Essen. Über das weitere Vorgehen werden sportliche Führung und Aufsichtsrat nach den Festtagen entscheiden. Eine Rückkehr ist möglich, aber schwierig.

Das „Fest der Liebe“ rückt unaufhaltsam näher und auch beim Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen kommt momentan alles zur Ruhe. Probleme, die anstehen, können ja auch nach den Festtagen gelöst werden. Wobei sich der „Fall Dennis Grote“ nicht mit dem Auspacken der Geschenke erledigt haben dürfte, es sei denn, einer der Sponsoren hat ganz oben ins Regal gegriffen.

Der RWE-Kapitän hat seinen Verein in eine komplizierte und komplexe Lage gebracht, aus der er sich nicht mit einem einfachen „Hallo“ zum Trainingsauftakt herausmanövrieren kann. Die RWE-Verantwortlichen - sportliche Führung, Vorstand und Aufsichtsrat - werden nach reiflicher Überlegung zu einem Beschluss kommen, kommen müssen. Beide Szenarien sind denkbar.

Wenn alle Beteiligten zum mehrheitlichen Urteil kommen, da sei nichts mehr zu kitten, wird Dennis Grote seine restliche RWE-Zeit ganz ordentlich bezahlt irgendwo absitzen, aber sicherlich nicht auf einem Tribünenplatz im Stadion Essen. Aber dann wird wohl adäquater Ersatz her müssen - und der ist in der Winterpause schwer zu finden. Das Anforderungsprofil lautet „Führungspersönlichkeit“ - und den findet man wohl eher in Liga Drei, wenn nicht sogar in der Zweiten Liga. Da lautet die spannende Frage sicherlich, ob die von den Sponsoren gefüllte „Kriegskasse“ noch diesen Sonderposten möglich macht.

Rot-Weiss Essen ist seit Anfang Dezember im Bilde

Ganz unvorbereitet trifft den Verein eine mögliche Suche nicht. Bereits vor dem abgesagten Ahlen-Spiel Anfang Dezember ist man über Grotes Gedankenspiele informiert worden, seitdem läuft sicherlich die Suche nach Mister X.

Aber bedarf es eigentlich einer Wiedereingliederung des Capitanos? Die Mannschaft, die vor dem Straelen-Spiel noch am Vormittag über den Grund von Grotes Suspendierung informiert wurde, hat danach eigentlich eine eindeutige Reaktion gezeigt: Es geht auch notfalls ohne ihn. Die Last wurde auf viele Schultern verteilt: Cedric Harenbrock und Luca Dürholtz haben ordentlich die Angriffsmaschine bedient, auf der Sechserposition hat der taktisch sehr clevere Niklas Tarnat mit vorzüglichem Stellungsspiel seinen Gewinn unter Beweis gestellt. Und nach der Rückkehr Daniel Hebers ins Training wäre auch José Rios Alonso auf der Sechser-Position denkbar - und der hat schon ganz andere Aufgaben in der Vergangenheit bewältigt.

Hält Trainer Christian Neidhart seinen Kapitän auch in der Rückrunde für unverzichtbar? Diese Frage wird neben anderen zu klären sein. Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
Hält Trainer Christian Neidhart seinen Kapitän auch in der Rückrunde für unverzichtbar? Diese Frage wird neben anderen zu klären sein. Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Und bei nüchterner Betrachtung der Performance Grotes muss konstatiert werden: Die Leistung des 35-jährigen ist nicht mehr so herausragend wie in der Vorsaison. Seine Schritte im Mittelfeld sind langsamer, seine Ruhepausen größer geworden, und er lässt sich auch des öfteren die Kugel bei Ballführung abluchsen. Was noch immer alles überragt sind seine zentimetergenauen Diagonalpässe auf die Außenpositionen, eine Augenweide. Nur: Sollte es im Sommer wirklich hochgehen in Liga drei, reicht es da noch für eine Vertragsverlängerung? Wohl kaum.

Grote müsste bei den Fans den „Gang nach Canossa“ antreten

Das alles wird zu bedenken sein, wenn es tatsächlich eine Rückkehr ins Team geben sollte. Auch da gäbe es sicherlich einige Hürden: Grote müsste der Vereinsführung glaubhaft klar machen können, dass er weiterhin mit Herz und Leidenschaft dem großen Ziel dienen will, Trainer Christian Neidhart, der immer viel von seinem verlängerten Arm auf dem Spielfeld gehalten hat, müsste ihm eine „Unverzichtbarkeits-Bescheinigung“ ausstellen.

Und zu allerletzt bliebe für Grote noch der „Gang nach Canossa“: Er müsste die Versöhnung mit den Fans suchen, entweder in direkter Ansprache übers Stadionmikrofon oder als Grußbotschaft über die sozialen Medien. Sehr viele Wenn und Aber. Zu viele?

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