Duisburg. MSV-Trainer Karsten Baumann erklärt im Interview mit der Sportredaktion die Diskrepanz zwischen Heimschwäche und Auswärtsstärke und sagt, was sich bei den Zebras verbessern soll. Der 44-Jährige fordert auch mehr Unterstützung für Stürmer Kingsley Onuegbu durch seine Mitspieler: „Sie müssen King helfen.“
Für MSV-Trainer Karsten Baumann ist die Rückkehr nach Osnabrück am kommenden Sonntag (14 Uhr/live in unserem Ticker) eine Premiere. Seit März 2011, als seine Tätigkeit bei den Lila-Weißen nach einer 1:3-Niederlage gegen Alemannia Aachen vorzeitig endete, war Baumann nicht mehr an der Bremer Brücke. „Das ist ein Stadion, in dem die Fans noch näher dran sind als bei uns in Duisburg. Wir müssen in Osnabrück einen kühlen Kopf bewahren“, sagt der 44-Jährige. Im Interview mit der Sportredaktion erläutert Baumann, warum sich seine Mannschaft bis zur Winterpause strecken und was sich ingsesamt verbessern muss.
Karsten Baumann, wie ist der Genesungsstand bei den zuletzt angeschlagenen Spielern?
Baumann: Tobias Feisthammel war am Dienstag wegen seiner Fußverletzung vorsichtshalber noch beim Arzt. Wir wollten bei ihm auf Nummer sicher gehen. Patrick Zoundi ist nach seiner Fleischwunde wieder ins Training eingestiegen. Gleiches gilt für Markus Bollmann nach seiner Schienbeinoperation.
Sind Zoundi und Bollmann schon wieder ein Thema für den Profi-Kader am Wochenende?
Baumann: Ja, die beiden sind ein paar Tage ausgefallen, waren danach im Lauftraining und haben deswegen nicht so viel Rückstand. Ich gehe davon aus, dass ich mit Patrick und Markus planen kann.
Zuhause tut sich Ihre Mannschaft schwer und konnte erst zwei Begegnungen gewinnen. Auswärts ist der MSV neben Spitzenreiter Heidenheim am schwierigsten zu knacken und hat erst sechs Gegentore kassiert. Wie erklärt sich dieser Unterschied?
Baumann: Es ist grundsätzlich einfacher, wenn du reagieren kannst, hinten gut stehst und dann schnell nach vorne spielst. Wenn man selbst das Spiel macht, ist das risikoreicher. Im eigenen Stadion schaffen wir es bislang nicht, den Druck so zu entfachen, dass dem Gegner die meisten Fehler unterlaufen. So sah es dann auch beim 1:1 gegen die Kickers aus.
Ein schwer erkämpfter MSV-Punkt
Ist die Leichtigkeit des Starts verflogen?
Baumann: Anfangs waren alle froh, dass es beim MSV Duisburg weitergeht. Wir haben eine großartige Unterstützung von den Fans erfahren und erfahren sie immer noch, aber Fehler wurden eher verziehen. Mittlerweile ist der Alltag eingekehrt. Und hinzu kommt, dass die Jungs sich mehr Gedanken machen. Ein weiterer Punkt: Die anfängliche Wundertüte sind wir jetzt nicht mehr. Die Gegner haben sich auf uns eingestellt. Und bei den Konkurrenten kommen die Körner, die sie sich in der Vorbereitung erarbeitet haben, zum Tragen. Wir müssen uns dagegen bis zur Winterpause richtig strecken.
Auffällig ist, dass Torjäger Kingsley Onuegbu gegen die Reserve des VfB Stuttgart und zuletzt gegen die Kickers meistens zwei Verteidiger an sich kleben hatte. Ist die Formel so einfach: Kingsley rausnehmen und der MSV gewinnt nicht?
Baumann: Grundsätzlich kann man Kingsley nicht hundertprozentig rausnehmen. Er bekommt immer seine Situationen im Spiel, aber wenn er eng markiert wird, dann müssen die anderen Offensivspieler die Gunst nutzen. Sie müssen King helfen, näher heranrücken und das Interesse der gegnerischen Abwehr auf andere lenken. Gegen Saarbrücken haben wir das gut hinbekommen. In den letzten Spielen waren wir nicht clever genug.
MSV-Trainer Baumann lobt „fanatisches Publikum“ in Osnabrück
Ist das Spiel in Osnabrück für Sie eine besondere Begegung?
Baumann: Ja. Ich hatte beim VfL eine schöne, erfolgreiche Zeit. Seit 2011 bin ich nicht mehr in Osnabrück gewesen. Das ist jetzt die Premiere, erstmals mit einem neuen Klub dort anzutreten. Der Torwarttrainer und der Physiotherapeut, mit denen ich vor zwei Jahren noch zusammengearbeitet habe, sind noch beim VfL. Die komplette Führungsriege ist dagegen neu.
Was ist an Erinnerungen hängen geblieben?
Baumann: Ich habe 500 Meter vom Trainingsplatz entfernt gewohnt und habe noch gute Kontakte zu den ehemaligen Nachbarn. Osnabrück ist eine lebenswerte Stadt, es gibt schöne Ecken, viel Natur. Und viel Regen (schmunzelt).
Der Verein besitzt einen besonderen Stellenwert in der Stadt, oder?
Baumann: Der VfL Osnabrück ist fest verwurzelt, die Fans halten dem Klub auch in schlechten Zeiten die Treue. Osnabrück hat ein fanatisches Publikum. Es ist immer die Frage, wie der Gegner mit der Atmosphäre klar kommt. Wir dürfen uns davon nicht beeindrucken lassen, müssen einen kühlen Kopf bewahren.
Wie schätzen Sie den VfL ein?
Baumann: Die Mannschaft hat sehr gut angefangen und viele neue Spieler integriert. Der VfL ist qualitativ gut, hat seine Stärken in der Offensive. Zuletzt gab es aber eine kleine Durststrecke mit zwei Niederlagen in Folge.