Duisburg/Essen. Während bei Drittligist MSV Duisburg wieder Euphorie herrscht, ist bei Rot-Weiss Essen bislang viel Frust angesagt. Das war so nicht zu erwarten.

„Ich bin unfassbar enttäuscht“, sagte Sebastian Mai am Montagabend nach dem 1:1 zwischen dem MSV Duisburg und dem VfB Oldenburg. Der neue Abwehrchef der Zebras hatte mit den Duisburgern den vierten Sieg in Folge und den damit einhergehenden Sprung auf den dritten Rang der 3. Liga verpasst. Mais Aussage machte aber vor allem eine Sache deutlich: Der MSV will es wieder wissen, im Verein herrscht plötzlich Aufbruchstimmung. Platz sechs, elf Punkte, nur eine Niederlage – das hätten vor der Saison zu diesem Zeitpunkt wohl alle Fans und Verantwortlichen unterschrieben.

Ganz anders sieht es dagegen 25 Kilometer weiter östlich aus. Dort erlebte Rot-Weiss Essen in den ersten Wochen als Drittligist die eine oder andere Bruchlandung. Noch immer wartet der Aufsteiger auf den ersten Saisonsieg, mit nur drei Punkten hält der Klub die Rote Laterne des Tabellenletzten. 15 Gegentore sind negativer Bestwert. Nach dem 1:1 bei Mitaufsteiger SpVgg Bayreuth wirkte Torjäger Simon Engelmann konsterniert: „Wir müssen weiter Gas geben und hoffen, dass wir bald eine kleine Serie starten. Aber aktuell ist es echt schwer, muss ich sagen.“

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Euphorie in Duisburg, Frust in Essen – als die Saison vor knapp sechs Wochen begann, hätten viele Beobachter eher mit umgekehrten Rollen gerechnet. Auf der einen Seite der MSV, der zwei katastrophale Jahre im Abstiegskampf hinter sich hatte und auch wirtschaftlich kleine Brötchen backen muss. Auf der anderen Seite RWE, nach 14 Jahren Abstinenz endlich zurück im Profifußball. Viel wurde geredet vom schlafenden Riesen, der erwacht ist. Rund 10.000 Dauerkarten verkaufte der Verein, die Vorfreude bei den Anhängern war riesengroß. Und nun? Herrscht Ernüchterung.

Rot-Weiss Essen: Dabrowskis Plan geht bislang nicht auf

Noch haben sich die Essener an die 3. Liga nicht gewöhnt. Daran konnte bislang auch der neue Trainer Christoph Dabrowski nichts ändern, der im Sommer das Amt übernahm. Zuvor stand der 44-Jährige bei Hannover 96 unter Vertrag, Erfahrung in der 3. Liga hatte er keine. Zu Saisonbeginn wollte Dabrowski den aus der Regionalliga gewohnten Offensivfußball fortsetzen. Das ging jedoch völlig in die Hose, nahezu naiv ließ sich der Klub in der Abwehr vorführen. Dabrowski musste sich früh eingestehen, dass sein Plan nicht aufging – seitdem spielt RWE deutlich defensiver. Der gewünschte Erfolg fehlt aber noch immer. Auch weil die Neuzugänge bislang nicht eingeschlagen sind. Mittelfeldmann Björn Rother, der aus der 2. Bundesliga kam, brachte nicht die erwünschte Stabilität. Auf den miserablen Start reagierte RWE nun kurz vor Ende der Transferperiode mit drei Verpflichtungen: Clemens Fandrich (Erzgebirge Aue), Andreas Wiegel (BFC Dynamo) und Felix Götze (FC Augsburg), Bruder von Weltmeister Mario, sollen die eklatantesten Kader-Baustellen beheben.

Der Glaube schwindet ein wenig bei Simon Engelmann.
Der Glaube schwindet ein wenig bei Simon Engelmann. © jürgen Fromme /firo Sportphoto

In Duisburg hat derweil Torsten Ziegner dem MSV neues Leben eingehaucht. Der 47-Jährige kam im Mai kurz vor Saisonende und rettete die Zebras vor dem Total-Absturz. Nach einer holprigen Vorbereitung scheint die Mannschaft seine Ideen und Pläne aber zu verstehen und auf dem Platz umzusetzen. Ziegner weiß aus seinen Stationen in Zwickau, Halle und Würzburg, was in der 3. Liga zu erwarten ist. Der Trainer festigte die seit Jahren notorisch schlechte Defensive, die Neuzugänge Mai, Marvin Senger und Torwart Vincent Müller heben die Qualität deutlich. Müller hält nicht nur wichtige Punkte fest, in Meppen erzielte er sogar selbst ein kurioses Tor. Und in der Offensive sorgt Ziegners zielstrebiger Umschaltfußball für reichlich Gefahr und lässt Kapitän und Routinier Moritz Stoppelkamp noch einmal aufblühen (drei Tore, vier Vorlagen). Stürmer-Neuzugang Benjamin Girth erzielte bei seinem Debüt am Montag nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung den Ausgleich.

Rot-Weiss Essen: Droht die Stimmung zu kippen?

Während die Zebras am Samstag (14 Uhr) entspannt zum Topspiel bei Spitzenreiter TSV 1860 München antreten können, ist einen Tag vorher (19 Uhr) in Essen schon Druck auf dem Kessel. RWE eröffnet den siebten Spieltag mit dem Krisenduell ebenfalls noch sieglosen Vorletzten Erzgebirge Aue. Bislang unterstützten die RWE-Fans ihre Mannschaft in jedem Spiel vorbildlich und bauten das Team stets auf. Sollte es am Freitag schiefgehen, könnte die Stimmung zum ersten Mal kippen