Abwehrmann bemängelt die vielen individuellen Fehler und warnt seine Kollegen: „Wer das nicht weiß, dem kann ich auch nicht mehr helfen.“
Das Spiel im Signal-Iduna-Park war gerade vorbei, da stellte sich RWE-Routinier Felix Bastians körperlich sichtlich gezeichnet den Fragen der Medienvertreter - von den mentalen Anstrengungen ganz zu schweigen. „Das ist wirklich extrem bitter. Wir haben aus dem Spiel heraus keine Chance zugelassen. Der Trainer hat uns einen klaren Plan auf den Weg gegeben und wir haben diesen Plan umgesetzt. Es ist ärgerlich, dass wir durch einen individuellen Patzer in Rückstand geraten, aber wir hatten genug Möglichkeiten, um den Ausgleich zu erzielen und unserem Mitspieler aus der Patsche zu helfen.“
So blieb dieser in der Patsche sitzen. Torhüter Jakob Golz war der Leidtragende, der in der 22. Minute einen Versuch ansetzte, der bei Rot-Weiss Essen „unter Höchststrafe“ steht. 2014 war es - da versuchte ein gewisser Niclas Heimann ein identisches Täuschungsmanöver gegen BVB-Star Pierre Emerick Aubameyang. Da war das Urteil über den RWE-Keeper gefällt.
Bradley Fink bedankt sich bei RWE-Keeper Golz
Diesmal war der Dortmunder Bradley Fink der Glückliche, der ob seines geschenkten Tor des Tages vermutlich am Abend vor Lachen gar nicht in den Schlaf kam. Da konnten sie auf Essener Seite noch so viele Abwehrkräfte vor dem eigenen Tor in Stellung bringen, wenn der Verantwortliche zwischen den Balken einen derartigen Versuch startet.
„Wie bei einer Schüler-Elf“, knurrte Sportdirektor Jörn Nowak anschließend, den noch etwas anderes zur Halbzeitpause in Rage gebracht hatte: Das Foul von Franz Pfanne an Meiko Sponsel hatte Dunkelgelb verdient. Weil aber der Dortmunder schon nach vier Minuten gegen Lawrence Ennali Gelb gesehen hatte, drückte Schiedsrichter Hanslbauer wohl alles zu, was offen stand. Zur Pause nahmen die BVB-Verantwortlichen ihren Mann dann lieber vom Feld - man wollte das Glück wohl nicht überstrapazieren.
Bastians kreidet die individuellen Fehler bei Rot-Weiss Essen an
Glück, was die Essener momentan nicht für sich in Anspruch nehmen können, egal, mit welcher Abwehrkette sie auch auflaufen. Was im übrigen Felix Bastians gar nicht als so entscheidend fürs Endergebnis ansieht. „Wir müssen schauen, was wir für Gegentore bekommen haben. Das hatte nichts mit Vierer – oder Fünferkette zu tun, sondern da waren viele individuelle Fehler dabei. Daran müssen wir schleunigst arbeiten. Das muss jeder wissen. Wer das nicht weiß, dem kann ich auch nicht mehr helfen.“ Da klang schon ein wenig Frust auf die Kollegen durch.
Gar nicht so geknickt wirkte RWE-Trainer Christoph Dabrowski, der sich nach dem Spiel bemühte, das Positive hervorzukehren: „Auch wenn das viele jetzt nicht hören wollen, aber ich habe einen Schritt nach vorne gesehen“, behauptete er, obwohl sein Team in der ersten Hälfte vor allem lieber einen Schritt zurückmachte.
Dortmunder hatten keine Entlastung mehr
Dabei unterstützt von einer bedingungslosen Defensivtaktik, der von Beginn an ausgerechnet Ron Berlinski und Thomas Eisfeld, die Aktivposten aus dem Viktoria-Spiel, zum Opfer fielen. Dabrowski begründete es so: „Wir wollten kompakt stehen, gerade hinten mit der Fünferkette. Ich wollte Engelmann mit seinen zwei Toren aus seinen letzten zwei Spielen auf dem Platz lassen, weil er immer dazu in der Lage ist, einen Treffer zu erzielen. Auf den Flügeln hatten wir dann mit Young und Ennali zwei schnelle Spieler.“ Der Rest im Team war mit Verteidigung beschäftigt.
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Nach dem Wechsel waren es die Dortmunder, die nur noch mit Defensivaufgaben beschäftigt waren. „In der zweiten Halbzeit haben wir keine Entlastung mehr gehabt, es war einfach nur noch ein Fight. Ich bin froh, dass wir das Spiel gewonnen haben, wir müssen viel besser Fußball spielen. Und zu RWE: Wenn es so weitergeht, werden die Punkte auf jeden Fall kommen“, machte BVB-Trainer Christian Preußer seinem Kollegen Mut.
Der Essener Support war wieder überragend
Mut, den auch die Mannschaft für die kommenden Wochen gebrauchen kann, aber da ist Routinier Felix Bastians aufgrund der wiederum überragenden Unterstützung seitens der mitgereisten 5000 Essener Fans, die auf der glühenden Sonnenseite des Stadions Dauer-Support leisteten, durchaus optimistisch: „Das ist ja der Wahnsinn, auch wenn man solche Spiele verliert. Trotzdem sind wir jetzt dran und müssen punkten. Weiter zusammenstehen, weiter hart arbeiten.“ Die Fans hätten eine Belohnung verdient.
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