Essen. Die Turbulenzen wegen seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bekommt auch er zu spüren. Und das alles kurz vor dem Duell mit Viktoria Köln.

Marc Fascher wirkt frisch und erholt. Die kleine OP unter der Woche hat der RWE-Coach offenbar gut überstanden. Jetzt ist er wieder im Einsatz. Am kommenden Sonntag haben die Rot-Weissen eine schwere Aufgabe vor der Brust. Sie sind zu Gast bei Viktoria Köln, einst als Liga-Favorit gehandelt (14 Uhr, Sportpark Höhenberg). Aber in der Verfassung, in der sich RWE zuletzt präsentiert hat, dürfte ja jede Aufgabe schwer werden. Egal wo, egal gegen wen. Bis Mitte der Woche hatten die beiden Co-Trainer Robin Krüger und Stefan Kühne die Arbeit übernommen. Die Trainingsinhalte habe man durchgesprochen, erklärt der Chef, „in der Umsetzung hatten sie freie Hand. Ich habe da absolutes Vertrauen.“

Natürlich wurde Fascher bei der obligatorischen Vorschau-Pressekonferenz auf den Alleingang von Sportvorstand Uwe Harttgen angesprochen. Und wie alle bei RWE, schweigt auch der Angestellte Fascher zu diesem Thema. Dabei betrifft es auch ihn im erheblichen Maße. Schließlich hat seine vorzeitige Vertragsverlängerung durch Harttgen die Turbulenzen ausgelöst. Auch wenn es Fascher natürlich offiziell nicht kommentiert: Es wird ihn beschäftigen. Fascher wurde damals von Uwe Harttgen an die Hafenstraße gelotst und genießt dessen absolutes Vertrauen. Man darf davon ausgehen, dass der prompte Anschlussvertrag rechtsverbindlich ist. Aber da greift man der Juristerei besser nicht vor. Schließlich prüft die andere Fraktion innerhalb des Klubs offenbar gerade, ob bei Harttgens Alleingang tatsächlich alles ordnungsgemäß abgelaufen ist.

Vertrauen ja, Vertragsverlängerung nein

Immerhin, auch der Aufsichtsrat hat dem bei den Fans arg umstrittenen Fußballlehrer aktuell das Vertrauen ausgesprochen. Nur verlängern wollte das Gremium noch nicht. Wegen der sportlichen Entwicklung, wegen des Drucks von den Rängen oder der eigenen Überzeugung, wer weiß das schon. Und landet RWE am Ende unter den Top-Fünf, würde sich der Trainervertrag ja automatisch verlängern. Gehen wir mal davon aus, dass zumindest diese Klausel vom Aufsichtsrat seiner Zeit abgenickt worden ist.

Sollten sich nun RWE und Uwe Harttgen trennen, und viele Signale deuten darauf hin, würde Fascher seinen persönlichen Fürsprecher verlieren, das norddeutsche Duo wäre gesprengt. Ob es die Arbeit des Trainers erschweren würde? Dazu kann man nur sagen: Ein Profi muss das durchstehen, wenn er entschlossen ist, zu bleiben. Ebenso wie er in diesen Wochen Wut und Häme der Anhänger ertragen muss. Und man sollte nie vergessen: Auch das Geld spielt selbstverständlich eine Rolle.

Trainer und Mannschaft kennen den Weg, der sie aus der Schusslinie führen könnte. Kämpfen, überzeugend auftreten und Fußballspielen. Der alles entscheidende Erfolg stellt sich dann meist von allein ein. Allerdings ist das Spiel bei der Viktoria am Sonntag eine „Hammeraufgabe“, wie Fascher sagt. „Ich denke dennoch, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen.“ Die Favoriten der Regionalliga seien aber aktuell andere Mannschaften.