Lotte. Nach der 1:3-Niederlage beim Tabellenzweiten SF Lotte haben bei Rot-Weiss Essen wohl auch die kühnsten Optimisten das Träumen eingestellt.

Rot-Weiss Essen hat sich endgültig ins Niemandsland der Regionalliga verabschiedet. Nach der 1:3-Niederlage beim Tabellenzweiten SF Lotte haben wohl auch die kühnsten Optimisten das Träumen eingestellt. Im Gegenteil: Die Stimmen der Pessimisten werden lauter, die dezent darauf hinweisen, dass der erste Abstiegsplatz nur zwei Punkte entfernt ist. So ganz ohne Spannung geht’s also nicht weiter. Der Frust nach Spielende war nicht nur bei den mitgereisten Fans groß, auch beim Gästecoach: „Wir sind richtig enttäuscht, nach vier Spielen ohne Niederlage hatten wir uns viel vorgenommen. Am Ende sind wir brutal für unsere individuellen Fehler bestraft worden.“

Siewert hatte die Startelf ein wenig umgemodelt. Für Marcel Platzek reichte es wohl nicht für die erste Elf, so stellten die Gäste auf Kevin Behrens als einzige Sturmspitze um. Auf der rechten Abwehrseite hatte der kampfstarke Leon Binder seinen Posten ziemlich überraschend gegen den wieder genesenen Jeffrey Obst verloren. Eine Änderung, die in der ersten Spielhälfte durchaus zum Tragen kam, leider anders, als es sich die Essener erhofft hatten.

„Mit breiter Brust” wollte man, so Siewert, die Aufgabe am Lotter Kreuz angehen, doch schon nach sechs Minuten schrumpfte sie etwas zusammen. Alexander Hettich wurde im Anschluss an eine Ecke nicht konsequent von der RWE-Abwehr am Schuss gehindert. Sein Versuch mit rechts wurde noch abgeblockt, doch der zweite mit links passte ins lange Eck: 1:0 nach sechs Minuten. So hatte es sich der Tabellenzweite auf dem schwer zu bespielenden Rasen wohl gewünscht.

Lottes frühe Führung

Die frühe Führung spielte Lotte in die Karten, mit aggressivem Pressing machte man den Gästen das Leben schon im Spielaufbau schwer. Zu ungenau gestaltete RWE diesen, schon in der eigenen Hälfte ging die Kugel des öfteren verloren, besonders der schon erwähnte Obst wurde zum Sicherheitsrisiko. Lotte hatte schnell erkannt, dass die Angriffe über links besonders leicht einzufädeln waren.

Und in einigen Szenen brauchten die Essener auch die wohlwollende Auslegung von Schiedsrichter Sascha Weirich: Beim Einfädeln von Moritz Fritz im Strafraum gegen Bernd Rosinger führte er schon die Pfeife zum Mund, ehe er noch abstoppte. Und direkt vor der Halbzeit erkannte er auf Körpereinsatz von Gino Windmüller, der Benjamin Siegert bei seinem Konter kurz vor dem Tor ins Gras schickte.

Halbherzige Angriffsversuche

Auf der Gegenseite blieben die Angriffsversuche halbherzig. Kevin Behrens und Kasim Rabihic versuchten es von der Strafraumgrenze mit Schüssen - das war’s.

Nach dem Wechsel wurden die Angriffsbemühungen der Essener wieder einmal forscher. Wieso eigentlich immer erst nach der Halbzeit? Die Hintermannschaft schob nun besser raus, auch weil Lotte sich nun mehr zurückfallen ließ und auf den entscheidenden Konter setzte. „Wir wussten, dass das 1:0 eine gefährliche Führung ist“, sah Lottes Trainer Ismail Atalan das Unglück voraus.

Kevin Behrens trifft zum 1:1

Vorne in der Spitze musste bei RWE noch mehr passieren, so kam Marcel Platzek nach 59 Minuten für Benjamin Baier. Der Ausgleich neun Minuten später fiel dann unter die Kategorie verdient: Obst schlug eine weite Flanke von rechts, der Ball wurde immer länger, und am langen Pfosten machte Behrens den entschlossenen Spreizschritt: 1:1. Ging da noch was?

Leider in die andere Richtung: Obst köpfte bei einem Klärungsversuch eine Flanke genau Rosinger in den Fuß, bei dessen scharfer Hereingabe Matthias Rahn nur abzustauben brauchte: 2:1. Alle Bemühungen der Gäste waren vergeblich. Und es kam noch ärger: Marwin Studtrucker, gerade wieder genesen, blieb bei einem vielversprechenden Konter im Rasen hängen und zog sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. So musste RWE die Partie zu zehnt zu Ende bringen.

Nach 84 Minuten machte Lotte den Deckel drauf: Langlitz hatte die Weite des Feldes auf der rechten Seite vor sich, flankte nach innen, Rosinger bedankte sich mit dem 3:1. „Beide Mannschaften wollten den Sieg, am Ende haben wir drei Tore, Essen nur eins, darauf kommt’s an”, meinte Atalan in bestechender mathematischer Logik.

SF Lotte - RW Essen 3:1 (1:0)

RWE: Heller - Obst, Zeiger, Windmüller, Cokkosan - Fritz, Rabihic (71. Binder) - Baier (59. Platzek), Grund (68. Studtrucker), Soukou - Behrens.

Tore: 1:0 Hettich (6.), 1:1 Behrens (68.), 2:1 Rahn (74.), 3:1 Rosinger (84.).

Zuschauer: 1420