Essen. Sven Demandt beginnt seine zweite komplette Saison bei Rot-Weiss Essen. Nach Platz fünf in der vergangenen Spielzeit will er nun eine Steigerung.
- RWE-Trainer Sven Demandt möchte besser abschneiden als wie zuletzt auf Platz 5
- Fehlende Tore seien der Qualität geschuldet, weshalb der Regionalligist seine Offensive stärken wollte
- Das Auftaktprogramm ist hart, Demandt möchte mit einer Siegesserie starten
Vor dem Start der Regionalliga-Saison fordert Sven Demandt, Trainer von Rot-Weiss Essen, Geduld, Kontinuität und auch eine gewisse Gelassenheit. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht er über seinen Eindruck von der Mannschaft, die Ziele und wie Rot-Weiss Essen trotz der finanziell stärker aufgestellten Konkurrenz den Aufstieg schaffen kann.
Sven Demandt, wie ist der Eindruck von der Mannschaft nach der Vorbereitung?
Ich habe einen ganz guten Eindruck, das ist aber nicht so überraschend. Es sind ja nicht so viele neue Spieler dazugekommen. Wir haben den Großteil behalten - zumindest alle, bei denen wir gesagt haben, dass wir sie behalten wollen. Die A-Jugendlichen kannten wir bereits aus dem Trainingsbetrieb der letzten Saison.
Also kann Rot-Weiss Essen dieses Jahr etwas Besseres erreichen als den fünften Platz?
Das sollte das Ziel sein. Grundsätzlich ist es immer das Ziel, sich zu verbessern. Im letzten Jahr ging es fast ein bisschen unter, dass wir eigentlich eine gute Rückserie gespielt haben. Wir haben 29 Punkte geholt, insgesamt nur zweimal verloren, aber definitiv zu viel unentschieden gespielt. Außerdem gab es ein paar Heimspiele, die nicht gut waren, allerdings haben wir auch nur zweimal verloren. Und die beiden Spiele, die wir verloren haben, waren gegen Viktoria Köln, wo wir ein super Spiel gemacht haben, und gegen Alemannia Aachen, damals drei Tage nach dem Pokalspiel gegen Wuppertal. Da hatten wir zum Teil noch andere Dinge im Kopf. Ansonsten wurden wir nicht geschlagen und ich glaube auch, dass wir nur schwer zu schlagen gewesen sind.
Nicht zu vergessen die starke Defensive. Nur der BVB II hat weniger Gegentore kassiert als Rot-Weiss Essen.
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Genau. Wir haben 15 Tore kassiert in 17 Spielen. Das ist normalerweise ein Wert, mit dem man oben mit dabei ist. Wir haben aber zu wenige Tore geschossen. Das ist dann auch Fakt.
Sie haben öfter von der richtigen Stabilität zwischen Defensive und Offensive gesprochen. War die Ausrichtung vielleicht zu defensiv?
Das weiß ich nicht. Das war aber auch ein bisschen dem Umstand geschuldet, aus dem wir kamen. Wir kamen aus einer Saison, in der wir alles andere als stabil waren und wollten stabiler werden. Das haben wir hinbekommen. Wir haben es nur nicht geschafft, dann Spiele auch für uns zu entscheiden. Die Frage ist vielleicht, ob es manchmal besser gewesen wäre, mehr Risiko zu gehen. Wenn ich die Spiele aber durchgehe, sehe ich, dass wir jede Menge Chancen hatten zu gewinnen. Rödinghausen, wo Benni den Elfmeter am Ende verschossen hat, Ahlen dürfen wir uns eigentlich auch nicht mehr nehmen lassen und das letzte Spiel gewinnen wir auch, wenn es noch um was geht. Das sind dann sechs Punkte mehr und wir wären die beste Rückrundenmannschaft gewesen. So weit weg waren wir nicht und hätten da auch die selbe Balance gehabt.
Sind die fehlenden Treffer denn eher eine mentale Geschichte? Oder was hat gefehlt?
Es ist auch eine Qualitätsfrage. Deswegen wollten wir auch, was die Neuzugänge betrifft, etwas im Offensivbereich tun. Wir haben nun vier Offensivspieler mehr als im letzten Jahr. Wir haben über die Saison gesehen drei Tore abgegeben und schon ein paar Jungs dazu geholt, die Tore machen können. Kai Pröger hatte in den letzten Jahren eine gute Quote, die Jungs aus der U19-Bundesliga haben auch zusammen 15, 16 Tore erzielt und Daniel Engelbrecht wäre auch so einer, der seinen Torriecher schon bewiesen hat. Leider fällt er erstmal aus. Auch unsere Spieler haben noch Luft nach oben, wenn ich da an Kamil Bednarski denke, der sieben Tore gemacht hat, aber auch schon mal 19 Treffer in einer Saison erzielt hat. Auch wenn er uns in den nächsten Wochen verletzungsbedingt fehlen wird. Roussel Ngankam hat zudem noch Luft nach oben, wenn er konstanter in seinen Leistungen wird.
Wie bewerten Sie das Auftaktprogramm? Mit Dortmund II und Wuppertal kommen ja zwei Brocken direkt zu Beginn.
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Ich glaube, dass die Liga insgesamt breiter aufgestellt ist, deswegen kommt es zwangsläufig so, dass man das Gefühl hat, dass man gegen gute Gegner spielt. Es sei denn, man spielt gegen einen Aufsteiger, dann heißt es, dass man die weghauen muss. Die haben aber auch den Vorteil, dass sie in den ersten Spielen eine echt brutale Euphorie haben. Das haben wir letztes Jahr mit Bonn erlebt. Wir sind gut beraten uns gut auf die Saison vorzubereiten und dann nur jeweils das nächste Spiel zu sehen.
Kann man als Rot-Weiss Essen überhaupt noch den ersten Platz angehen, wenn in der Liga Gegner dabei sind wie Viktoria Köln oder der KFC Uerdingen, die mächtig aufgerüstet haben?
Es sollte schon irgendwo unser Ziel sein, das hinzukriegen. Ich weiß nicht, ob wir das nächstes Jahr hinbekommen, aber es sollte irgendwo schon der Anspruch sein. Aber dazu gehört auch immer eine gewisse Geduld, Kontinuität und - ich weiß, das ist schwer bei uns - eine gewisse Gelassenheit und ruhiges Arbeiten, also Dinge nicht überzubewerten. Sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne. Das werden wir nicht komplett schaffen, das geht auch nicht bei uns. Aber eine gewisse Gelassenheit manchen Sachen gegenüber, ob positiv oder negativ, würde uns gut tun. Man muss versuchen, Dinge etwas realistischer einzuordnen. Wenn uns das gelingt, dann würde das helfen, vielleicht manche Dinge schneller zu erreichen.
Was meinen Sie damit genau?
Wir können gerne die ersten fünf, sechs Spiele gewinnen, aber dann werden Sie mich genauso antreffen wie jetzt. Und wenn wir die ersten drei Spiele verlieren, werden sie mich genauso antreffen. Es geht darum, dass wir insgesamt als Verein etwas gelassener werden. Das ist schwer in Essen, aber das würde helfen. So wie der 1. FC Köln das zuletzt auch hinbekommen hat.