Essen. Seinem Mittelfeldkollegen Leon Binder kann Philipp Zeiger es mit verdanken, dass er gegen Ahlen nur Gelb sah. Kevin Behrens steht auf dem Prüfstand.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann man davon ausgehen, dass Michael Welling und Philipp Zeiger nicht denselben Qi Gong-Kurs besuchen. Während der RWE-Boss wie der Dalai Lama in sich ruht und die prekäre sportliche Situation weglächelt, ist der Abwehrchef noch nicht in der tiefenentspannten Phase angekommen. Bei seiner Aktion in der letzten Spielminute gegen Ahlen (2:0) stockte den RWE-Fans der Atem: Damir Ivancicevic hatte Benjamin Baier im Mittelfeld abgeräumt, aus der Tiefe des Raums stürmte der lange Verteidiger herbei und sprang den Ex-Essener in den Nacken, der daraufhin lang hinschlug. Alles direkt vor der Nase des Schiedsrichters. Da musste wohl die Anspannung raus.

Dann geschah Verwunderliches: Schiedsrichter Florian Visse zeigte sich als Mann des Ausgleichs und zückte für beide Gelb, über die Trikotfarbe hätte sich der Rot-Weisse in dieser Szene nicht beschweren dürfen. Anschließend pfiff der Unparteiische gleich ab, der Schlusspfiff als Deeskalationszeichen. Im Nachhinein kann sich Zeiger bei Mitspieler Leon Binder bedanken, der kurz seine Rolle als Abräumer vom Dienst verließ und in die des Vermittlers schlüpfte: „Ich hab dem Schiedsrichter gesagt, er soll hier bloß kein Fass aufmachen und die Sache nicht zu hoch bewerten.“ Gehofft, getan.

RWE schaut nicht mehr auf die Tabelle

Damit hatten die Sieger ein Problem weniger, das sportliche hingegen wird sich beim Blick auf die Tabelle nicht so schnell lösen lassen. Am Mittwoch (15.30 Uhr) treffen in der Lohrheide in einer Nachholpartie die U23-Teams von Schalke 04 und BVB aufeinander. Im Falle eines schwarz-gelben Sieges hat sich die Tabellenkonstellation in der unteren Region nicht groß verändert.

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Aber ein Blick auf die Tabelle hat sich schon lange verbeten im rot-weissen Lager, dem Team geht es nur um Verbesserung der Leistung. Und da sei man gegen Ahlen wieder einen Schritt voran gekommen. „Wir müssen immer alles reinwerfen, damit die Grundtugenden stimmen. Irgendwann werden wir auch mal Spiele entspannt einfahren, aber so entspannt wie es das Ergebnis besagt, war es nicht wirklich“, bewahrte Binder seine grundehrliche Position. Und der Schütze des letztlich erlösenden 2:0 würde lieber heute als morgen Phase zwei in der Entwicklung zünden: „Wenn wir ein höheres Level erreichen wollen, muss man ehrlich sagen, dass da noch was fehlt bei uns.“ Solange dies nicht erreicht wird, sei kein Spiel einfach in der Regionalliga.

Sportdirektor Winkler war angetan

Sportdirektor Andreas Winkler, der die Partie in Grasnarbenhöhe verfolgte und mehr von der Intensität mitbekam, war vom Einsatz und Siegeswillen angetan: „Jeder Einzelne hat sich unglaublich in die Zweikämpfe geworfen. Es geht nur über die Kampfkraft, das hat die Mannschaft klar gesehen“, freute sich Winkler, der selbst darüber staunte, wie viel das Team in der kurzen Zeit schon durchlebt hat: „Wir haben gut gespielt und verloren, wir haben sehr gut gespielt und nur einen Punkt geholt, und es waren jetzt auch Partien dabei, wo wir nicht gut waren, dennoch gewonnen haben.“

Bleibt abzuwarten, welche Variante nun am Samstag am Aachener Tivoli angewendet wird. Und ob ein Ex-Aachener mitwirken wird. In Sachen Kevin Behrens gibt es noch keinen neuen Sachstand: „Wir stellen die Personalie Behrens auf den Prüfstand“, so Winkler. Im übrigen sei der Krankenschein keine Retourkutsche des Stürmers gewesen. „Er ging zu einem Arzt unseres Vertrauens“, so der sportliche Leiter.