Essen. DFB? Peinlich. BVB-Quarantäne und -Ansetzungen? Schwer nachvollziehbar. Bei Rot-Weiss Essen dagegen passiert Bemerkenswertes, sagt der Kolumnist.

Vergangenen Donnerstag in Berlin: Dunkel war’s, das Flutlicht schien helle: Der Ballspielverein Borussia hatte soeben und wohl auch verdientermaßen den DFB-Pokal gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Einige, nicht eingesetzte Spieler stemmten im Anschluss ebenfalls jubeltrunken den Pokal in die Höhe, dürfen sich auch DFB-Pokalsieger 2021 nennen und treten schon bald wieder in der Regionalliga gegen den Ball.

Rot-Weiss Essen: Wenn die U23 des BVB nicht aufsteigt, wäre allen geholfen

Möglich macht das alles eine Auslegung von Quarantäne und Spielansetzungen am Rande des Essener Verständnisses. Meine kleine Hoffnung an dieser Stelle: Möge ihnen der Titel dermaßen zu Kopfe gestiegen sein, sodass sie die kommenden Auftritte in der Viertklassigkeit als unwürdig betrachten und auch so spielen werden. Dann wäre allen geholfen: Dem Fußball und Rot-Weiss Essen!

Randnotiz: Der größte nationale Sport-Fachverband der Welt offenbarte nach dem DFB-Pokalfinale seinen aktuellen Beziehungsstatus bei der Pokalübergabe auf das Trefflichste schon dadurch, dass kein Pokal übergeben wurde. Keiner der Granden hatte Lust auf diesen sonst so würdevollen Moment. Vielleicht aber wollte man einfach nur Abstand zur Jubeltraube halten. Man weiß es nicht!

Die obere Etage des DFB gibt ein schlechtes Bild ab

Peinlich allemal, was sich aktuell auf den oberen Fluren der DFB-Zentrale abspielt. Die Laune im Keller und kaum schmackhaftes durch den Koch. Selten hat sich ein Verband so intensiv und nachhaltig selbst filetiert. Vielleicht hätte einfach der Landamtsrat von Traunstein den Pokal übergeben sollen, als Mann mit Prinzipien.

Wir sind ja aktuell noch von den Machenschaften „da oben“ verschont, und haben höchstens ab und ab mal unsere eigenen Sorgen mit unserem FVN. In dessen Pokalwettbewerb ging es vergangene Woche im Viertelfinale erneut zu den Kleeblättern aus Regenhausen.

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Während auf Seiten der Kleeblätter Vollmundiges zu lesen war, interessierte uns die spannende Frage, ob Christian Neidhart und Team sich dem Modewort Belastungssteuerung hingeben und einigen Spielern eine Pause gönnen. Aufgrund der Aufstellung, des Auftretens und des Endergebnisses war klar: Die mittlerweile schon berühmten Körner werden über das alltägliche Training und dortige Regeneration gesteuert.

Rot-Weiss Essen schenkt nichts ab – und macht mehr Spiele als fast jeder andere

Auf dem Rasen will #immeRWEiter das Maximale herausholen und nicht einen Wettbewerb vorzeitig abschenken. Nach Oberhausen im Pokal ging die Sause nahtlos weiter: Rot-Weiss Essen gegen Alemannia Aachen! Das hat immer noch den besonderen Klang des Fußballs. Das ist Hafenstraße gegen Tivoli. Ein Spiel TSG Hoffenheim gegen VfL Wolfsburg zum Beispiel kann emotional kaum unserer Begegnung standhalten (Dafür dürfte der Fußball naturgemäß um Klassen besser sein).

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Wir sind der Dreck unter den Fingernägeln des Fußballs und noch keine sterile Hochglanzoptik in Ultra HD. Einmal mehr hat die Mannschaft auch gegen Alemannia dem Druck des ständigen Gewinnenmüssens standgehalten. Rot-Weiss Essen darf sich nach 37 gespielten Spielen „Temporärer Tabellenführer von Quarantänes Gnaden“ nennen. Das ist jetzt nichts für den Briefkopf, aber durchaus eine Denkaufgabe Richtung Dortmund.

Wie groß ist die Euphorie im Essener Fanlager?

Die Euphorie im Essener Fanlager irgendwo zwischen „Das wird trotzdem nichts“ und „Das wird jetzt was“. Und doch: So zurückzukommen, nachdem die Messe für alle Pessimisten schon im März gelesen war, das nötigt Dank und Respekt ab. Zudem muss man sich vor Augen halten, wie viele Spiele unsere Mannschaft schon „auf der Bahn“ ist.

Aufstieg nach 11 Spielen (Nordosten) oder DFB-Pokalqualifikation über den Tabellenplatz (Westfalen)? Nix da: Unsere Spieler müssen einen wahren Marathon bewältigen, wirken manchmal müde oder „überspielt“. Aber malochen unverdrossen weiter für unser aller Traum!