Essen. Natürlich rund um RWE alle heißt auf das Endspiel des Niederrheinpokals. Spätestens danach wird es dann aber auch die dringend notwenigen Entscheidungen auf der sportlichen Führungsebene geben.
Finale. Natürlich sind die Fans heiß auf das Endspiel im Verbandspokal am nächsten Donnerstag gegen Rot-Weiß Oberhausen. Es ist schließlich der Höhepunkt einer Saison, die dem Regionalligisten Rot-Weiss Essen reichlich Frust beschert hat. Klar, Rang fünf ist noch möglich. RWE ist punktgleich mit dem Tabellenfünften SC Verl. Aber interessiert das noch jemanden? Das zu Saisonbeginn vom einstigen Sportvorstand Uwe Harttgen formulierte Ziel, mindestens unter die ersten Fünf zu kommen, wurde ja von vornherein als hasenfüßig abgetan. Wenn schon, dann bitte schön Titelkampf. Und die Besetzung des Kaders förderte diesen Anspruch nur.
Vor dem Heimspiel an diesem Freitag gegen den KFC Uerdingen (19.30 Uhr Hafenstraße, LIVE bei uns im Ticker) redet niemand mehr von Qualität, obwohl die Mannschaft die gleiche geblieben ist. Und sie ist nur noch leidlich erfolgreich. Die 1:3-Pleite gegen Schlusslicht Hennef hat vielen womöglich den Rest gegeben. Gleichwohl hielt sich die Kritik an dieser indiskutablen Leistung in Grenzen. Man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Trainer noch Marc Fascher geheißen hätte. So aber hat man es auf der Tribüne eher stoisch hingenommen nach dem Motto: „Da ist eh nichts mehr zu retten. Der Pokal ist jetzt entscheidend.“
Man könnte Kray Schützenhilfe leisten
Exakt diese Einstellung muss Trainer Markus Reiter aus den Köpfen seiner Spieler vertreiben. Kein leichter Job, denn das Unterbewusstsein kickt stets mit. Aber es geht nun mal um eine professionelle Einstellung bis zum letzten Spielzug. Das ist man es dem (zahlenden) Publikum schuldig. Und dem FC Kray könnte man mit einem Heimsieg über Uerdingen indirekt im Abstiegskampf etwas unter die Arme greifen.
Rot-Weiss muss aber vor allem auf sich schauen. Man könnte heute Abend die Vorfreude auf das Pokalfinale noch ein bisschen schüren, man könnte sich Selbstvertrauen holen und versuchen, die neue Spielidee unter Wettkampfbedingungen - ohne großartigen Druck - umzusetzen. „Wir wollen ehrgeizig auf das 1:0 gehen und weiter Fußball spielen“, sagt Markus Reiter, dem selbstverständlich auch daran gelegen ist, erfolgreich zu sein, auch wenn er unter dem Status „Interimstrainer“ arbeitet. Aber dieser Einsatz bei RWE wird später ein Eintrag in seiner sportlichen Vita sein. In der Erfolge nicht nur wichtig sind, sondern entscheidend für einen Job. Vor allem, wenn man als Profi-Trainer arbeiten möchte.
Neuer Trainer soll rasch gefunden werden
Die Frage, wer Trainer bei RWE wird, ist noch nicht beantwortet. Hinter den Kulisse arbeiten sie längst an einer Lösung, so ist zu hören. Und man wird die Ergebnisse nach dem Pokalfinale preisgeben. Dem Verein sollte daran gelegen sein, dass die Entscheidungen möglichst schnell fallen. Schließlich hat der Neue auf der Trainerbank doch auch seine Vorstellungen, wie der Kader auszusehen hat. Dafür haben die Essener bekanntlich ja schon schriftlich fixiert, wie sie Fußball spielen wollen.
Überhaupt muss sich der Klub auf sportlicher Führungsebene neu aufstellen. Die Teamarbeit, wie sie derzeit praktiziert wird, ist konstruktiv, aber nur eine Übergangslösung. Es muss einen kompetenten Kopf geben, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Und das umgehend. Denn der aktuelle Zustand hat bei allem lobenswerten Teamspirit auch Nachteile, siehe Personalie Kai Nakowitsch. Vor dem Pokalfinale wollte RWE keine Gespräche mehr mit dem Spieler führen, heißt es. Dieser hat sich nun gegen RWE entschieden, weil auch er noch immer nicht weiß, was demnächst in Essen auf ihn zugekommen wäre.