Essen. Meisterrennen, Aufstieg, Drittliga-Fehlstart: Ein verrücktes Jahr endet für Rot-Weiss Essen. Wir schauen auf fünf denkwürdige Partien zurück.
Regionalliga-Titelkampf im Frühjahr, rauschende Aufstiegsfeier im Mai, Realitätscheck und Aufholjagd in der dritten Liga im Herbst: Ein ereignisreiches, ein denkwürdiges Jahr 2022 endet für Rot-Weiss Essen. Wir schauen auf fünf unvergessene Partien zurück.
20. Februar 2022: Rot-Weiss Essen – Preußen Münster 0:2.
Es war ein brisantes Duell. RWE und der SC Preußen machten den Regionalliga-Meister unter sich aus. Wer das Spiel im Februar gewinnen sollte, der konnte im Titelrennen ein Ausrufezeichen setzen. Die Essener gingen vor 10.000 Zuschauern, mehr durften coronabedingt nicht kommen, durch einen Elfmeter von Thomas Eisfeld in Führung (45. Minute), Gerrit Wegkamp gelang der Ausgleich (73.) – wenige Augenblicke später kam es zum Eklat.
Rot-Weiss Essen gegen Preußen Münster endet mit Böller-Eklat
Ein Zuschauer aus der Westkurve warf einen Böller Richtung Spielfeld, dort machten sich Münsteraner Spieler warm. Marvin Thiel erlitt ein Knalltrauma. Die Partie wurde abgebrochen und später 2:0 zugunsten der Münsteraner gewertet. Ein Tatverdächtiger wurde ausfindig gemacht.
Vor wenigen Tagen verurteilte das Amtsgericht Essen einen 29-jährigen Marler zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft. Eine Strafe, bei der es keine Bewährung mehr gibt – der Angeklagte hatte sich aus Sicht des Gerichts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht.
3. Mai 2022: Wuppertaler SV – Rot-Weiss Essen 3:1.
Preußen punktete im Frühjahr beständig, das ließ sich von RWE nicht immer behaupten. Während die Münsteraner zwei Spieltage vor Schluss Erster waren, brach an der Hafenstraße die große Unruhe aus. Nach der 1:3-Niederlage im Niederrheinpokal beim Wuppertaler SV musste Christian Neidhart, der Trainer mit dem besten Punkteschnitt der RWE-Geschichte, gehen.
Bis zum Saisonende übernahmen Manager Jörn Nowak und U19-Coach Vincent Wagner das Team, das auf einen Preußen-Patzer angewiesen war – sonst wäre RWE viertklassig geblieben.
14. Mai 2022: Rot-Weiss Essen – Rot Weiss Ahlen 2:0.
Und die Münsteraner rutschten aus – Remis in Wiedenbrück. Rot-Weiss zog mit einem Sieg gegen Rödinghausen vorbei und war wieder Erster. Punktgleich gingen RWE und SCP in den letzten Spieltag, die Essener hatten das bessere Torverhältnis (+2) – und jubelten am Ende.
Cedric Harenbrock (28.) und Simon Engelmann (60.) besorgten einen 2:0-Sieg gegen Ahlen, Münster siegte zwar parallel, aber nicht hoch genug, um wiederum Essen zu überholen. Der Rest ist Geschichte. RWE hatte es geschafft, RWE war zurück. Fans rannten aufs Spielfeld, weinend, beseelt, schreiend. Eine Stadt machte Party.
23. Juli 2022: Rot-Weiss Essen – SV Elversberg 1:5.
Sie konnten den Start kaum erwarten. Die RWE-Fans machten die Hütte am ersten Drittliga-Spieltag voll, knapp 16.500 Zuschauer wollten den Auftakt gegen die SV Elversberg sehen. Elversberg, ein Mitaufsteiger – das müsste doch, das sollte doch klappen mit dem Sieg. Falsch gedacht.
Der Realitätscheck kam schnell, er war schmerzhaft. 1:5 verlor Essen. Es sollte einige Wochen dauern, bis Rot-Weiss in der neuen Liga ankam. Keinen Sieg holte Christoph Dabrowskis Elf in den ersten sechs Spielen.
2. September 2022: Rot-Weiss Essen – Erzgebirge Aue 2:1.
Dann kam der 2. September, dann kam Erzgebirge Aue: RWE rang den Zweitliga-Absteiger nieder. Felix Bastians (23.) und José-Enrique Rios Alonso (63.) trafen, machten den ersten Drittliga-Sieg perfekt, aber: Nach dem 2:1-Erfolg verzichteten die RWE-Profis auf eine ausgelassene Siegesfeier vor der Westtribüne. Pfiffe, Pöbeleien, Gesänge; einiges musste sich die Mannschaft dafür anhören.
Es war eine Reaktion auf einen „feigen wie brutalen Überfall“, teilte das Team in einem öffentlichen Statement mit. RWE-Fans hatten nach der Partie in Bayreuth andere RWE-Fans auf einem Parkplatz angegriffen – vor den Augen der Profis.
Rot-Weiss Essen startet in der dritten Liga durch
Der Ärger war schnell ausgeräumt, nach dem Sieg startete Rot-Weiss Essen durch. Im Spätherbst legte der Aufsteiger einen starken Lauf, die sieben Partien vor der Winterpause blieb er ungeschlagen. RWE überwintert als Tabellendreizehnter.