Essen. RWE-Teamchef verteidigt seine Position und glaubt an die Qualität seiner Mannschaft. Das Saisonziel "Aufstieg" relativiert er allerdings.
Sportlich läuft es nicht rund bei den Rot-Weißen. Und wie so oft, wenn der Erfolg ausbleibt, lodert die Kritik an allen Ecken und Enden auf. So auch an der Hafenstraße. Die Fans, von Emotionen angefeuert, meckern heftig über den bisher so dürftigen Ertrag ihrer Mannschaft. Drei Niederlagen nach dem sechsten Spieltag, so hatten sie sich das nicht vorgestellt. Und selbst der Vorstandsvorsitzende Stefan Meutsch hat in seiner ganzen Enttäuschung nach dem 1:1 beim Tabellenletzten in Bonn das Saisonziel „Aufstieg” zumindest infrage gestellt: „Es fällt schwer, nach diesem Spiel noch vom Aufstieg zu träumen.” Etwas leichter wird es ihm möglicherweise fallen, wenn RWE am Freitag gegen den 1. FC Köln II (19.30 Uhr, Hafenstraße) einen klaren Sieg einfährt.
Gleichwohl haben Meutsch' Kommentare für Zündstoff gesorgt. Das spürt man deutlich. Das Verhältnis zur Sportlichen Leitung scheint merklich angespannt zu sein. Man hat nicht etwa gemeinsam zusammengesessen und die Probleme erörtert. Nein, es gibt offenbar nur sporadisch Kontakt zwischen Meutsch und Strunz. In dieser Woche, sagt der Teamchef, der einst von Meutsch zu RWE geholt worden ist, habe er lediglich nur einmal mit dem Aufsichtsratvorsitzenden Dietmar Bückemeyer telefoniert.
Der RWE-Teamchef wirkt etwas dünnhäutig und gerät schon mal in Wallung, wenn er seine Positionen darlegt. „Die Diskussionen sind nicht mehr sachlich, sondern werden nur noch emotional geführt”, klagt er und kritisiert, dass man doch zu einem solch frühen Zeitpunkt keine Schlüsse auf das Saisonende ziehen könne. „Wir können mit sachlicher Kritik leben und umgehen. Das wir besser spielen müssen, das wissen wir selbst. Wir haben zu wenig Punkte, weil wir zu wenig Tore geschossen haben. Und wir können damit nicht zufrieden sein. Aber mehr kann man aus den ersten Spielen nicht herleiten. Denn wir hatten in allen Spielen bisher ausreichend Torchancen. Deshalb wird es Zeit, dass sich die Mannschaft für ihre Mühen auch mal belohnt.”
Strunz sagt, dass er persönlich nie ausdrücklich den Aufstieg in dieser Saison als Ziel gesetzt habe.. Er habe immer nur von „sportlichem Erfolg” gesprochen, den er anstrebe. „Wir müssen erst eine Mannschaft werden. Und dabei müssen alle mithelfen. Alle Spieler haben Geduld und Vertrauen verdient. Und das werden wir ihnen auch geben. Das ist der einzige Weg, der funktioniert. Wir werden das durchziehen. Ohne Wenn und Aber!”
Teamchef Strunz erkennt sehr wohl eine deutliche Entwicklung, einen Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr. Die Mannschaft sei nun „überdurchschnittlich aufgestellt in der Breite der Qualität der Einzelspieler”. Sie sei wesentlich kompakter geworden. „Ob sie aber auch in der Spitze besser geworden ist, diese Frage ist noch offen.”
Von den hohen Ansprüchen, die bei RWE seit vielen Jahren selbstverständlich sind, spricht Strunz auch und lehnt die überzogene Erwartungshaltung ab: „Wir müssen endlich aufwachen und erkennen, wo der Verein steht. Erfolg ist nie selbstverständlich.” Und doch werden die Fans am Freitag den Heimsieg fordern.