Essen. Nach vier Saisonspielen ist bei Rot-Weiss Essen die Euphorie verflogen. Gegen Aufsteiger FC Wegberg-Beck muss am Freitag unbedingt gewonnen werden.
Mehr Frust als Lust, und das nach nur vier Auftritten in der Fußball-Regionalliga. So schnell kann Euphorie verfliegen. Vier Punkte, das ist definitiv zu wenig und enttäuschend. Rot-Weiss Essen will vorne mitmischen, muss sich aber erst einmal hinten anstellen mit zehn Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Rödinghausen (zwei Spiele mehr als RWE) und neun auf das Verfolgerduo Lotte und Aachen (je ein Spiel mehr). Nun kommt an diesem Freitag Aufsteiger FC Wegberg-Beck zu Hafenstraße (19.30 Uhr), ein Gegner, der den Außenseiter-Status mit Zahlen belegen kann: null Punkte und 2:24 Tore.
RWE im Verbandspokal nach Uerdingen
Zumindest auf einer Position wird Trainer Siewert die Startelf wohl ändern. Innenverteidiger Richard Weber wird Philipp Zeiger ersetzen, der in Wattenscheid einen schwarzen Tag hatte.
Im Niederrheinpokal muss Titelverteidiger RWE in der zweiten Runde (9.-11.Okt.) einen Brocken aus dem Weg räumen. Gastgeber ist Oberligist KFC Uerdingen.
Leichter haben es die übrigen Essener Klubs, die auf einen Bezirksligisten treffen. Der FC Kray spielt beim SV Schwafheim, der ETB muss zu Vatanspor Solingen.
„Wir werden alles dafür tun, um zu gewinnen“, sagt RWE-Trainer Jan Siewert. „Das ist unser Anspruch.“ Und selbstverständlich. Auch wenn man vor jedem Gegner Respekt haben muss. „Wegberg-Beeck ist in die Regionalliga aufgestiegen und wird mit allen Mitteln versuchen, konkurrenzfähig zu sein.“ Die Aufgabe erscheint auf dem Papier in der Tat relativ leicht lösbar für den Gastgeber. Oder anders gesagt, eigentlich erwartet jeder, dass es eine einseitige Angelegenheit für die Roten wird.
Es hat gerappelt hinter den Kulissen
Doch wie gut hat sich RWE von dem jüngsten 0:3 in Wattenscheid erholt? „Das war indiskutabel von uns“, stellt Siewert noch einmal klar. Man habe die wirklich gute Arbeit der ersten 25 Minuten damit selbst torpediert. „Es war ein Tiefschlag, nun müssen wir eben wieder aufstehen. Und ich werde ganz genau hinsehen, wer da mit anpackt.“ Unerklärlich sei dieser Einbruch nach dem ersten Gegentor gewesen, sagt Siewert auch zwei Tage danach. Aber man darf vermuten, dass die Analyse Hinweise darauf geliefert hat, wie so etwas Unbegreifliches passieren konnte.
Natürlich gibt Siewert seine Erkenntnisse nicht preis. „Ich werde niemals Spieler in der Öffentlichkeit an den Pranger stellen“, versichert der Trainer außerdem. Allerdings lässt er anklingen, dass es wohl ordentlich gerappelt hat hinter den Kulissen.
Am Spielerischen liegt es nicht
Dass die Rot-Weissen Fußball spielen können, haben sie bewiesen. „Daran liegt es auch nicht“, sagt Siewert. „Ich hatte nach den fünf Pflichtspielen bisher nie das Gefühl, das wir nicht auch hätten gewinnen können.“ Das zeige, so Siewert, dass die Arbeit greift, die Mannschaft schon viele Dinge der neuen Linie umsetzen kann. „Aber wir brauchen Zeit, uns zu finden. Das habe ich immer gesagt. Und aus solchen Niederlagen müssen wir lernen. Und schnell lernen.“
Gerade auch in solchen Situation sind die sogenannten Führungsspieler im Kader gefragt. In Wattenscheid wären sie gleich nach dem ersten Gegentor gefordert gewesen. Aber es fand sich niemand, der so richtig voranging mit Hirn und offenen Augen, der mit Autorität und Abgeklärtheit die Lage zunächst einmal beruhigte. Aber möglicherweise müssen sich diese Leitfiguren auch erst herauskristallisieren, muss die Hierarchie neu wachsen. Genug neue Spieler sind es ja im Vergleich zum Vorjahr.
Die Suche nach Leitfiguren
Fest steht, dass in der Tat möglichst schnell etwas passieren muss, um nicht schon früh das Ziel aus den Augen zu verlieren. Dass die Rot-Weissen den Angriff beherrschen, ja, auch Tore schießen können, das haben sie bewiesen. Nun aber gilt es, eine Balance zu finden zwischen unbändiger Offensive und einer konsequenten Abwehrarbeit. Auch schon gegen Wegberg-Beeck. Denn kontern können die Gäste ganz sicher auch.