Essen. Die Rot-Weissen mühen sich gegen mutige Ahlener zu drei Punkten. Benjamin Baier und Leon Binder sorgen für das Erfolgserlebnis nach einem schwachen Auftritt .
Pflicht erfüllt, die Rot-Weissen haben mit dem Heimsieg über den Aufsteiger und Abstiegskandidaten RW Ahlen geliefert, zumindest was die Punkte angeht. Und das ist ja erst einmal entscheidend. Aber zur Ruhe werden sie vorerst wohl nicht kommen, denn sie hinken weiterhin erheblich den eigenen Ansprüchen hinterher.
Nicht nur in der Regionalliga-Tabelle. Dominanz und Spielfreude, das sind Kernpunkte des „Hafenstraßenfußballs“, mit dem RWE die Fans begeistern will. Doch der Anhang war auch gegen Ahlen nicht angetan von der Vorstellung des Gastgebers. Da hatten die Eltern und ihre Kids wohl mehr Spaß auf der Spielemeile, die anlässlich des Familientags vor dem Stadion aufgebaut worden war.
RWE gewann nicht mit begeisterndem Powerfußball, sondern mit viel, viel Mühe. „Es war sicherlich kein Fußball-Leckerbissen“, räumte RWE-Trainer Jan Siewert ein. „Aber am Ende geht es gerade in einem solchen Spiel darum, sich trotzdem als Mannschaft aufzuraffen und wie auch immer die Punkte zu holen.“ Einige Male ließ Siewert anklingen, dass seine Spieler wieder als Einheit aufgetreten seien. Das war ihm offenbar besonders wichtig. Schließlich hatte der Trainer Angreifer Kevin Behrens unter der Woche aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader verbannt - wohl auch wegen dessen Egotrips, die das eigene Team sogar geschwächt hätten. Behrens war dann jedoch krank geschrieben. Er sei aber auch tatsächlich krank, versicherten sie bei RWE. Gleichwohl scheint das Klima zwischen Stürmer und Arbeitgeber nachhaltig gestört zu sein. Angesichts der Sturmflaute war es durchaus mutig von Siewert, ausgerechnet einen seiner Top-Stürmer aus dem Aufgebot zu streichen. Das deutete darauf hin, wie tief die Gräben inzwischen sind.
Ein gefährlicher Offensivspieler fehlt
Einen richtig gefährlichen Offensivmann hätten die Gastgeber auch gegen Ahlen gut gebrauchen können, denn beim Herausspielen der Chancen hakt es immer noch gewaltig. Wofür nicht nur die Stürmer, sondern auch die Aufbauarbeit im Mittelfeld verantwortlich ist. Der filigrane Kasim Rabihic hatte einen schwachen Tag, Cebio Soukou zeigte Licht und Schatten, Kevin Grund wurde nicht auffällig, Marcel Platzek mühte sich, musste sich als Sturmspitze aber die Bälle mitunter auch mal selbst erarbeiten.
Aber ein lichter Moment reicht manchmal. Grund spielte Platzek frei, dessen Flankenball köpfte Benjamin Baier, der in Hälfte eins auch die einzige gute Essener Chance besaß (38.), freistehend zum 1:0 ein, bzw. er traf den Ahlener Felix Backszat, der auf der Linie stehend den Ball nur noch abfälschen konnte. „Da haben wir einmal gepennt und kassieren sofort das 0:1“, ärgerte sich RWA-Trainer Marco Anterpen, der aber mit Leistung seiner Mannschaft sehr zufrieden war.
Leon Binder erlöste schließlich die Gastgeber mit dem 2:0. Er staubte nach einer Ecke und einem Versuch von Moritz Fritz ab. Soukou hätte sogar auf 3:0 erhöhen können (86.), doch bei allem Dribbel-Eifer übersah er, dass Ahlens Sören Stauder gar nicht mehr in seinem Kasten stand. Ein 3:0 wäre allerdings des Guten zu viel gewesen, denn so klar war die Angelegenheit ganz und gar nicht. Ahlen hielt gut mit und war bei weitem nicht so defensiv und destruktiv eingestellt, wie man es befürchten musste. „Ich hätte gern mal gesehen, wenn Yildirim seine Riesenchance genutzt hätte. Dann nimmt die Partie möglicherweise eine andere Richtung“, sinnierte Antwerpen später. Aber Aygün Yildirim setzte kurz nach der Pause den Ball neben das Tor (50.).
"Das gibt uns Auftrieb"
Marco Antwerpen schloss seine Analyse mit den Worten, dass er keinen Unterschied zwischen beiden Mannschaften gesehen habe. Trotz der höchst unterschiedlichen Voraussetzungen und Ansprüche beider Kontrahenten. „Das gibt uns Auftrieb für die kommenden schweren Aufgaben.“ Die Rot-Weissen haben immerhin ihr Erfolgserlebnis, das sie für die Partie am Samstag in Aachen beflügeln könnte.
Rot-Weiss Essen - RW Ahlen 2:0 (0:0)
RWE: Heller – Huckle, Windmüller, Zeiger, Binder – Fritz, Rabihic (46. Cokkosan) – Grund, Baier, Soukou – Platzek.
Schiedsrichter Visse (Hörstel).
Zuschauer: 11 114.
Tore: 1:0 Baier (73.), 2:0 Binder (85.).