Essen. Der treffsichere Essener Ron Berlinski ist längst die Nervensäge seiner Gegner. Mit fünf Treffern ist er nun an der Spitze der RWE-Torjägerliste.
Vom ehemaligen Bayern-Rebell Paul Breitner stammt der Satz: „Wenn das ganze Stadion pfeift und gegen mich ist, erst dann lauf ich zur Höchstform auf.“ So gesehen hat Ron Berlinski in Oldenburg alles richtig gemacht. Als der Stürmer von Rot-Weiss Essen nach 80 Minuten vielleicht etwas langsam Platz machte für Kollege Clemens Fandrich, regte sich der Unmut bei den Zuschauern.
Als er ihnen auch noch höhnisch applaudierte, da pfiffen sie, was die Finger her gaben. Da behaupte noch einer, die Menschen im Oldenburger Land hätten kein Temperament. Aber Berlinski war den Gastgeber-Fans natürlich auch gehörig auf die Nerven gegangen. Immer wieder rannte er zwischen Torhüter und Abwehrspieler hin und her und störte den ruhigen Aufbau.
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Dabei vergisst der 28-jährige Bochumer aber auch seine ursprünglichste Aufgabe nicht: Die letzten drei Auswärtsspiele gewann Rot-Weiss auch dank seiner Tore. In den letzten fünf Partien traf er viermal und setzte sich mit fünf Treffern nun an die Spitze der RWE-Torjägerliste. Fast wäre noch ein sechstes hinzu gekommen, aber VfB-Keeper Mielitz entschärfte seinen Schuss aus der Drehung in der ersten Halbzeit mit einer sensationellen Parade.
Es ist noch gar nicht so lange her, da befürchteten nach der Verletzung Simon Engelmanns alle - ja, auch von dieser Stelle - den Untergang des RWE-Abendlandes im Angriff.
Berlinski nahm das 3:3 auf seine Kappe
Doch weit gefehlt, Berlinski rackert, attackiert, provoziert - und liefert. Hand aufs Herz: Wer hat in den letzten Wochen „den Regler“ vermisst? Manches geht im Fußball so schnell.
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Natürlich läuft auch bei einem wie ihm, der über das Kämpferische ins Spiel findet, nicht alles glatt. Dass die nie aufsteckenden Oldenburger nach 1:3-Rückstand noch einmal zurück ins Spiel fanden, kreidet sich Berlinski auch selbstkritisch mit an: „Das 3:3 geht klar auf meine Kappe. Den Gegenspieler, den hab ich nicht gedeckt. Ich dachte, ich komme an den Ball dran, der geht über mich drüber und er köpft ihn ungestört rein. Wir haben aber trotzdem an den Sieg geglaubt und auch verdient gewonnen.“
Das Momentum schien auf Oldenburger Seite
Dass das Spiel danach nicht kippte, obwohl Oldenburgs Trainer Dario Fossi sich beklagte, weil „das Momentum stets auf unserer Seite war“, liegt auch an der Moral der Essener: „Wir sind eine unfassbare Gemeinschaft auf dem Platz und jeder kämpft für jeden“, betont Essens Sturmspitze, an dessen Einsatz sich alle aufrichten können.
Und das Selbstvertrauen scheint nach den jüngsten Erfolgen grenzenlos: „Wir wissen, was wir können, wir haben zwar am Anfang gebraucht, aber jetzt weiß jeder in der Liga, wenn Rot-Weiss Essen kommt, wird es unheimlich schwer.“
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Und an der Hafenstraße ist es für alle mittlerweile mit der Wucht von den Rängen schwer, etwas Zählbares mitzunehmen. Mittwoch kommt Meppen, der Tabellen-19., da würde man in der Kabine vorher gerne mal Mäuschen spielen.
Ausklang bei den Münchner Löwen
„Jetzt geht es gegen Meppen darum, den nächsten Dreier einzufahren“, so Berlinski, der natürlich auch an den Jahresausklang bei den Münchner Löwen ein kleines bisschen denkt: „Das Grünwalder Stadion ist persönlich für mich schon nicht verkehrt. Wenn ich dann noch höre, Montagabend, für die Auswärtsfans jetzt schon ausverkauft - also, das spricht für Rot-Weiss Essen und für unsere Leistung.“
Für die beiden letzten Partien verspricht er sich allerdings einen anderen Start als auch jetzt wieder beim Mitaufsteiger: „Das muss unser Ziel werden, dass wir von der ersten Minute bis zur letzten plus X gleich voll da sind und nicht mit einem Gegentor oder einer Negativsituation danach wach werden. Und das wollen wir im nächsten Spiel verbessern.“
Es gibt halt immer was zu tun.