Essen. Nun ist klar, wo Fußball-Nationalspielerin Turid Knaak künftig spielen wird: Von der SGS Essen geht es für die 29-Jährige zu Atletico Madrid.

Als sie am 4. Juli im Pokalfinale mit der SGS Essen stand, war schon klar, dass dies ihr letztes Spiel im Trikot des Bundesligisten aus dem Ruhrgebiet sein würde. Nach dem 5:7 nach Elfmeterschießen gegen den VfL Wolfsburg wurde Turid Knaak von ihren Mitspielerinnen verabschiedet, am Folgetag trug sie sich ins Goldene Buch der Stadt Essen ein - das war es dann. Während bei ihren Kolleginnen Marina Hegering (FC Bayern), Lea Schüller (FC Bayern) und Lena Oberdorf (VfL Wolfsburg) die nächste Karrierestation bereits feststand, gab sich Turid Knaak verschwiegen. Doch nun ist das Ziel der 29-Jährigen bekannt.

Die deutsche Nationalspielerin wagt noch einmal den Schritt ins Auslandund wechselt zu Atletico Madrid. Das teilte der spanische Vizemeister am Dienstag mit. „Ich bin glücklich und aufgeregt. Die Art und Weise, wie der Klub mich überzeugt und willkommen geheißen hat, war großartig. Ich bin sehr ehrgeizig und möchte Titel mit Atletico gewinnen“, sagte Knaak, die einen Vertrag bis 2021 unterschrieb.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Köln

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Für die 14-malige Nationalspielerin ist es nach einem kurzen Engagement beim FC Arsenal 2014 die zweite Station außerhalb Deutschlands. Einst kickte die gebürtige Essenerin beim ESC Rellinghausen, 2003 heuerte sie bei der damaligen Fußball-Großmacht FCR 2001 Duisburg an. 2007 wurde sie mit den B-Juniorinnen Deutscher Meister, erzielte im Endspiel gegen den FC Bayern München das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg. In der Folgesaison wurde sie zur Bundesligaspielerin und erzielte in ihren ersten zwei Spielen jeweils ein Tor.

Turid Knaak ist aber nicht nur National- und Bundesligaspielerin, sondern auch Uni-Dozentin. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Köln und arbeitet dort im Bereich Sonderpädagogik. Für ihre Dissertation erforscht sie den Schriftspracherwerb von Kindern mit Lernschwierigkeiten. Angesichts des Schulausfalls in der Corona-Krise macht sie sich große Sorgen um lernschwache oder sozial benachteiligte Kinder. "Die erreicht man im Moment nicht. Sie befinden sich durch den Schulausfall in einer ganz schlechten Situation, weil gerade sie viel Zuspruch und eine direkte und persönliche Ansprache von Lehrerinnen und Lehrern benötigen", sagte Knaak. "Gerade für die Schülerinnen und Schüler mit Lernschwäche ist die aktuelle Situation eine Katastrophe. Das sind oft auch Kinder, die wenig Unterstützung von zu Hause bekommen und denen oft die Mithilfe der Eltern fehlt."

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Zudem sei es mit digitalem Lernen oder Video-basierter Unterstützung "nicht in jeder Familie und jedem Haushalt so einfach. Oft fehlt auch eine technische Ausstattung wie ein Drucker", sagte Knaak, die sich ganz bewusst für eine zweigleisige Karriere aus Profifußball und akademischer Laufbahn entschieden hat. "Ich schätze das sehr, weil jedes für sich wieder ein Ausgleich für das andere ist", sagt sie. (Gold)