was machen würden, dann auch nur, wenn es auch über den Sommer hinaus Sinn macht. Und so einen Spieler musst du erst mal finden. Grundsätzlich ist unser Kader zudem auch um vielleicht zwei oder drei Positionen zu groß, von daher haben wir kurzfristig keine Not.

Hätten Sie denn gern gesehen, dass in der Winterpause der eine oder andere entschieden hätte, zu gehen?

Wir werden nie einen Spieler vor die Tür setzen, weil wir grundsätzlich Verträge respektieren. Sascha Voelcke braucht jetzt mehr Spielpraxis. Der eine oder andere muss entscheiden, ob er mit seiner Situation aufgrund seiner Kadereinsätze, seiner Kurzeinsätze, zufrieden ist.

(Im zweiten Teil des Interviews äußert sich Trainer Dabrowski über die Chancen der ausgeliehenen Spieler sowie über die abstiegsgefährdete U 19 in der Bundesliga).

Hier gibt es alle News zu Rot-Weiss Essen.