Wuppertal. Am Ende war der 2:1-Auswärtserfolg von RWE über den Wuppertaler SV klarer, als es das Ergebnis besagt. Samstag könnte die Spitze erobert werden.

Nach dem 2:1-Auswärtssieg in Wuppertal gab es noch so etwas wie eine inoffizielle Ehrung: Gekürt wurde der „Eisenhans“ des Tages. Und da gab es keine zwei Meinungen: Felix Herzenbruch war es, der bei fast jedem Wuppertaler Aufholversuch seine monströsen Waden dazwischen bekam oder einfach seinen bulligen Körper reinstellte.

„Abräumer vom Dienst“ konnte man auch sagen; ein Kompliment, das der Angesprochene gerne annahm: „Ja, Danni und ich sind schon die Abräumer, aber so einen brauchst du auch. Hier waren heute Kämpferqualitäten gefragt, manchmal muss man sich einfach reinhauen“, so der Innenverteidiger, der in seinem Umkreis diesmal einfach nichts zuließ.

Dabei hätten ihm seine Vorderleute reichlich Stress ersparen können, die Rot-Weissen hatten genug Chancen, um das Torverhältnis im Duell mit dem BVB aber mal so richtig zu ihren Gunsten entscheiden zu können. Die halbe Gästemannschaft tauchte im Laufe der 90 Minuten frei vor Sebastian Patzler auf – immer blieb die Nummer eins des WSV Sieger.

Da hilft nur Weglaufen: An einem wie Felix Herzenbruch (links) ist momentan kein Vorbeikommen. Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
Da hilft nur Weglaufen: An einem wie Felix Herzenbruch (links) ist momentan kein Vorbeikommen. Foto: Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Wenn es Grund zur Trainerkritik gab, dann setzte sie später genau an diesem Punkte an: „Wir haben viel und sicheren Ballbesitz und das haben wir in der Pause dann angesprochen: In dieser Phase müssen wir einfach gieriger auf das zweite Tor sein, dann wird vieles einfacher – und ich habe ein paar graue Haare weniger“, schmunzelte RWE-Trainer Christian Neidhart aber das altbekannte Manko in den Auswärtsspielen und sein Frisurproblem.

Vielleicht fühlten sich die Gäste auch zu sicher, weil die Wuppertaler, die Revanche für die 1:6-Hinspielniederlage geschworen hatten, in Halbzeit eins kompletten Angsthasenfußball ablieferten und sich kaum über die Mittellinie trauten. „Als ich noch sah, dass Pytlik unserem Harenbrock in Manndeckung hinterher lief, etwas Besseres konnte uns eigentlich nicht passieren. Wir haben das in Überzahl dann immer wieder ausgespielt“, freute sich Neidhart.

Nur der Ertrag ließ zu wünschen übrig, Oguzhan Kefkir hätte bei seinem Alleingang, auf Patzler zu, mehr Kapital herausschlagen müssen, Simon Engelmann, der nach seiner abgebrochenen Trainingswoche nicht so spritzig wirkte, traf direkt vor der Pause nur den Außenpfosten. Nach starkem Beginn des WSV nach der Pause beruhigten sich die Kräfteverhältnisse schnell wieder, aber auch das scheinbar erlösende 2:0 durch Edeljoker Steven Lewerenz brachte keine Ruhe herein, weil Bochum-Leihgabe Moritz Römling ziemlich ungehindert fast im Gegenzug zum 1:2 einköpfen durfte und damit Daniel Davari den alleinigen Rekord von 19 gegentorlosen Spielen (vorerst) verdarb.

RWE kann immer wieder Qualität von der Bank nachlegen

„Da hatte ich für zwei, drei Minuten ein komisches Gefühl und dachte wieder an Oberhausen. Am Ende stehst du wieder da, fängst dir einen und guckst dich wieder dumm an“, fürchtete Herzenbruch bis zum Abpfiff um den Lohn seiner Arbeit. Es reichte für den fünften Sieg in Folge, weil die Gäste in Halbzeit zwei immer wieder ordentlich nachlegen konnten. „Wenn du weißt, dass du so viel Qualität noch auf der Bank hast, dann ist es schon beruhigend. Und wenn Stevo die entscheidenden Tore macht, dann bin ich sehr froh darüber“, freute sich sein weißgrauer Trainer.

Samstag kommt die Aachener Alemannia zur Hafenstraße

Nun geht es über den Umweg Niederrheinpokal am Mittwoch bei Rot-Weiß Oberhausen hinein ins nächste Traditionsduell, wenn am Samstag die momentan schwächelnde Aachener Alemannia an der Hafenstraße aufkreuzt, da sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn Rot-Weiss mit der formidablen Heimbilanz am Ende nicht von ganz oben auf die Konkurrenz hinabschaut.

Denn am Ende möchten die Essener zuschauen, wenn der BVB im Zwei/Drei-Tagesrhythmus durch die Nachholspiele hecheln muss. „Ich denke da schon an einen Vorteil für uns, man weiß, wie kräftezehrend das ist, wenn man die ganze Zeit Englische Wochen hat, gerade, wenn man aus der Quarantänezeit kommt“, glaubt Torschütze Lewerenz, weiß aber auch: „Wir müssen unsere Spiele sowieso gewinnen, wenn wir ein, zwei Niederlagen kassieren, ist es vorbei.“

Aber noch ist es nicht soweit.

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