Duisburg. Der Burkiner, der seit Saisonbeginn in Duisburg kickt, redet gerne, viel und fundiert. Er will keinen Druck auf den Trainer ausüben und stattdessen seine Erfahrung an die jüngeren Spieler in der Mannschaft weitergeben. „Ich bin ein Teamplayer“, sagt Zoundi: „In einer Mannschaft ist jeder auf seine Art wichtig.“
Von allen Spielern, die beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg unter Vertrag stehen, bringt Patrick Zoundi die meiste Erfahrung mit. 18 Mal hat er für sein Heimatland Burkina Faso international gespielt, war 2004 beim Afrika-Cup in Tunesien dabei.
Für den belgischen Verein KSC Lokeren lief der Offensivmann im Uefa-Cup gegen Manchester City (2:3) auf. In Belgien absolvierte Zoundi 67 Erstligaspiele, in Deutschland stand er in 90 Zweitligapartien für Fortuna Düsseldorf und Union Berlin auf dem Platz.
Für ihn wäre es demnach leicht, eine Etage tiefer mehr einzufordern. „So bin ich aber nicht“, sagt Zoundi, „meine Sicht der Dinge ist anders. Wenn ich spiele, dann muss ich der Beste auf der Position sein. Ich bin kein Typ, der Druck auf den Trainer ausübt und ständig darauf drängt, in die erste Elf zu kommen. Ich muss die entsprechenden Argumente im Training abliefern und zeigen, dass ich da bin.“
Zoundi könnte ohne weiteres noch in der Nationalmannschaft seines Landes Burkina Faso spielen. Dort ist der Belgier Paul Put Trainer, der Zoundi aus gemeinsamer Zeit in Lokeren kennt. „Der Coach wollte mich weiter einladen und aufstellen. Aber es gibt jüngere Spieler, die es einfach mehr verdient haben. Deswegen ist das Kapitel Nationalelf für mich seit dem letzten Jahr beendet. Ich möchte nicht eingesetzt werden, weil der Trainer mich mag.“
Dabei empfand der Mittelfeldspieler es als Ehre, für sein Land aufzulaufen. „Burkina Faso ist arm. Die meisten Leute haben kaum etwas zu essen, tun aber alles, um sich eine Eintrittskarte für Länderspiele kaufen zu können. Wir Fußballer sind in der Lage, diese Leute glücklich zu machen. Für 90 Minuten. Oder bei einem Sieg sogar etwas länger. Die Politik schafft so etwas nicht. Die meisten Bürger aus meiner Heimat verstehen davon nichts.“
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Zoundi spricht mehrere Sprachen
Der Duisburger Sommer-Neuzugang ist ein etwas anderer Profi. Zoundi spricht seine Landessprache Französisch, dazu Deutsch, hervorragendes Englisch, Flämisch und aus seiner Zeit in Griechenland auch ein paar Brocken Griechisch. In jungen Jahren hat er in Burkina Faso Wirtschaftswissenschaften studiert. Auf Reisen vertreibt sich Zoundi nicht die Zeit Handy oder tragbarer Spielkonsole, sondern mit Lektüre. Welche Richtung? „Philosophie“, sagt er, „ich lese viel und ich liebe Bücher, aber es ist nicht so, dass du in den Mannschaftsbus kommst und mich dann mit einem aufgeschlagenen Buch siehst. Das mache ich zuhause oder auf ganz langen Reisen.“
Ein schwer erkämpfter MSV-Punkt
Patrick Zoundi hat, gerade wenn er über sein Land und Politik spricht, ernste Ansichten. Aber vom Naturell her ist er ein lustiger Typ. „Ich mache gerne Spaß, mag Comedy und lache über Louis-de-Funès-Filme. Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der sehr viel spricht.“ So viel, dass es bei Union Berlin sogar mal ein – lustig gemeintes – Redeverbot für Patrick gab. In Anlehnung an die Fanaktion „12:12 – ohne Stimme keine Stimmung“ sollte Zoundi bei Union für zwölf Minuten und zwölf Sekunden schweigen. Der Baseballkappen-Fan grinst: „Das habe ich geschafft.“ Und wie lange? Zoundi: „12:13.“
In Duisburg trifft sich der Routinier mehrmals die Woche mit einem dicken Kumpel: Aristide Bancé von Fortuna Düsseldorf. „Wir haben zusammen in Lokeren und in der Nationalmannschaft gespielt. Aristide kommt mich oft besuchen.“ Ob das Duo irgendwann noch mal gemeinsam spielt? Zoundi flachst: „Warum nicht? Wenn wir mit dem MSV in der Bundesliga sind.“
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„Ich will dem MSV mit meiner Erfahrung helfen“
Doch jetzt heißt der Alltag 3. Liga. Und Patrick Zoundi ist vom Publikumsliebling noch weit entfernt. Bisher kam er elf Mal zum Einsatz, aber nur beim 2:0 in Burghausen durfte er über die volle Distanz ran. Zuletzt warf ihn eine Fleischwunde am Schienbein zurück. „Das ist gerade in einer Phase passiert, in der es aufwärts ging“, ärgert sich der „Joker“, „dadurch habe ich drei Wochen verloren. Ich will dem MSV mit meiner Erfahrung helfen.“ Offensiv rechts sieht er seine Lieblingsposition. Also dort, wo Michael Gardawski, der von Viktoria Köln aus der 4. Liga kam, seinen Platz zementiert hat. Zoundi: „Michael macht das richtig gut, er ist jung, schnell, technisch stark, hat Zug zum Tor. Ich stehe ihm mit Tipps zur Seite, so wie ich das in Berlin mit Christopher Quiring und bei Fortuna mit Maxi Beister gemacht habe. Sie haben auch meine Position gespielt und hatten ihre Einsätze verdient.“ Nach einer kurzen Pause schiebt er nach: „Ich bin ein Teamplayer. In einer Mannschaft ist jeder auf seine Art wichtig.“ Und noch eine Sekunde später sagt Zoundi: „Wahrscheinlich lese ich aber auch zu viel Philosophie-Bücher.“