Essen/Oberhausen. Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen nehmen die Saisonvorbereitung auf. Dabei sind die Vorzeichen bei beiden Regionalligisten unterschiedlich.

Vor mehr als vier Monaten konnten Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen zum letzten Mal ein Pflichtspiel bestreiten. Langsam herrscht Licht am Ende des Tunnels: Die beiden Fußball-Regionalligisten steigen in diesen Tagen wieder ins Training ein – unter verschiedenen Ausgangslagen, aber mit einer Gemeinsamkeit.

Sowohl RWE als auch RWO gehen die kommende Spielzeit in der Regionalliga mit einem neuen Trainer an. In Essen folgt Christian Neidhart auf den nach nur einer Spielzeit entlassenen Christian Titz, bei Oberhausen übernimmt Dimitrios Pappas (40) die Aufgabe von Klub-Ikone Mike Terranova, der sich nach vier Jahren an der Seitenlinie zurückzieht und vorerst im Nachwuchsleistungszentrum des Klubs arbeiten will.

Eine Liga abwärts

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Gerade an der Essener Hafenstraße wird mit neuen Namen die alte Sehnsucht nach den großen Zeiten im Fußball geweckt. Träumereien von der Bundesliga verbieten sich, aber Profifußball soll es bitte schon sein. Neidharts Satz zur Begrüßung wird daher gern gehört: „Ich komme nach Essen, um RWE in die 3. Liga zu bringen.“

Für die Aufgabe in Essen gab Neidhart sogar seinen sicheren Arbeitsplatz in der 3. Liga auf: Bis zum Saisonende trainierte er den SV Meppen – und das erfolgreich. Seit 2013 hatte der 51-Jährige das Sagen im Emsland, nach derartiger Kontinuität sehnen sich die Rot-Weissen schon lange. Während Neidharts Amtszeit in Meppen verschliss RWE sieben Trainer, Interimslösungen gar nicht eingerechnet. Trotz geringem Etat etablierte sich der SVM in den letzten drei Jahren in der Drittklassigkeit, der Tabellensiebte der abgelaufenen Saison hoffte zwischenzeitig sogar auf die Rückkehr in die 2. Bundesliga.

Top-Torjäger kommt nach Essen

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Der Wechsel Neidharts in die Regionalliga kam überraschend. Von einem Rückschritt will er aber nicht sprechen. „Für mich ist Rot-Weiss Essen ein Riesen-Verein mit großem Potenzial, aber auch viel Druck. Ich sehe es als Weiterentwicklung in meiner Trainertätigkeit.“

Am Donnerstag startet Neidhart mit seiner neuen Mannschaft ins Training. Die ersten Eindrücke sind positiv: „Das Umfeld ist total intakt, das gilt auch für die Mannschaft.“ Klar ist: RWE will unbedingt hoch. „Wer das nicht von Tag eins kapiert, der hat hier nichts verloren“, sagt Kapitän Marco Kehl-Gomez. Der Stamm der Mannschaft des Vorjahresdritten ist zusammengeblieben, lediglich der Abgang von Mittelfeldmann Amara Condé in eine höhere Liga droht noch. In Person von Simon Engelmann vom SV Rödinghausen konnte Rot-Weiss immerhin den Torschützenkönig der vergangenen Spielzeit verpflichten, aus Oberhausen kommen der bundesliga-erfahrene Torhüter Daniel Davari sowie Felix Herzenbruch.

Die Corona-Pandemie ging zwar auch an Essen nicht spurlos vorbei, im Vergleich zur Konkurrenz ist die wirtschaftliche Situation aber noch komfortabel. Anders sieht das wenige Kilometer weiter westlich am Stadion Niederrhein aus.

Umbruch in Oberhausen

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Dabei konnten sich Rot-Weiß Oberhausens sportliche Darbietungen zuletzt durchaus sehen lassen: Die vergangenen beiden Spielzeiten beendete RWO auf dem zweiten und dem vierten Rang. Doch vor dem Trainingsauftakt an diesem Mittwoch ist vieles ungewiss, der Kader ist längst nicht komplett. Sportchef Patrick Bauder hat einen Umbruch zu bewältigen. Neben Davari und Herzenbruch haben fünf weitere Stammkräfte den Verein verlassen. „Es ist kein Geheimnis, dass Corona auch RWO getroffen hat. Wir haben weniger Budget zur Verfügung“, sagt Bauder.

Nicht zuletzt deshalb soll auch der Austausch zwischen U17, U19 und Regionalliga-Mannschaft weiter vorangetrieben werden. Immerhin kennt sich Neu-Trainer Pappas dort bestens aus: Seit 2017 trainierte er die U19-Bundesligamannschaft von RWO, zudem spielte er viele Jahre gemeinsam mit Terranova für den Verein. Große Sprünge auf dem Transfermarkt sind finanziell bedingt aber nicht drin. Shun Terada (SV Straelen), Mark Depta (Viktoria Köln) und Adam Lenges (US-College) sind bisher die einzigen externen Zugänge.

Viele englische Wochen

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Neben Essen gehören Borussia Dortmund II und Fortuna Köln zum Favoritenkreis. Bei Absteiger Preußen Münster ist noch vieles unklar. In jedem Fall wird die kommende Saison eine besonders anstrengende: Coronabedingt gab es keine Absteiger, nach dem Rückzug des TuS Haltern gehen noch immer 21 Mannschaften an den Start. Der Auftakt soll am 4. September erfolgen, zahlreiche englische Wochen inklusive. „Für die Spieler wird es hart, aber auch schön“, betont Bauder.

Schließlich sind alle heiß, nach vier Monaten Zwangspause endlich wieder spielen zu können.