Essen. . Vor dem Heimspiel gegen Ahlen fliegt der kritisierte Stürmer aus dem Kader und ist offiziell krank geschrieben. Es riecht nach einer Retourkutsche.
Die Lage ist ernst, zumindest vermittelt das die Regionalliga-Tabelle. Lediglich ein Zähler trennt Rot-Weiss Essen von einem Abstiegsplatz. Der Blick zum Gipfel ist dagegen verbaut, das ehrgeizige Saisonziel hat RWE nach zwölf Spielen aus den Augen verloren.
Doch noch wirken sie an der Hafenstraße relativ gefasst und zuversichtlich. „Abstiegskampf? Ach was, dafür ist die Mannschaft zu gut“, heißt es hier und da. Auch RWE-Chef Michael Welling ließ in diesen Tagen wissen, demonstrativ gelassen, dass er trotz dieser „Seuchensaison“ völlig entspannt sei. „Wir werden Fortschritte erzielen und bald entsprechende Ergebnisse liefern“, wird er im „Kicker“ zitiert.
Immer tiefer in den Schlamassel gerutscht
Doch Vorsicht, das haben schon ganz andere behauptet und sind von Spieltag zu Spieltag immer tiefer in den Schlamassel gerutscht. Aber bitte schön, an diesem Samstag (14 Uhr, Hafenstraße) können die Rot-Weissen gegen den Aufsteiger und Abstiegskandidaten Ahlen zeigen, was sie drauf haben. Nicht nur das. Entscheidend ist, dass das Ergebnis stimmt. Alles andere als ein Dreier ist kaum akzeptabel, würde die Kritiker weiter befeuern.
Rot-Weiss hat gravierende Probleme beim Toreschießen, auch das zeigt die Bilanz. In Marwin Studtrucker (Muskelbündelriss) fällt nun ein eminent wichtiger Stürmer bis zur Winterpause aus. Und nun liegt auch noch Mittelstürmer Kevin Behrens auf Eis. Er wird gegen Ahlen fehlen. Und dieser Fall deckt auf, dass in diesen Tagen nicht alles so entspannt abläuft. Nein, Behrens ist wohl nicht verletzt. „Er ist krank geschrieben“, sagt RWE-Trainer Jan Siewert. Warum? „Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“ Was Siewert sehr wohl sagt: „Er wäre Samstag sowieso nicht im Kader gewesen.“ Das macht den Fall brisant und riecht nach einer Retourkutsche des Suspendierten.
Rabihic und Binder sind wieder fit
Marcel Platzek wird gegen Ahlen den Platz von Kevin Behrens einnehmen und wohl einzige Spitze sein.
Kasim Rahibic und Leon Binder sind wieder fit und stehen am Samstag zur Verfügung. Dagegen fällt Torhüter Niclas Heimann mit Schulterproblemen aus. Für ihn sitzt Youngster Tom Gubini auf der Bank.
Bereits unter der Woche hatte Siewert seinen Stürmer öffentlich kritisiert. Ungewöhnlich. Der Trainer nannte zwar keinen Namen, aber allen war klar, dass nur Kevin Behrens gemeint sein konnte. Nun ist es sonnenklar. Der Angreifer, der in Lotte zum 1:1 traf und ganz sicher nicht allein für die sportliche Misere verantwortlich ist, hatte nach Spielende nicht gemeinsam mit seinen Kollegen mit den Fans diskutiert. Aber der entscheidenden Grund für die Disziplinarmaßnahme ist wohl ein anderer. „Es geht darum, wie sich ein Spieler gegenüber Fans und Verein verhält und vor allem, wie man innerhalb der Mannschaft miteinander umgeht“, sagt Siewert. Der betreffende Spieler, so der RWE-Trainer, habe andere mit seinen Aussetzern sogar geschwächt. Ego vor Teamgeist – starker Tobak. Aber es reicht offenbar, dass Siewert freiwillig auf einen Stürmer verzichtet, den er doch so dringend benötigt. „Dann müssen halt die anderen die Tore schießen.“ Basta!
Behrens gilt als ehrgeizig
Behrens gilt als extrem ehrgeizig. Die eigenen Ansprüche sind hoch, entsprechend tief sitzt wohl der Frust. Es fällt schwer, Behrens’ mitunter eigenwilliges Verhalten zu deuten. Torerfolge seines Teams nimmt er schon mal emotionslos hin. Und im Training ist er auch schon so dermaßen angeeckt, dass ihn Siewert in die Kabine schickte.