Wiedenbrück. Wer hätte das schöner malen können? Erstes Pflichtspiel, erster Treffer, erster Sieg. Timo Brauer ließ den Gästeblock in Wiedenbrück explodieren.

  • Wer hätte das schöner malen können?
  • Erstes Pflichtspiel, erster Treffer, erster Sieg.
  • Timo Brauer ließ den Gästeblock in Wiedenbrück explodieren.

Es war der Augenblick, der ganz Essen zum Beben brachte. Zumindest die Menschen, die es mit den Bergeborbeckern halten und für die die Rückkehr von Timo Brauer das schönste Märchen in der ohnehin schon etwas unwirklichen Sommerpause war.

Mehr als eine Stunde war gespielt, da nagelte der Neuzugang vom SV Grödig das Leder unnachahmlich trocken in den Kasten von SCW-Torhüter Marcel Hölscher. Alles in Rot-Weiss rannte Richtung Gästeblock, der auch das erste Ziel des ehemaligen Essener Aufstiegshelden war. „Am liebsten wäre ich reingesprungen“, sagte Brauer nach dem Spiel lachend, lieferte aber gleich die Erklärung, warum er es dann doch besser ließ: „Ich wäre sonst mit Gelb-Rot vom Platz geflogen.“

Auf die Frage, welche Geste er denn mit seinen Händen Richtung Fans gezeigt hatte, ob es ein Herz gewesen sei, konnte der 26-Jährige nur mit den Schultern zucken: „Irgendwas habe ich wohl gemacht. Ich weiß es aber nicht mehr genau.“

Überschäumende Emotionen waren wohl der Grund dafür, dass die Erinnerung des Essener Antreibers in diesem Moment versagte. Überschäumend deshalb, weil das Tor in einer Phase fiel, als die Gastgeber dem Ausgleich eigentlich näher waren als RWE dem zweiten Treffer. Wie die Mannschaft von Sven Demandt aber den verletzungsbedingten Ausfall von Jan-Steffen Meier (55.) wegsteckte und sich auch nicht von der Drangphase der Wiedenbrücker beeindrucken ließ, hatte schon Züge einer Spitzenmannschaft.

Brauer treibt Platzek an

Selbstredend wollte Brauer davon nichts wissen: „Wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen. Es war geil, vor der Kurve zu jubeln. Mit den Fans war es alles top. Aber wir hatten auch eine Phase, in der wir unkonzentriert waren.“

Als dann aber der Deckel drauf war und RWE den Vorsprung nur noch über die Zeit schaukeln musste, spielte sich auf der rechten Außenbahn noch eine Szene ab, die verdeutlichte, dass sich Brauer – wie auch alle seine Nebenleute – für die kommende Saison eine Menge vorgenommen hat. Als Marcel Platzek nach einem Ballverlust noch in der Rückwärtsbewegung war, stachelte Brauer ihn an: „Mach Meter, mach Meter!“. „Platzo“ mobilisierte noch einmal alle Kräfte und sprintete nach vorne. Essens Neuzugang sah das eher pragmatisch: „Ich erwarte auch, dass die anderen mich anscheißen, wenn ich nicht laufe.“