Münster. Titelanwärter aus Essen kassiert nach Schnitzer das 0:1 und kann es danach nicht mehr richten. Gastgeber kampfstark und glücklich.
Es gab schon Phasen in dieser Saison, da hatte man den Eindruck Simon Engelmann würde Rot-Weiss Essen ganz alleine zum Aufstieg schießen. Der Torjäger traf zuverlässig, wurde dafür gefeiert und ist mit 20 Treffern ja auch aktuell der erfolgreichste Schütze in der Regionalliga West. Der Mittelstürmer hat in der Tat schon manche Partie mitentschieden, auch das Hinspiel (1:0), doch er konnte die unglückliche 0:1-Niederlage bei Preußen Münster nicht abwenden.
Die Szene in der 87. Minute im Preußenstadion war vielleicht auch deshalb Sinnbild für den Spielverlauf aus Sicht der Gäste. Engelmann versuchte es aus der Distanz, der Schuss wurde geblockt, so dass Preußen-Keeper Max Schulze Niehues keine Mühe hatte, den Ball zu fangen. Engelmanns Schultern sackten nach unten, die Körpersprache mag auch ein bisschen Verzweiflung ausgedrückt haben: "Heute geht hier einfach gar nichts." Für ihn nicht, und für RWE ebenfalls nicht.
RWE: Im Titelrennen etwas an Boden verloren
Zum zweiten Mal in dieser Saison ließ der Titelanwärter von der Hafenstraße alle drei Punkte liegen und im indirekten Vergleich mit dem Rivalen Borussia Dortmund II hat die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart wieder ein wenig an Boden verloren. Allerdings kam der BVB beim Schlusslicht RW Ahlen auch nur zu einem 1:1, was dem Spitzenreiter auch nicht gerade zur Ehre gereicht. Aber es ist zu vermuten, dass die Dortmunder, wie RWE mit einer gehobenen Spielkultur ausgestattet, auf morastigem Boden keine Möglichkeit hatten, einen gepflegten Ball zu spielen.
Man kann nur hoffen, dass das Stadion Essen am kommenden Mittwoch besseren Verhältnisse bieten kann, wenn die Rot-Weissen die Schwarz-Gelben zum heiß erwarteten Duell der Liga-Favoriten empfängt (19.30 Uhr).
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Bedingungen waren für RWE grenzwertig
In Münster jedenfalls waren die Bedingungen grenzwertig, wie sich schon nach den ersten Spielzügen zeigte. Gleichwohl gelang es den Essenern vor allem in der ersten Hälfte, einige hochkarätige Chancen herauszuarbeiten.
Felix Backszat prüfte den Preußen-Keeper Max Schulze Niehues aus 18 Metern (14.), Cedric Harenbrock scheiterte erst aus spitzem Winkel (29.) am Keeper und traf beim zweiten Versuch aus der Distanz nur den Pfosten, Backszat setzte im Nachschuss die Kugel am langen Pfosten vorbei (35.). Und schließlich wurde Daniel Hebers Kopfball von der Torlinie geschlagen (39.). Vier ordentliche Möglichkeiten, aber kein Treffer.
Trainer kann seinem Team keinen Vorwurf machen
"Ich kann den Jungs trotz Niederlage keinen Vorwurf machen, sie haben alles reingeworfen", meinte Trainer Neidhart. "Wir sind an unserer eigenen Chancenverwertung gescheitert." Wie zuvor in Wiedenbrück (0:0), wo der gegnerische Torwart Magisches vollbrachte, und in Düsseldorf II, wo der Gastgeber beim 3:0 eine nahezu optimale Effektivität besaß.
Drei Auswärtsspiele, null Treffer und stets das gleiche ernüchternde Resümee: Chancen zum Sieg gab es genug. Und in manchen Situationen fehlte auch das Glück.
Rot-Weiss stellt sich selbst ein Bein
In Münster stellten sich die Essener schließlich selbst ein Bein. Der ansonsten so zuverlässige Daniel Heber ließ an der Außenlinie Joel Grodowski entwischen, was ihm normalerweise bei 50 Zweikämpfen vielleicht einmal passiert, Pass in die Mitte auf Gerrit Wegkamp, der problemlos zum 1:0 (46.) einnetzte. "Im Grunde wurden wir für einen einzigen Fehler richtig bestraft", haderte Neidhart. "Es ist bitter, dass eine einzige Situation alles entscheidet.”
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Seine Spiele hätten es allerdings noch richten können, doch der Gegner ließ nicht mehr viel zu. Auch der kopfballstarke Marcel Platzek, der zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, bewirkte nichts. Die Münsteraner Abwehr, die zu den stärksten der Liga zählt, hatte natürlich einen Vorteil auf diesem Acker. Sie stand kompakt und verteidigte leidenschaftlich. Hauptsache weg mit dem Ball.
Ex-Essener verpasst nach Konter Entscheidung
Für das Spiel selbst tat der Gastgeber kaum noch was in Hälfte zwei, außer vielleicht auf Konter zu lauern. Nach einer zu kurzen Kopfball-Rückgabe von Felix Herzenbruch verpasste der Ex-Essener Alexander Langlitz die Entscheidung (85.). Für diesen Schnitzer wurde RWE nicht bestraft.
Preußen-Trainer Sascha Hildmann war natürlich sehr zufrieden mit sich und seiner Mannschaft. Er sah sich in seiner Taktik bestätigt: "Wir kennen Rot-Weiss Essen in- und auswendig, deswegen war uns klar, dass wir Dennis Grote aus dem Spiel nehmen müssen. Er ist der überragende Mann und der klare Taktgeber bei RWE."
Torschütze und Sonderbewacher
Ausgerechnet Torschütze Wegkamp bekam auch die Rolle des Sonderbewachers und erledigte seinen Job doppelt gut, ganz ausschalten konnte er Grote aber nicht. Ob es überhaupt daran lag, dass RWE strauchelte? Eher unwahrscheinlich, aber als Verlierer fehlen einem nun mal die Argumente.
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