RWE kassierte im letzten Testspiel eine 0:3-Niederlage gegen Steinbach nach drei Standardsituationen. Die Gastspieler waren keine Bereicherung.
- Alle drei Tore gegen die Essener fielen nach Standardsituationen der starken Gäste.
- Abwehrchef Philipp Zeiger will die momentane Schwäche nicht überbewerten
- Gastspieler Adel Daouri ist in dieser körperlichen Verfassung kein Thema als Verstärkung
Niemand wollte nachher die Situation dramatisieren, aber einen Schuss vor den Bug kurz vor dem Saisonstart war es dann schon: Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen leistete sich zum Abschluss der Vorbereitung eine saftige 0:3 (0:1)-Heimniederlage gegen den Südwest-Vertreter TSV Steinbach. Schlimmer noch als das Ergebnis war das offene Bekenntnis von Philipp Zeiger, der selten ein Blatt vor den Mund nimmt: „Wir waren heute in allen Belangen schlechter.”
Führung durch Fatih Candan
Der lange Abwehrchef hatte auch die beste Sicht auf die neue Problemzone der Essener: Fast jeder Standard des Gegners schlägt momentan im RWE-Gehäuse ein, egal, wer das Tor hütet. Die Steinbacher erzielten dabei fast mühelos ihre Treffer, weil immer ein Essener seinen zugedachten Raum vernachlässigte und zeitgleich mit dem Suchen von Kleeblättern auf dem topgepflegten Rasen des Willi-Lippens-Platzes beschäftigt war. Bei der Führung durch Fatih Candan musste dieser bei seinem Kopfball nicht einmal hochsteigen. Jener Candan, der vor einiger Zeit auch mit den Rot-Weissen verhandelte, bis beide Parteien merkten, dass sie aneinander vorbei redeten und Brutto mit Netto verwechselten. Entsprechend „freundlich“ wurde jede Aktion des Türken auf dem Spielfeld von den immerhin 400 Zuschauern kommentiert.
Das engagiert geführte Testspiel befand sich teilweise hart an der Grenze, zwei Steinbacher beendeten die Partie humpelnd und frühzeitig, und wenn Neuzugang Kai Pröger bei der ausgefahrenen Sense von Sven-Torge Bremer nicht reaktionsschnell hochgesprungen wäre, hätte sich das RWE-Lazarett womöglich noch ausgeweitet. Der kompromisslose und offensiv ausgerichtete Einsatz der Gäste verfehlte seine Wirkung auf die Demandt-Elf jedenfalls nicht. Die kam -- in der ersten Halbzeit offensichtlich mit ihrer Startformation auf dem Feld -- kaum zu vernünftigen Angriffen, weil es im Mittelfeld schon kein Durchkommen gab.
Trainer Sven Demandt vermisste das Pushen
„Da sind wir insgesamt aber auch immer zu ruhig, wenn ich höre, wie die anderen sich pushen, da muss man dann einfach auch mehr zulegen”, sah Trainer Sven Demandt mal wieder eine Mentalitätssache bei seinem Team.
So bleibt zum Ende der Vorbereitung nun doch ein fahler Nachgeschmack, auch wenn das Positive dabei nicht in den Hintergrund geraten sollte. „Ich denke, wir haben durch die Neuen schon an Qualität gewonnen und enorm an Tempo zugelegt, was wir in den Testspielen auch zeigen konnten. Nur gegen Steinbach eben nicht”, zog Zeiger eine Zwischenbilanz.
Wo man aber offensichtlich noch nicht an Qualität gewonnen hat, ist bei der Suche im Sturm. Gastspieler Adel Daouri wird keine Alternative sein. „Er wird uns kurzfristig sicher nicht weiterhelfen”, drückte es Demandt diplomatisch aus. Jeder der Zuschauer hatte gesehen, dass der Ex-Hamburger etliche Pfunde zu viel mit sich herumschleppt, was ihn offensichtlich auch beim Sprint hindert.
So wird es das aktuelle Personal am kommenden Sonntag beim BVB richten müssen. „Wir werden es konsequenter verteidigen müssen, wir werden es ansprechen, üben -- und dann passt es. Ich fahre dahin mit demselben Gefühl wie vor dem Steinbach-Spiel. Wir werden heiß sein, das kann ich versprechen”, so Zeiger. Schon mal einer.
Die Statistik: RW Essen - TSV Steinbach 0:3 (0:1)
RWE: Heller (46. Lenz), Malura (65. Becker), Urban (75. Tomiak), Zeiger, Grund (46. Cokkosan), Meier (65. Unzola), Lucas (75. Brauer), Baier, Harenbrock (46. Daouri), Pröger (65. Ngankam), Platzek (75.Remmo).
Tore: 0:1 Candan (42.), 0:2 Bektasi (53.), 0:3 Kranitz (60.).
Zuschauer: 400