Essen. Der Torjäger von Rot-Weiss Essen denkt zu viel nach und läuft seiner Quote aus dem Vorjahr hinterher. Neuzugang Janjic ist keine Alternative.

Das zeichnet einen Torjäger aus: Wenn er gebraucht wird, ist er da. So wie Sven Kreyer am Samstag im Spiel der Oberhausener gegen seinen Ex-Klub Rot-Weiss Essen. Der erste Schuss ging weit daneben, der zweite aber saß. „Junior hat mir perfekt in den Lauf gespielt, da hab ich einfach geschossen“, so der 1:1-Ausgleich aus Sicht des Torjägers, der momentan einen Lauf hat, schon bei acht Saisontoren steht. Nicht zu denken im Fußball wird manchmal belohnt.

Rot-Weiss Essen: Simon Engelmann erzielte nur zwei Tore

Frag nach bei Simon Engelmann, momentaner RWE-Torjäger im Unruhestand. In der letzten Saison standen am Ende noch 29 Treffer in der Liga auf dem Tacho, in dieser Saison holpert es zur Zeit, kümmerlich zwei Tore stehen in der Liste. Zumindest war ein wichtiges darunter: Von seinem 3:2-Siegtreffer in letzter Minute in Münster kann Rot-Weiss im weiteren Verlauf der Hinrunde noch gut zehren. Bezeichnenderweise hielt er dabei einfach nur den Fuß rein. Wenn der 32-Jährige die Zeit zum Überlegen bekommt, ist es meist vorbei.

So wie gegen RWO direkt nach der Pause, als er das 2:0 liegen ließ. Sandro Plechaty hatte schön ins Zentrum gepasst, aber Engelmann legte sich den Ball solange zurecht, bis er im Gestrüpp der Abwehrbeine hängen blieb. Im Vorjahr hätte er vermutlich trocken mit der Picke den Abschluss gesucht. Keiner ist darüber wohl verärgerter als der verhinderte Torschütze selbst. Und vielleicht war auch ein wenig Frust dabei, als er im Zweikampf mit RWO-Verteidiger Nico Klaß die Stollen drüber hielt, woraufhin dieser mit einer klaffenden Fleischwunde am Spann ausgewechselt werden musste. Eine Aktion, die man bei Simon Engelmann eigentlich so nie sieht.

Engelmann als fairer Sportsmann nach dem Spiel

Ganz Sportsmann ging er nach Spielschluss allerdings zur Oberhausener Ersatzbank und erkundigte sich nach seinem Befinden, versicherte ihm, dass es keine Absicht war. Die kleine Torflaute Engelmanns fällt auch deshalb ins Gewicht, weil Neuzugang Zlatko Janjic momentan keine Alternative darstellt. Nach seinem Tor zum Saisonauftakt in Bonn hatte der 35-Jährige noch ziemlich selbstbewusst verkündet, er sei nach Essen „für das gewisse Extra“ gekommen.

RWE-Coach Neidhart sah die Probleme im Mittelfeld

Es blieb bisher sein einziger Treffer. Inzwischen wird auch ersichtlich, warum es beim Routinier nicht mehr zum Anschlussvertrag beim Drittligisten SC Verl gereicht hat: Zu schwerfällig in den Aktionen, zu umständlich und wenig zielstrebig am Ball, seine Einwechselungen, meist Mitte der zweiten Halbzeit, verpuffen bislang.

Auch interessant

RWE-Trainer Christian Neidhart lässt sich keine Krise im Sturmzentrum herbei reden, er sieht die Probleme eher dahinter. „Es gab keine Gefahr in der Box, weil wir nicht die Präsenz im Mittelfeld-Zentrum hatten mit Dennis Grote und Luca Dürholtz. Luca hatte die ganze Woche gesundheitliche Probleme. Die Stürmer leben letztlich davon, dass sie gefüttert werden und gute Bälle kriegen. Es hängt nicht nur an den Stürmern. Wie wir es als Mannschaft hinkriegen, das ist wichtig.“

Kapitän Grote fordert mehr Effektivität im Sechzehner

Auch Kapitän Dennis Grote kann die aufkommenden Diskussionen fast schon nicht mehr hören: „Das Thema ist ja nicht neu, wir machen aus unseren Chancen einfach zu wenig Tore. Wir müssen einfach sehen, dass wir im Sechzehner deutlich effektiver werden und mehr Abschlüsse haben.“

Und zu der kleinen Torflaute vorne: „Klar, wenn man nur auf die Torquote schaut, da hapert es wohl im Augenblick, aber wir sind da alle gefordert, wir müssen sie auch in bessere Positionen bringen, dann werden sie uns auch wieder Tore schießen.“ Vielleicht braucht es nach den Topspielen der letzten Wochen einfach auch mal wieder einen Aufbaugegner. So wie im letzten Jahr, Ende November, als Engelmann gegen den Wuppertaler SV den Viererpack schnürte.

Alle aktuellen Nachrichten und Bilder zum Sport in Essen finden Sie hier