Essen. Der Aufsichtsratvorsitzende von Rot-Weiss Essen, Dietmar Bückemeyer, spricht von Eigenmächtigkeit und Unprofessionalität des Vorstands. Aufgrund der finanziellen Lage dem Verein der Absturz in die Fünftklassigkeit.
Zweieinhalb Wochen ist es nun her, dass die Rot-Weißen ihren Sportlichen Leiter und Teamchef Thomas Strunz beurlaubt haben. Die Lage an der Hafenstraße scheint sich inzwischen beruhigt zu haben. Auch, weil der Regionalligist aus den zwei Spielen danach vier Punkte geholt hat. Erfolg beruhigt. Gleichwohl ist die Situation weiterhin angespannt. Zwischenmenschlich und finanziell. „Ich habe die Befürchtung und Sorge, dass RWE in der nächsten Saison in der 5. Liga spielen könnte”, sagte der Aufsichtsratvorsitzende Dietmar Bückemeyer Dienstag auf einer von ihm einberufenen Pressekonferenz.
Kein Vorstandsmitglied bei Bückemeyers Pressekonferenz anwesend
Am Montagabend hatte der RWE-Vorstand gemeinsam mit dem Aufsichtsrat getagt. Für Bückemeyer war es das erste Treffen nach seinem Urlaub, in dem er sich befand, als der RWE-Vorstand Strunz schasste. Er habe aber nicht als Aufsichtsrat oder Vertreter des Hauptsponsors Stadtwerke, sondern im Namen des Vereins geladen, um seine Sicht der Dinge darzulegen. Dass kein Vorstandsmitglied anwesend war, sei eine bewusste Entscheidung gewesen. „Ich wollte keine Konfrontation.”
Dennoch ist seine Kritik unmissverständlich. „Ich habe dem Vorstand noch einmal deutlich meine Missbilligung des Vorgangs ausgesprochen”, sagte Bückemeyer. Und man werde so etwas nicht noch einmal tolerieren. Bückemeyer kritisiert die RWE-Verantwortlichen, macht keinen Hehl aus seinem Ärger und seiner Enttäuschung. Er wirft dem Vorstand um den Vorsitzenden Stefan Meutsch Eigenmächtigkeit und Unprofessionalität vor. „Da wurde gehandelt, ohne den Aufsichtsrat und die Sponsoren miteinzubeziehen. Das geht so nicht!” Zumal sich die Gremien vor seinem Urlaub klar abgestimmt hätten in dieser Frage.
Fünf-Jahres-Plan komplett über den Haufen geworfen
In einer Krisensitzung hätte man vielleicht einiges geraderücken oder vermitteln können. „Wobei das Ergebnis ja möglicherweise sogar hätte das gleiche sein können.” Formal sei die Aktion zwar okay gewesen, weil der Verein noch immer nach den alten Strukturen geführt wird und der Vorstand somit für das operative Geschäft verantwortlich ist. Der Fünf-Jahres-Plan, der mit der Leitfigur Thomas Strunz eng verbunden war, sei aber damit komplett über den Haufen geworfen worden.
„Wir wollten den Verein neu aufstellen, mit mehr Professionalität und einem neuen Image”, erklärte Bückemeyer. Man habe Kontinuität angestrebt, die zuvor immer vermisst worden sei. „Wir hatten ein langfristiges Ziel. Und das kann man doch nicht einfach aus den Augen verlieren, wenn mal etwas nicht so glatt läuft.”
"Derzeit fehlen mir die klaren Ziele"
Nun habe der Vorstand den Kurs gewechselt. „Also ist er jetzt auch in der Pflicht, eine neues Konzept vorzulegen, bei dem ein roter Faden erkennbar ist, und das Langfristigkeit und Nachhaltigkeit gewährleistet. Aber derzeit fehlen mir die klare Ziele!” Und einfach den nächsten Sportlichen Leiter zu installieren, das sei keine Lösung. „Wir werden als Aufsichtsrat dem auch nicht zustimmen. Selbst dann nicht, wenn sich Sponsoren dafür finden würden.”
Geld fehlt Rot-Weiss an allen Ecken und Enden. Rund zwei Millionen Euro werden noch benötigt, um die Kosten für den laufenden Spielbetrieb bis zum Saisonende zu decken. „Wir müssen zusehen, dass wir den Verein über die Saison kriegen.” Es handelt sich um Sponsorengeld, das im Lizensierungsverfahren als Einnahme bereits eingeplant worden ist und auch durch eine Bürgschaft abgedeckt ist. Der Spielbetrieb ist damit bis zum Saisonende gesichert.
Bückemeyer bekräftigte immerhin, dass die städtischen Töchter und auch das RWE als Partner dabei bleiben werden. Und er persönlich werde ebenfalls weiterhin mit anpacken, um den Klub aus der Krise zu führen. „Aber ganz sicher ist, dass wir künftig erheblich sparen müssen.”