Essen. Am Stadion an der Hafenstraße wagen Fans den Brückenschlag von der Vergangenheit in die Gegenwart. Zeugnisse der Vereinsgeschichte sollen unter anderem an das Georg-Melches-Stadion und an die „Kleine Gruga“ erinnern.
Über den Bahnübergang an der Hafenstraße rumpeln schwere Lkw. Der Krach ist ohrenbetäubend. Die Kulisse mag nicht so recht zum Anlass passen, aus dem sich einige Fans von Rot-Weiss Essen an der Zufahrt zum Stadion versammelt haben. Es ist der öffentliche Auftakt für ein Projekt, das die Initiative zur Rettung des Georg-Melches-Stadions so überschrieben hat: von der „Kleinen Gruga“ zur „Kleinen Melches-Tribüne“.
Auch interessant
Georg Melches, Gründer und Vaterfigur von Rot-Weiss Essen, hatte die „Kleine Gruga“ einstmals im Schatten der 1957 errichten Haupttribüne anlegen lassen, auf dass die Kumpel der umliegenden Zechen sich zwischen Brunnen und gepflegten Blumenbeeten von ihrer harten Arbeit erholen mochten. Die Blumen sind längst verblüht, und auch vom Georg-Melches-Stadion, einstmals als eine der modernsten Fußballarenen Europas gefeiert, steht kein Stein mehr auf dem anderen. Das ist bitter, besonders für jene, die sich dafür stark gemacht hatten, dass zumindest die Tribüne erhalten bleiben möge, und die immer noch Phantomschmerzen spüren, wenn sie über den weiten Parkplatz blicken, wo ihr Stadion einmal stand.
Brückenschlag in die Zukunft
Sie wollen die Erinnerung wach halten an die Geschichte ihres Vereins, an das Georg-Melches-Stadion und an die „Kleine Gruga“. „Wir fühlen uns ein bisschen als Retter der RWE-Historie“, sagt Karsten Fähndrich mit bewegter Stimme, bevor er und seine Mitstreiter eine Info-Tafel enthüllen, die Auskunft gibt über ihr Projekt. Dafür ausgeguckt haben sie einen 120 Meter langen Grünstreifen, bei dem auch wohlwollende Betrachter nicht gleich an eine „Kleine Gruga“ denken mögen.
Kleine Gruga, kleine Tribüne
Aber wie immer kommt es darauf an, was man daraus macht. Zeugnisse der Vereinsgeschichte wollen sie ausstellen. Da wäre die Förderlore von der Zeche Emil-Emscher und die „Kurze Fuffzehn“, die Bronzestatue eines Bergmanns, der 15 Minuten Pause macht. Es handelt sich wohlgemerkt um das Original, dass Melches in der „Kleinen Gruga“ aufstellen ließ. Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund bekomme eine Kopie, heißt es augenzwinkernd. Andere Exponate konnte die GMS-Initiative retten, bevor sie mit dem Stadion unwiederbringlich verloren gingen, allen voran ein Wandbild, drei mal vier Meter groß.
RWE-Fans, die aus ihrem persönlichen Fundus noch etwas beitragen wollen, sind herzlich willkommen abzugeben, „was für den Keller zu schade ist, aber fürs Wohnzimmer nicht taugt“, wie es Karsten Fähndrich formuliert. Am Ende dieser Zeitreise soll eine überdachte Sitzgelegenheit stehen, gestaltet in Anlehnung an die Haupttribüne des Georg-Melches-Stadions. RWE-Vorstand Michael Welling nennt es einen Brückenschlag von der Vergangenheit in die Zukunft. Andere nennen es gelebte Fan-Kultur.
Wer Kontakt zur Initiative aufnehmen möchte: kontakt@georg-melches-stadion.de