Essen. Rot-Weiss Essen bezieht mit 0:1 im Spitzenspiel bei Alemannia Aachen gleich zum Start nach der Winterpause einen ordentlichen Dämpfer. Tor des Tages fiel nach einer Standardsituation.
Diese Mimik war eindeutig. Finster und nahezu regungslos blickte RWE-Trainer Marc Fascher vor der Pressekonferenz in den Raum und wartete darauf, das Top-Spiel der Fußball-Regionalliga aus seiner Sicht zu kommentieren. So sehen keine Sieger aus. Aber wer will es dem Coach verdenken, enttäuscht waren natürlich alle Rot-Weißen an diesem Tag. Auch die mehr als 5000 Fans, die ihre Mannschaft zuvor 90 Minuten lang nach vorne gepuscht hatten. Doch es hatte nicht gereicht.
Gleich am ersten Spieltag nach der Winterpause haben die Essener gepatzt. Das 0:1 beim Tabellenführer Alemannia Aachen ist zwar erst die zweite Saisonniederlage überhaupt gewesen, doch keine Frage, für die Euphorie an der Hafenstraße war es ein ordentlicher Dämpfer. Es klingt paradox: Aachen hatte den Sieg verdient, aber für Rot-Weiss wäre auf dem Tivoli mit etwas Glück mehr möglich gewesen.
Die Gäste waren hoffnungsvoll in die Partie gestartet. Wie schon im Hinspiel (1:1) hatten die Rot-Weißen gleich den Turbo gezündet. Vollgas in Richtung Aachener Tor. RWE machte richtig Druck und zog ein Powerplay auf, ähnlich dem im Eishockey. Zeitweise schlug der bedrängte Gegner den Ball einfach nur unkontrolliert nach vorn, wo Essen die nächste Angriffswelle einleitete. Tim Hermes traf nach nur drei Minuten mit einem strammen Schuss nur die Latte. Es ging gut los, die Essener Fans waren bester Stimmung.
„Aachen hat uns eingelullt"
„Aachen hat uns eingelullt und das Spiel dann besser in den Griff bekommen“, erkannte Fascher. Das war etwa nach einer halben Stunde. Da wurden die Aachener sicherer, konnten sich häufiger mit guten Ballstaffetten lösen. Vor allem Aimen Demai und Tim Jerat waren im Mittelfeld präsent und behielten den Überblick und lösten manche Situation mit einem klugen Pass. Einfach clever, muss man sagen.
Den Rot-Weißen fehlte an diesem Nachmittag eine solche Spielerpersönlichkeit. In der Offensive sind sie ja bekanntlich hochkarätig besetzt mit Platzek, Studtrucker und Kreyer. Aber was nutzt es, wenn dieses Potenzial nicht unterstützt wird durch inspirierte und ideenreiche Aufbauarbeit, die auch mal Überraschungsmomente einfließen lässt? Dass Kapitän und Führungsspieler Benjamin Baier in Aachen vorzeitig das Schiff verlassen musste, ist bezeichnend. RWE ging schnell die Ideen aus. Und das kann gegen eine so kompakte Einheit, wie sie die Aachener formieren, spielentscheidend sein. Dass RWE nicht einen Eckball herausarbeitete, zeugt auch von fehlender Durchschlagskraft.
Aachens Taktik riskant und erfolgreich
Die Aachener Taktik war sicher nicht ohne Risiko, aber erfolgreich. Spätestens Mitte der ersten Hälfte war diese intensiv geführte Partie ausgeglichen und wurde geprägt von Kampf und Leidenschaft. „Wir wollten Fehler vermeiden, weil klar war, wenn wir ins Hintertreffen geraten, wird es schwer“, sagte Aachens Coach Peter Schubert. Gleiches galt aber auch für RWE. Nach einem Eckball köpfte der überragende Kevin Behrens das entscheidende Tor. Zuvor hatte es schon einen Warnschuss gegeben, als Aachens neue Sturmhoffnung Viktor Maier RWE-Keeper Niclas Heimann zu einer Klassereaktion zwang (29.). „Dass ein Standard heute ausschlaggebend war, ist glücklich für uns“, gab Schubert zu.
Der Treffer schockte die Essener, die den Faden verloren und ihn nicht mehr wiederfanden. Viele Fehler und Unsicherheiten schon in der Spieleröffnung erleichterten Aachen die Arbeit. Erst recht, nachdem Richard Weber nach einem „Klammerblues“ mit Behrens mit Gelb-Rot bestraft wurde.
- Alemannia Aachen - Rot Weiss Essen 1:0 (1:0)
- RWE: Heimann - Binder (46. Dombrowka), Zeiger, Weber, Huckle - Studtrucker (56.Freiberger), Grebe, Baier (83. Steffen), Hermes - Platzek, Kreyer
- Schiedsrichter: Thomson (Kleve).
- Zuschauer: 30 313 (ausverkauft).
- Tor: 1:0 Behrens (39.)
- Bes. Vorkommnis: Gelb-Rot gegen Weber (71., RWE - wiederh. Foulspiel)