Essen. Nach einer grandiosen Vorsaison ist RWE nun in der U19-Bundesliga Vorletzter. Dafür gibt es laut NLZ-Leiter Christian Flüthmann mehrere Gründe.
Allmählich hat sich der Aufsteiger wohl den neuen Umständen angepasst und sich eingegroovt. Drittligist Rot-Weiss Essen zeigte beim ersten Auswärtssieg in Freiburg (3:0) und danach beim verdienten Punktgewinn zu Hause gegen den Aufstiegskandidaten Dynamo Dresden (1:1) eine überzeugende Leistung. Und das ist erst einmal das Wichtigste. Aber derzeit drückt der Schuh an der Hafenstraße woanders und zwar beim Nachwuchs, wo die U19 in der A-Junioren-Bundesliga unter Druck geraten ist. Die Essener sind Tabellenvorletzter, nachdem sie das Duell der Sieglosen gegen Preußen Münster mit 1:3 verloren.
Tabellenvorletzter – und das nach der besten Saison der Vereinsgeschichte. In der vergangenen Spielzeit sorgte RWE für Furore, belegte in der Endabrechnung Platz sechs und gewann den Niederrheinpokal. Seither hat sich viel verändert, normal, wie jedes Jahr im Juniorenbereich. Die einen gehen, die anderen kommen, in den meisten Fällen ist es eine Frage des Alters.
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Rot-Weiss Essen hat einige Leistungsträger verloren
Natürlich nicht bei Trainer Vincent Wagner, der wechselte zur TSG Hoffenheim und übernahm dort die U23-Männer in der Regionalliga. Nachfolger Suat Tokat wird zwangsläufig an seinem Vorgänger gemessen, ein Vergleich, der aber gewaltig hinkt. Natürlich hat die U19 der Rot-Weissen das Zeug, die Klasse zu halten, daran zweifelt kein Verantwortlicher. Wenn man aber schaut, mit wem Wagner arbeiten durfte, da waren damals schon einige gute Jungs in der Truppe.
Rot-Weiss Essen hat U19-Nationalspieler Quarshie verloren
Allen voran U19-Nationalspieler Joshua Quarshie, der Wagner nach Hoffenheim folgte und dort in der U23 als A-Jugendlicher auf Anhieb Stammspieler geworden ist. RWE hatte sogar eine Ablösesumme für ihn kassiert. Mustafa Kourouma ist ebenfalls ein gutes Beispiel. Der gelernte Innenverteidiger hat einen Profivertrag bei RWE erhalten und ist damit ein Vorzeigefußballer, denn die Rot-Weissen haben sich nach wie vor auf die Fahne geschrieben, möglichst viele eigene Talente an die Erste heranzuführen.
„Er ist extrem gut unterwegs“, lobte noch am Samstag Cheftrainer Christoph Dabrowski. Nachdem Rechtsverteidiger Andreas Wiegel gegen Dresden Rot sah und für zwei Spiele gesperrt worden ist, also auch am Samstag in Mannheim fehlen wird, könnte Kourouma sogar eine Option für die Startelf sein. Bei seinem Kurzeinsatz gegen Dynamo hat er jedenfalls überzeugt. Das zeigt, wie viel Potenzial in dem jungen Mann steckt und was der U19 verloren gegangen ist.
Auch Verteidiger Nico Haiduk und Timur Kesim waren in der vergangenen Saison Leistungsträger bei der U19 und erhielten einen Vertrag für den Drittliga-Kader, sind aber der Spielpraxis wegen ausgeliehen worden. Kesim zum Regionalliga-Aufsteiger Wattenscheid 09, wo er sich verletzungsbedingt noch nicht beweisen konnte, Haiduk zum Oberligisten und Kooperationspartner ETB Schwarz-Weiß.
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Mehrere Gründe für das magere sportliche Abschneiden
Am Uhlenkrug gehört neben Haiduk auch der ehemalige Rot-Weisse Guiliano Zimmerling zu den Aktivposten, und Oguczan Büyükarslan hat zumindest in der letzten Zeit Einsätze in der Regionalliga bei Borussia Mönchengladbach II bekommen. Das sind allein sechs ehemalige Stützen der U19, die sich im Männerbereich ganz ordentlich behauptet haben.
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„Das ist sicherlich ein Grund von mehreren“, sagt Christian Flüthmann, Leiter des RWE-Nachwuchsleistungszentrums, der aber weit davon entfernt ist, an Trainer Tokat zu zweifeln oder Ausreden zu suchen: „Natürlich sind wir auch mit der Leistung selbst der Altjahrgänge nicht immer zufrieden gewesen.“
Aber das Startprogramm gegen die Top-Mannschaften Mönchengladbach (1:1), Schalke 04 (0:5) und Borussia Dortmund (0:4) war der Hammer, drei absolute Stammspieler seien langzeitverletzt. „Und beim 2:2 gegen Bonn waren wir dominant, haben aber unsere Chancen nicht genutzt“, zählt Flüthmann auf. Es folgten zwei weitere schmerzliche Pleiten gegen Viktoria Köln und Preußen Münster.
„Das wird dann irgendwann auch eine Kopfsache“, weiß Flüthmann. Doch Selbstbewusstsein ist in dieser brenzligen Lage gefragt. „Wir müssen fokussiert weiterarbeiten, Überzeugung und Leichtigkeit wieder reinbringen. Es wird ein harter Weg, aber die Qualität haben wir.“ Was es am 30. Oktober beim MSV Duisburg zu beweisen gilt.